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Trotz Welterbestatus des DomsDEVK-Hochhaus in Köln rückt ein Stückchen näher

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Pläne DEVK-Zentrale 3

So könnte die neue DEVK-Zentrale in Köln einmal aussehen.

Köln – Die Stadt Köln geht im Streit um das geplante, bis zu 145 Meter hohe Hochhaus des Versicherers DEVK auf das Unternehmen zu: Die Verwaltung bringt für die Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 1. September eine Beschlussvorlage ein, sie will sich die grundsätzliche Zustimmung der Politik einholen, ob diese sich an der Zoobrücke ein Hochhaus vorstellen kann.

Damit würde das Verfahren zum Neubau samt der Leitlinien offiziell eingeleitet. Das Hochhaus an der Riehler Straße rückt ein Stückchen näher. Laut Stadt will die DEVK bis 2028 fertig sein. Die Gebäudehöhe kann laut Stadt zwischen 100 und 145 Metern liegen, wie hoch es genau wird, soll ein Wettbewerb klären.

Streitpunkt ist die Höhe des geplanten Hochhauses

Die DEVK hat sich wiederholt für die Maximalhöhe von 145 Metern ausgesprochen, sie hatte zuletzt sogar mit einem Wegzug ins Umland gedroht und auch die Sanierung der Zentrale gestoppt. Sie forderte mehr Tempo von der Stadtverwaltung, damit sie die sechsgeschossige Zentrale sanieren kann und das Hochhaus direkt daneben bauen kann – die Häuser sollen über einen Sockel miteinander verbunden werden. Es geht laut DEVK um eine Investitionssumme von rund 750 Millionen Euro.

Vorstandsmitglied Bernd Zens hatte Anfang Juli gesagt: „Nach nunmehr drei Jahren Gesprächen mit der Stadt, bei denen immer wieder neue Termine angekündigt wurden, verlieren wir langsam den Glauben an Zusagen seitens der Stadt.“

Am Donnerstag wollte er sich zur Beschlussvorlage nicht direkt äußern, Zens sagte aber nach einer Besprechung mit einigen Mitgliedern des Ausschusses: „Wir sind in konstruktiven Gesprächen, das ist eine gute Basis.“

Wie steht die Unesco zu den Plänen?

Es gibt aber noch eine große Ungewissheit: Wie sieht die Unesco das neue Hochhaus? Wird die Sichtachse auf das Welterbe Dom dadurch behindert? Auch die Stadt sieht die Relavanz dieser Frage, sie urteilt: „Aufgrund des Weltkulturerbestatus der Hohen Domkirche zu Köln nebst Domumgebung ist im Vorfeld die Zulässigkeit eines Hochhausprojektes an dieser Stelle zu prüfen.“

Schon in der Vergangenheit hatten Hochhaus-Pläne für viel Streit gesorgt, als in Deutz neue Hochhäuser gebaut werden sollte. Der Dom stand deshalb von 2004 bis 2006 sogar auf der Roten Liste der gefährdeten Weltkulturgüter. Erst als die Stadt von den Plänen absah, verschwand der Dom von der Liste. Seinerzeit wurde eine Pufferzone rund um den Dom entwickelt, davon wäre der DEVK-Standort nicht betroffen.

Offizielle Zustimmung fehlt noch

Laut Stadtverwaltung haben sich das Landes-Bauministerium und der Internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos) zum geplanten Hochhaus der DEVK abgestimmt, der Rat setzt sich laut eigener Aussage für die Bewahrung des historischen Kulturerbes ein. Eine offizielle Stellungnahme von Icomos zu dem Hochhaus liegt demnach noch nicht vor, aber laut Stadt ist „dem Vorhaben der vorgenannten Abstimmung zufolge an diesem Standort keine grundsätzliche Unzulässigkeit attestiert worden“.

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So sah ein erster Entwurf für das neue Hochhaus aus, es folgt aber noch ein Architektenwettbewerb.

Keine grundsätzliche Unzulässigkeit ist aber eben auch keine Zustimmung, deshalb hängt das Verfahren zunächst weiter davon ab, ob Icomos offiziell Ja sagt zum Hochhaus. Das betont die Stadt explizit.

Icomos teilte am Donnerstag mit, seine Stellungnahme schon an das NRW-Ministerium abgegeben zu haben, selbst wolle man gegenüber der Presse nicht kommunizieren. Das zuständige Bauministerium konnte eine Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag nicht beantworten.

Hochhaus liegt nicht in einer Tabuzone

Die Stadt verweist in der Frage auch auf den sogenannten Sternenplan, der die Sichtachsen auf den Dom schon vor Jahrzehnten untersucht hatte. Demnach liegt das DEVK-Haus nicht in der Tabuzone.

