Traum vom Nordkap nicht erfülltNicola Thalmann ist am Dienstag gestorben
Köln – Nicola Thalmann träumte bis zuletzt. Sie wollte einmal mit dem Wohnmobil bis ans Nordkap, einmal die Polarlichter sehen, ein letztes Mal Freiheit spüren. Dabei war die Kölnerin unheilbar am besonders aggressiven Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt, die Ärzte wussten nicht, wie lange ihre Gesundheit noch mitspielen würde.
Im Netz hatte sie Spenden für die Reise gesammelt. Doch ihren Herzenswunsch hat sich die Kölnerin nicht mehr erfüllen können. Am Dienstag ist Nicola Thalmann im Alter von 52 Jahren verstorben. Ihr Erbe aber soll weiterleben.
Gerade zwei Wochen ist es her, da sprach sie in ihrem Krankenzimmer auf der Palliativstation der Uniklinik Köln noch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ über ihren großen Wunsch. Fröhlich, stark und tapfer wirkte die Kölnerin da. Eine, die nicht aufgeben und sich ihr Leben nicht von ihrer Krankheit diktieren lassen wollte. „Ich fühle mich gut, ich denke nicht an den Tod“, sagte sie damals.
Kurz darauf verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand rapide; bald war klar, dass eine Reise zum Nordkap wohl unmöglich sein wird. „Eine Seifenblase zerplatzte“, erzählt ihr Mann Jens Thalmann heute. Am Dienstag erlag Nicola Thalmann in den frühen Morgenstunden ihrer Krankheit.
Sie hinterlässt neben ihrem Mann ihre 18-jährige Tochter Britt. „Natürlich mache ich mir Vorwürfe, dass ich es nicht mehr geschafft habe, meiner Traumfrau ihren großen Herzenswunsch zu erfüllen“, sagt Jens Thalmann. „Aber sie hat sicherlich auch vielen Menschen da draußen zeigen können, wie wichtig es ist, an seine Wünsche und Träume zu glauben – und daraus eine Motivation ziehen zu können, mit seiner Krankheit umzugehen.“ Ihr Lebensmut und ihr eiserner Wille hatte auch das Personal der Palliativstation beeindruckt.
Hunderte Spender beteiligten sich
Die Krebsdiagnose war Thalmann im November 2018 gestellt worden, vor einem Monat dann war klar, dass ihre Krankheit nicht mehr zu heilen sein wird. Ihren großen Traum von der Fahrt ans Nordkap, für die der Familie eigentlich das Geld gefehlt hätte, gab sie trotzdem nicht auf. Im Netz startete sie eine Spendenaktion. Binnen kurzer Zeit spendeten hunderte Unterstützer rund 12 000 Euro. Nach der Berichterstattung des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sind nunmehr 14 372 Euro zusammengekommen.
„Dann schaue ich mir die Polarlichter eben von oben an“
„Wir haben nach dem Artikel einen so großen Zuspruch bekommen, von ehemaligen Patienten genauso wie von Freunden und Bekannten“, erzählt Ehemann Jens. Einen Teil des Geldes will er nun an die Palliativstation der Uniklinik spenden, außerdem mit den Spenden drei Monate lang ausschließlich ehrenamtlich als Entspannungstherapeut für Krebspatienten tätig sein – und Ende September mit seiner Tochter und dem Familienhund alleine auf die Reise ans Nordkap aufbrechen. „Wir werden sie im Herzen mitnehmen und die Eindrücke, die sie mit uns erlebt hätte, nun für sie erleben“, sagt Jens Thalmann.
Es wäre wohl im Sinne seiner Frau gewesen. Sie wusste, dass nicht nur ihr eigener Wille über Gelingen oder Scheitern ihres Traumes entscheiden würde. „Wenn es gar nicht klappt, bin ich auch nicht traurig“, hatte sie vor zwei Wochen im Interview erzählt. „Dann schaue ich mir die Polarlichter eben von oben an.“ Nicola Thalmann soll am Montag im engsten Familienkreis beigesetzt werden.