Wohnen, arbeiten und ausgehenAtelierhaus „Clouth 104“ plant Richtfest für November
Köln-Nippes – Das Tempo der Bauarbeiten ist gewaltig. Im Frühsommer blickte man am Rande des Clouth-Geländes noch auf ein rund 5000 Quadratmeter großes Baufeld, in dem vorwiegend noch Fundament-Arbeiten liefen. Inzwischen ist der Rohbau des Wohn-, Geschäfts-, Gastro- und Atelierhauses „Clouth 104“ nahezu vollendet; die Bauteams haben stellenweise bereits mit dem Dachgeschoss begonnen. Von dort bietet sich ein monumentaler Blick auf die Arbeiten im Gebäude-Carré und den derzeit noch mit Baumaterial und -maschinen gefüllten Innenhof, der in seiner Mitte begrünt und mit Bäumen bepflanzt werden soll.
Richtfest im November
„Wir planen unser Richtfest für November“, verriet Andreas Gerhardt, Geschäftsführer des Nippeser Architekturbüros KairosRed. „Es soll in Form eines Quartiersfestes stattfinden.“ Im Südwesten des 14,5 Hektar großen ehemaligen Clouth-Fabrikareals, an der Backsteinmauer zur Niehler Straße gelegen, entsteht auf fünf Etagen, plus Tiefgarage und umlaufender Dachterrasse, auf 18 000 Quadratmetern Gesamtfläche ein multifunktionaler Bau zum Wohnen, Arbeiten und Ausgehen, der zu einem Dreh- und Angelpunkt der Clouth-Siedlung werden soll.
Ein Grundgedanke von „Clouth 104“ ist es von Beginn an, auf feste räumliche Trennungen zu verzichten. Statt fest eingezogener Wände soll die Nutzungsfläche flexibel belegt werden können; die Bewohner und Beschäftigten im Haus und Besucher sollen Lounge, Co-Working-Spaces, Besprechungsräume, Gemeinschaftsküchen, das begrünte Dachgeschoss, die Terrasse sowie Concierge- und Carsharing-Angebote gemeinsam nutzen – und auf der Dachterrasse gemeinsam Yoga-Übungen machen.
Über allem steht die Flexibilität. „Wir sehen das Gebäude nicht nur als Solitär, sondern als Teil des Quartiers“, so Gerhardt. Eine noch zu gründende Betreibergesellschaft für Clouth 104 soll die Nutzer des Hauses über Apps über anstehende Events, Angebote und Ausstellungen informieren. „Die räumliche Trennung von Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Kultur löst sich immer mehr auf“, bemerkt Röhrig. „Gut, dass sich das Quartier nun langsam belebt, denn einige Menschen leben nun schon seit fast drei Jahren hier.“ Ein neues Büdchen auf dem Areal soll, traditionell kölsch, zum weiteren Treff- und Austauschpunkt werden.
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Größtes Hotel in Nippes
Ein Teil des Gebäudes wird auch ein Konzept-Hotel sein. Mit rund 40 Zimmern wird es zugleich das derzeit mit Abstand größte in Nippes.
Und ein ganz Besonderes – denn jedes Zimmer soll individuell statt 08/15 und „von der Stange“ gestaltet sein; der Gast soll sich als Bewohner von Nippes fühlen – in einem Haus, wie es nur in Nippes stehen kann. „Köln braucht mehr Hotels? Das ist falsch: Köln braucht mehr schöne Hotels!“ bemerkt der Betreiber und Mitbegründer, Martin Stockburger, selbstbewusst. „Die Leute wollen Köln erleben, und nicht Hilton oder Motel One.“
Der Authentizitäts-Faktor sei zugleich mit ein Grund für den Boom von Zimmervermittlungen wie AirBnb. Ausgestattet mit Kunst aus den Ateliers des Hauses, familiär und mit viel Lokalkolorit soll es sein. Natürlich können auch die Hotelgäste alle sonstigen Angebote des Gebäudes – von Yoga bis Kunst – mit nutzen.
Städtisch geförderte Ateliers
Im Erdgeschoss des Gebäudes lässt sich die zukünftige Nutzung schon gut erahnen: In der großen, umlaufenden Halle sind bereits die Treppen gegossen, die vom Parterre ins Maisonette-Obergeschoss der mehr als 20 Wohnateliers führen. Direkt neben den Ateliers entsteht ein Restaurant. Die Hälfte der Ateliers sind städtisch gefördert, den Rest belegt KairosRed frei. „Wir werden Fotografen und bildende Künstler im Objekt haben, dazu Veranstaltungen wie die Offenen Ateliers oder Events zur Möbelmesse IMM.“ Barbara Foerster vom städtischen Kulturamt blickte auf den langen, steinigen Weg zurück, die Kunst wieder aufs Clouth-Gelände zu holen – die einst in der längst abgebrochenen „Halle 10“ beheimatet war.
„Uns war es sehr wichtig, dass die lange Tradition der Künstler auf dem Clouth-Gelände fortgesetzt wird“, so Foerster. Der damals durch den Clouth-Kunstverein „Cap Cologne“ geplante Ankauf des Gebäudes habe leider nicht geklappt. „Umso mehr freut es mich, dass Sie es geworden sind und den Künstlern einen Platz bieten“, lobte sie. „Der Bedarf an Ateliers ist in Köln nach wie vor immens. Gut, dass wir unterschiedliche Formen haben.“ Besonders die Wohnateliers seien reizvoll.