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Serie

„Wir sind Köln“
Wie Rachid Ben Moussa als kölscher Marokkaner auf seinen beruflichen Erfolg blickt

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann im hellblauen Hemd und schütterem Haar steht mit erhobenen Händen in einem schmalen Gang zwischen mietbaren Lagerboxen.

Rachid Ben Moussa wird von allen wegen seiner offenen und hilfsbereiten Art geschätzt.

Rachid Ben Moussa kam als Zwölfjähriger aus Marokko. Heute nennt sich der Autofan und Unternehmer selbst „kölsche Jung“.

Wenn Rachid Ben Moussa auf der Straße jemandem begegnet, so grüßt er – ganz gleich, ob es Bekannte sind oder Leute, die er vorher noch nie gesehen hat. Ein freundliches „Guten Tag“, ein Lächeln – für ihn eine Selbstverständlichkeit. „Ich stelle mir vor, das könnte jemand sein, der fremd oder neu in der Stadt ist. So bekommen die Menschen einen guten Eindruck von Köln, dass die Menschen hier freundlich sind.“

Für das Gespräch holt er einen Becher Kaffee an einer nahen Imbissbude. Kurzer Plausch mit dem Besitzer und einem Gast. Auf dem Tresen eine Boulevardzeitung, die aus der Liebesbeziehung eines ehemaligen Rennfahrers eine Schlagzeile macht. „Na und?“, sagt Ben Moussa schulterzuckend, „ist doch völlig egal: Jeder Jeck ist anders.“

Vor 40 Jahren kam Ben Moussa mit seiner Familie nach Köln

Mit zwölf Jahren, 1984, kam er mit der Mutter und drei Geschwistern nach Köln, wo der Vater bereits seit den 1960er Jahren arbeitete. „Mein Vater war Betonbauer bei Strabag. Er hat am Bau des Gerichtsgebäudes und des Arbeitsamts an der Luxemburger Straße mitgearbeitet. Darauf war er sehr stolz.“ Die Familie stammt aus Marokko. In Köln kamen noch drei weitere Geschwister zur Welt. Heute ist Rachid Ben Moussa ein kölscher Marokkaner.

Rachid, der Älteste, befolgte den Wunsch des Vaters und lernte Automechaniker. „Aber auch, weil mir das unheimlichen Spaß gemacht hat“, erinnert er sich. Besonders gut kennt er sich mit Nutzfahrzeugen wie LKW und Baggern aus. Als wäre es erst gestern gewesen, erzählt er von der Ausbildung in der Werkstatt an der Longericher Straße. Vom Meister, der viel gefordert habe, dabei einen rauen, aber herzlichen und ehrlichen Umgangston pflegte.

Manchmal mit Worten, die heute Empörung hervorrufen würden. „Das war völlig in Ordnung, es war ja nicht verletzend gemeint“, ist er überzeugt. Und das Team sei einfach klasse gewesen. Den erlernten Beruf übt er heute nur noch nebenbei aus. Das Schrauben entspanne ihn, sagt er, und er mag es, ölige Finger zu haben und im Blaumann herumzulaufen.

Doch eigentlich ist Ben Moussa Unternehmer. 1998 hat er sich selbstständig gemacht. Zunächst mit Nutzfahrzeugen. Heute vermietet er große Garagen in Bocklemünd sowie Lagerräume und demnächst auch Büro-Arbeitsplätze. Großen Wert legt er dabei auf Rundum-Service für seine Kundschaft.

Self-Storage-Räume in Köln-Bilderstöckchen als neues Projekt

Im Gewerbegebiet Bilderstöckchen, nicht weit von seinem einstigen Ausbildungsbetrieb, hat er vor fünf Jahren einen maroden Gewerbebau kernsaniert, um dort ein Self-Storage-Angebot zu schaffen. Vor etwa einem Jahr eröffnete „deinlagerraum.de“. Nicht nur, weil er jeden Menschen auf der Straße freundlich grüßt, ist Rachid Ben Moussa bei seinen Nachbarn an der Robert-Perthel-Straße bekannt und beliebt. „Er ist einfallsreich und immer hilfsbereit“, charakterisiert ihn ein Nachbar.

„Man muss einfach mehr miteinander reden“, sagt Rachid selbst. Damit ließen sich viele Ideen und Projekte viel schneller umsetzen oder Fragen und Probleme rascher klären. Manchmal wünscht er sich weniger E-Mails, dafür öfter ein persönliches Gespräch oder ein Telefonat. Dass gute Kommunikation und – gerade in Köln – gute Beziehungen besonders wichtig sind, hat der 52-Jährige längst verinnerlicht. „Beim Aufbau von ‚Dein Lagerraum‘ haben mich zum Beispiel die Betreiber der Lagerbox in Ossendorf sehr mit ihrem Knowhow unterstützt“, betont Ben Moussa.

Nach inzwischen gut einem Jahr am Standort in Bilderstöckchen ist er mit Leihwagenfirmen aus der Umgebung im Gespräch über mögliche gemeinsame Dienstleistungspakete. Die praktisch bezugsfertigen Räumlichkeiten seines künftigen Co-Working-Space verfolgen ebenfalls das Ziel, dass die verschiedenen Nutzer voneinander profitieren. Ende September will Rachid Ben Moussa mit einem Handwerker-Event für die Mieter seiner XXL-Garagen in Bocklemünd das Kennenlernen und mögliche Kooperationen fördern.

Ans Ausruhen denkt er aber noch lange nicht: „Wir sind jetzt an mehreren Standorten, aber noch ein oder zwei weitere ‚deinlagerraum‘-Filialen, das wäre toll. Ich bin so dankbar in Deutschland zu sein, wo ich mir all das aufbauen konnte“, sagt er. Und ein bisschen stolz auf den beruflichen Erfolg ist er auch – wie der Vater es war.


Wir sind Köln

In unserer neuen Porträt-Reihe stellen wir Menschen aus Köln vor – hier geborene genauso wie Menschen, die aus anderen Regionen oder Ländern hierhergekommen sind. Denn wir halten es mit dem Stammbaum-Lied der „Bläck Fööss“: Jeder Mensch ist interessant. Jeder hat eine Geschichte zu erzählen. Und ohne Vielfalt wären wir deutlich ärmer!