Die Stadt sagt aber: „Dennoch ist eine Untersuchung notwendig, die sensibel bewertet, welchen Einfluss ein höheres Gebäude auf den Kölner Dom hat beziehungsweise wie nahe ein höheres Gebäude an eine Tabuzone heranrücken darf.“ Die Verwaltung empfiehlt der DEVK, einen Experten untersuchen zu lassen, ob das Hochhaus die Sichtachse auf den Dom nicht einschränkt.

Dombaumeister Peter Füssenich wollte sich inhaltlich nicht zu den DEVK-Plänen äußern, er sagte am Donnerstagmorgen aber: „Es ist üblich und richtig, dass bei Bauvorhaben im näheren und weiteren Umfeld von Welterbestätten sogenannte Kulturerbe-Verträglichkeitsprüfungen durchgeführt werden, um die Auswirkungen eines Entwicklungsvorhabens auf den außergewöhnlichen universellen Wert bewerten zu können. Zur Zeit laufen wegen des geplanten Hochhausbaues Abstimmungsprozesse zwischen ICOMOS, der Denkmalpflege, der Stadt Köln, der DEVK und der Hohen Domkirche. Diese sind zur Zeit noch nicht abgeschlossen.“

Architektenwettbewerb klärt endgültige Höhe

Die Verwaltung präsentiert den Politikern nun zwei Varianten: eine mit 25 Geschossen und 100 Metern und eine mit 145 Metern und 38 Geschossen. Erst der Wettbewerb der Architekten soll aber im Detail klären, wie hoch an der Stelle ein Hochhaus sein kann. Der Wettstreit soll bis Ende März 2023 abgeschlossen sein.

Das Verfahren soll sich am neuen Höhenkonzept orientieren, das noch nicht fertig ist und erst 2023 der Politik vorgelegt wird – dann ist der Wettbewerb sehr wahrscheinlich also schon abgeschlossen.

Größerer Sockel, niedrigeres Hochhaus?

Offen ist aktuell noch, ob die DEVK auch mit weniger Platz auskommen würde, sie geht ja davon aus, bis 2041 von aktuell 2200 Mitarbeitern auf 3650 zu wachsen. Die maximale Fläche soll erst in den Unterlagen für den Wettbewerb festgelegt werden, das könnte Konfliktpotenzial bergen.

Die Stadt sagt: „Im Qualifizierungsverfahren soll die städtebauliche Figur des Hochhauses sowie die ideale Höhenentwicklung ermittelt werden. Die Nutzfläche der DEVK beziehungsweise die Bruttogeschossfläche sind entsprechend so zu kalkulieren, dass diese Vorgaben auch in einem Hochhaus von 100 Meter Höhe realisiert werden können.“ Wird dann etwa der Sockel höher, das eigentliche Hochhaus niedriger?

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Bislang ist ein vier-bis siebengeschossiger Sockel geplant, der die bisherige Zentrale nach der Sanierung mit dem Hochhaus verbindet. Dafür muss das Parkhaus des Zoos abgebrochen werden, die DEVK will es von der Stadt kaufen und eine Tiefgarage bauen, in der auch Zoo-Gäste parken können.

Es soll zudem auch das Areal zum Zoo hin in einem Ideenwettbewerb berücksichtigt werden, Vorstand Christopher Landsberg sagte: „Es wäre uns wichtig, die Pläne zusammen zu denken, um Synergien zu heben. Dann sehen wir das Hochhaus als Chance." Landsberg betonte aber, dass der Zoo Parkplätze für den Zeitraum brauche, wenn das Parkhaus abgebrochen wird.

Zur möglichen Verschattung durch ein Hochhaus sagte Landsberg: „Das würde ich aktuell als nicht so kritisch ansehen." Er verwies auf das auch in der Nähe stehende Colonia-Hochhaus mit knapp 150 Metern.

Skybar auf dem Dach möglich

In dem Sockel soll öffentlich zugänglich auch eine Gastronomie untergebracht sein, der Zugang zum Rhein gewährleistet sein. Auch eine Skybar ist möglich. Allerdings: Die zunächst angedachten Wohnungen sind nun nicht mehr vorgesehen.

Baudezernent Markus Greitemann hatte auf die Frage, ob die Stadt von Investoren wie der DEVK vor sich her getrieben werde, zuletzt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ geantwortet: „Nein. Ich werde nicht getrieben. Und wenn manch einer in der Stadtgesellschaft glaubt, wir wären von Investoren erpressbar, dann sage ich: Nein, wir sind nicht erpressbar. Wir verhandeln mit den Investoren, um das Beste für die Stadt auf Grundlage der städtebaulichen Ziele für Köln zu erreichen. Als Verwaltung handeln wir grundsätzlich zum Wohle der Allgemeinheit.“