Unterwegs im VeedelAuf dem Wochenmarkt in Köln-Nippes
Nippes – Die Händler und die Kunden – mit ihnen steht und fällt die Bedeutung eines Wochenmarkts für sein Veedel. Der Nippeser Markt auf dem Wilhelmplatz gehört zu den größeren in Köln.
Der Sprecher
Marktsprecher Mustafa Özcan richtet sich gleich mit einem Appell an das Bürgeramt: „Es sollte die Strafe für Falschparker mindern!“ Es gebe große Parkplatzprobleme, denn viele Marktbesucher kämen von außerhalb. Die müssten ihre Wagen dann irgendwo abstellen. „Und bekommen schnell eine Strafe von 20 Euro“, sagt der 52 Jahre alte Özcan, „und dann besuchen sie uns nicht mehr.“ Ansonsten ist der Sprecher ganz zufrieden mit seinem Markt. An Ostern verteilt er Eier an den Ständen und an die Kunden, an Weihnachten gefüllte Taschen. Schon seit 38 Jahren steht Özcan auf dem Nippeser Wilhelmplatz. Er verkauft Stoffe: für Bekleidung vor allem, aber auch zum Basteln. Ein Tipp vom Fachmann: Im Trend seien momentan die Jersey- und Bündchen-Stoffe. Mustafa Özcan redet viel mit den Menschen auf dem Markt: „Ach, ich kann viele Witze erzählen. Wir machen hier viel Spaß.“
Die Vielseitige
Andrea Auf dem Wasser steht oft frierend auf dem Markt. Während andere bei Kälte ihre Heizöfchen anstellen, verzichtet sie lieber darauf. Sie hat Angst vor den Gasflaschen, die zum Betrieb der Wärmespender nötig sind. „Mir ist ständig kalt“, sagt sie – und reibt die Hände aneinander. Aber ihren ungewöhnlichen Stand betreibt sie mit großer Freude. Seit 1997 verkauft sie Kinderkleidung, Gewürze und selbstgemachten Schmuck. Diese kuriose Zusammenstellung habe sich einfach ergeben. „Erst hatte ich nur Kinderkleidung. Durch eine Freundin kamen dann Gewürze dazu. Das mit dem Schmuck ist aus Spaß an der Freude entstanden.“ Auf dem Wasser hat lange als Rechtsanwaltsfachangestellte gearbeitet. Als ihr Chef in den Ruhestand gegangen ist, hat sie sich gleich etwas ganz anderes gesucht. „Es ist halt leider nicht einfach, für ältere Arbeitnehmer, wieder etwas zu finden.“ Seitdem hat sie ihren Marktstand.
Der Ruhige
„Ich kenne Nippes sonst gar nicht“, gesteht Ralf Surma (50), der Stahlwaren verkauft, „ich bin aus Frechen.“ Deshalb rede er auch nicht so viel mit den Menschen. „Ab und zu erfährt man vielleicht mal das eine oder andere.“ Besonders kommunikativ will er aber gar nicht sein. Es ist einfach nicht seine Art, und er will sich nicht verstellen. Sein Geschäft läuft auch so ganz gut. Im Angebot hat er hauptsächlich Maniküre- und Pediküre-Artikel sowie Küchenmesser. Vor allem Nagelzangen- und Feilen seien gefragt. Und für ein Beratungsgespräch ist er immer zu haben. So hält es ihn schon seit 24 Jahren auf dem Nippeser Markt. Anfang der 90er – nach vier Jahren bei der Bundeswehr – wollte der gelernte Maschinenschlosser nicht mehr in seinen alten Job. Durch einen Bekannten kam er auf die Idee, einen Marktstand zu betreiben. Er habe es einfach mal versucht – und seine Bestimmung gefunden.
Der Mode-Experte
„Zurzeit kaufen die Kunden am meisten kleine Umhängetaschen“, sagt Scharifullah Kazikehl, „die gehen gut.“ Die seien zurzeit sehr modisch, viele trügen sie. Bei den Farben kann der Taschenverkäufer allerdings keine Trends ausmachen. Ob rot, gelb oder bunt, da sei alles gefragt. Der gebürtige Afghane ist vor rund 15 Jahren nach Deutschland gekommen und hat seinen Marktstand mit Taschen – die meisten stammen aus Italien – und Leder-Portemonnaies eröffnet. „Es war zunächst schwierig, mit den Leuten in Kontakt zu kommen“, erzählt Kazikehl. Erst einmal musste er die deutsche Mentalität kennenlernen. Mittlerweile hat er eine Reihe von Stammkunden. Allerdings beklagt er sich darüber, dass derzeit das Geschäft nicht besonders gut gehe. „Die Menschen suchen zurzeit vor allem billige Ware“, vermutet Kazikehl, „vielleicht haben sie einfach kein Geld mehr für modische Sachen.“
Das Schmuckstück
Am Stand von Frank Krause (41) funkelt und leuchtet alles. Einige Frauen stehen darum und betrachten den Schmuck. Der sei immer aus Edelstahl und vergoldet, versichert der Verkäufer. An seinen Stand würden übrigens nicht nur Frauen, sondern auch Männer herantreten, „logischerweise zum Verschenken“. Seit vergangenem Jahr ist Krause jeden Dienstag und Freitag in Nippes. Er handelt mit Posten aus einem Teleshop-Sender. Was dort nicht weggegangen ist, versucht er zu verkaufen. Auf seinen Tischen liegt die Kollektion vom vergangenen Sommer. „Wir müssen eben sehen, dass wir die alten Kollektionen vermarktet bekommen“, erzählt er. Bevor Krause mit den Schmuckteilen handelte, hat er an einem Markstand Reinigungsmittel verkauft. Die Nippeser gefallen ihm, sie seien nämlich treue Kunden. Er habe viel Stammkunden, „viele, die einmal hier waren , die kommen auch gerne wieder“.
Der Ratgeber
„Ich bin hier sehr gut angekommen, die Kunden haben uns direkt akzeptiert“, sagt Metzger Franz-Josef Immendorf. Er verkauft Fleisch- und Wurstwaren, eben das, was m an so in einer normalen Metzgerei auch anbiete. Sein altes Ladenlokal lief nicht mehr gut und musste geschlossen werden. Mittlerweile fährt er nur noch auf Märkte – und ist sehr glücklich darüber. Die Stimmung sei draußen einfach besser als im Laden. Er und seine Frau möchten gar nicht mehr zurück. „Wir kennen viele unserer Kunden richtig gut, auch mit Namen. Wir reden über private Dinge, sogar über Familiengeschichten“, sagt Immendorf. Das Schwätzchen gehört für ihn einfach zum geselligen Marktleben dazu. Gerne gibt er auch mal einen Rat. Das morgendliche Aufrappeln – selbst bei ganz miesem Wetter – ist er gewohnt: „Ich kann nicht bei jedem Tropfen zu Hause bleiben. Für meine Kunden bin ich gerne ständig da.“