Bezirksvertretung Köln-NippesFür Erhalt der Notdienstpraxis
Köln-Nippes/Longerich/Chorweiler – Wenngleich auch in Zukunft kein Patient auf eine ärztliche Versorgung nachts oder am Wochenende verzichten muss: So ganz sang- und klanglos abfinden wollen sich die Nippeser Bezirkspolitiker mit dem Aus der Notdienstpraxis am Nippeser St.-Vinzenz-Hospital nicht. Nach intensiver anderthalbstündiger Debatte mit dem Kölner Kassenärzte-Chef Dr. Jürgen Zastrow sowie dem Arzt Walter Klüwer und dem Nippeser Klinikchef André Meiser, bekräftigten sie per Resolution ihre Forderung nach einem Erhalt der Notpraxis in Nippes.
In einer Aktuellen Stunde hatte sich die Bezirksvertretung mit den jüngst bekannt gewordenen Schließungsplänen befasst. Von den Kassenärzten beabsichtigt ist, die ärztliche Notfallversorgung für den Norden in einer neuen Praxis am Longericher Heilig-Geist-Krankenhaus zu konzentrieren, und die Praxen in Nippes und Chorweiler zu schließen. Mit dazu beigetragen habe, dass das St.-Vinzenz-Hospital seinen Notfalltrakt in Nippes abbrechen und neu bauen will; die Praxis sollte bis 2024 ins Interim an der Weseler Straße ziehen, was die Ärztevereinigung nicht für sinnvoll hält.
Zastrow, bis 2009 selbst Bezirksvertreter, erläuterte seinen früheren Kollegen die Gründe für die Notdienstreform, die seit 2013 in Vorbereitung ist, sehr ausführlich. „Der Kölner Nordwesten ist das einzige Versorgungsgebiet mit bislang gleich drei Notfallpraxen – Ehrenfeld, Nippes und Chorweiler“, veranschaulichte er. Es gehe darum, die Versorgung besser zu konzentrieren – für einen wirtschaftlichen Betrieb sollen es mindestens 20 000 Fälle pro Jahr sein –, und zugleich die wirklichen Behandlungs-Notfälle auszumachen. Das geschehe zukünftig über eine „Triagierung“, bei der die Dringlichkeit direkt beim ersten Patientenkontakt eingeschätzt wird.
Zudem spreche auch die Lage für Longerich als neuer Standort. Denn das Heilig-Geist-Klinikum sei, Nippes und Chorweiler zusammen betrachtet, einfach zentraler gelegen. „Longerich würde für die meisten Einwohner im Bezirk Nippes, wenn überhaupt, nur wenig mehr Weg bedeuten, Nippes für die Chorweiler Bürger aber einen wesentlich längere Anfahrt.“ Man rücke die medizinische Versorgung näher in Richtung Chorweiler, wo die Ärztedichte 2,5-mal geringer sei als in Nippes. Im Übrigen habe sich die Notfallversorgung schon heute verbessert: So sei die Notdienst-Rufnummer 116 117 rund um die Uhr erreichbar und besser mit Rettungsdiensten verzahnt.
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Dem Argument der besseren Lage trat Walter Klüwer entgegen. Der Mauenheimer Internist hatte die Online-Petition zum Erhalt der Nippeser Praxis initiiert; sechs Ärztekollegen zeichneten sie mit. „Das Heilig-Geist-Krankenhaus hat, im Gegensatz zu St. Vinzenz, keine gute Bahnanbindung. Man muss von der Haltestelle recht weit laufen.“ Man habe die Zusammenarbeit mit St. Vinzenz sehr zu schätzen gelernt. Das bestätigte auch Klinikchef Meiser: „Für uns war die Situation ein Schock. Wir arbeiten sehr gut mit der Notdienstpraxis zusammen und könnten unsere neue Portalpraxis schon heute gemeinsam mit den Kassenärzten planen, wenn sie das wollten.“
SPD-Fraktionschef Horst Baumann verwies auf die schon heute prekäre Verkehrslage rund um Heilig Geist an der Graseggerstraße. Der Vize-Bezirksbürgermeister Daniel Hanna (CDU) brachte noch ein ganz anderes Argument ins Spiel: „Wir Nippeser haben schließlich schon unsere Geburtshilfe nach Longerich verloren.“
Künftig noch sechs Notdienstpraxen in Köln
Derzeit gibt es im Kölner Stadtgebiet acht Notdienstpraxen der Kassenärzte – pro Stadtbezirk, mit Ausnahme der Innenstadt, eine. So am St.-Antonius-Krankenhaus (Rodenkirchen bzw. Bayenthal), am Uniklinikum (Lindenthal), am St.-Franziskus-Hospital (Ehrenfeld), am St.-Vinzenz-Hospital (Nippes), die Notfallpraxis „Der Kölner Norden e.V.“ (Chorweiler), am Krankenhaus Porz am Rhein (Porz), am Evangelischen Krankenhaus (Kalk) sowie die Notdienstpraxis Köln-Nord-Ost (Mülheim). Hinzu kommen drei speziell kinderärztliche Notfallpraxen am Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße, dem Uni- sowie dem Porzer Klinikum. Nach einer Schließung von Nippes und Chorweiler zugunsten des Heilig-Geist-Krankenhauses, sowie auch der Mülheimer Notdienstpraxis, verblieben sechs allgemeinärztliche Notdienstpraxen. Wie der KV-Kreisverbandsvorsitzende Jürgen Zastrow anmerkt, sei Köln damit noch besser versorgt als jede andere Großstadt. So hätten Düsseldorf und Stuttgart nur eine Notdienstpraxis, selbst das große Berlin nur zwei.