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FührungSpektakuläre Einblicke in die Müllverbrennungsanlage in Köln-Niehl

Lesezeit 3 Minuten

Ein Blick in die Müllverbrennungsanlage in Köln-Niehl.

Niehl – Die Aussicht von der Kran-Kanzel in 25 Metern Höhe ist beeindruckend. Von hier aus schaut die Besuchergruppe, die sich an die Fensterscheiben drängt, in einen tiefen Abgrund, in dem ein riesiger Berg Kölner Restmüll – die Menge von einer Woche – gelagert ist.

Zuvor waren die Teilnehmer der Führung durch die Kölner Müllverbrennungsanlage, die die Kölner Abfallverwertungsgesellschaft immer wieder anbietet, mit einem Lift zur Plattform hochgefahren. Dort steuern zwei Mitarbeiter die Greifarme über dem Abfallberg und befördern in regelmäßigen Abständen große Haufen von Unrat in einen der vier Verbrennungskessel.

Aus der Kran-Kanzel in 25 Metern Höhe bietet sich ein beeindruckender Blick auf den Müllberg. Von dort aus gelangt der Abfall in die vier Öfen der Anlage.

Eine Stunde für 20 Tonnen Müll

„Die Müllöfen brauchen etwa eine Stunde, um zwei Greifarm-Ladungen mit je 20 Tonnen Müll zu verarbeiten“, erläutert Elke Jacob von der Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft Köln (AVG), die Betreiberin des Müllofens. „Der Betrieb läuft rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr. So kommen wir auf eine Kapazität von 735.000 Tonnen Restmüll jährlich.“

Über eine Wärmebildkamera haben die Kranführer auch die Temperatur auf dem Müllberg im Blick. „Sie darf nicht über 70 Grad liegen, sonst besteht die Gefahr, dass sich Müll selbst entzündet. Besonders gefährlich ist noch glühende Grillkohle aus Abfalltonnen in den Parks.“

Später können die Führungs-Teilnehmer selbst einen Blick aufs Kesselfeuer werfen, in dem die Flammen hoch lodern. „Hier dürfen es aus Sicherheitsgründen höchstens 1200 Grad sein. Zu viel Papier und Kunststoff im Restmüll der schwarzen Tonnen ist schlecht, weil sie schnell brennen und die Temperatur erhöhen. Deshalb bitte weiter fleißig den Müll trennen“, ergänzt Jacob.

In zwei Stunden durch den Müllofen

Die geführten zweistündigen Rundgänge durch alle Stationen des Müllofens sind spektakuläre Einblicke in die in ihren Ausmaßen beeindruckende Industrieanlage an der Geestemünder Straße. Diesmal sind 30 Leute mitgekommen – eine bunt gemischte Gruppe, von Kindern im Grundschulalter in Begleitung ihrer Eltern bis hin zu technisch interessierten erwachsenen Einzelbesuchern.

Vor dem Rundgang erhalten alle Teilnehmer Schutzhelme und -westen; zunächst heißt es „Akklimatisieren“: Das gesamte Gelände wird von einem leichten Abfallgeruch umweht; doch schon nach einigen Minuten wirkt er weniger penetrant.

Die erste Station des Rundgangs ist das Waagehaus, wo ankommende Müll-Lkw gewogen werden. Auch die komplette Besichtigungs-Gruppe lässt sich hier wiegen: Alle Teilnehmer zusammen bringen es auf 2090 Kilo Lebendgewicht – darauf hätte kaum jemand aus dem Team getippt. „Wir wiegen alle Lastwagen zweimal, beim Rein- und beim Rausfahren. So können wir genau bestimmen, wie viel Abfall angeliefert wurde“, erläutert Jacob das System dahinter.

Außer der Anlieferhalle, wo die Müllwagen ihre Fracht abkippen und dem Zugterminal, wo der Müll von den beiden Kölner Umladestationen eintrifft, besichtigt die Gruppe auch die Steuerzentrale der MVA.

Hier haben vier Mitarbeiter auf einer Nasa-artigen Bildschirmwand, die den ganzen Raum füllt, das Geschehen innerhalb der gesamten Anlage im Blick – inklusive der Strom- und Fernwärme-Erzeugung in der mollig warmen Turbinenhalle.

„Die Kollegen hier bedienen auch die Turbine und den Generator. Fast jeder vierte Kölner, 240.000 Einwohner sind es, bekommt von uns seinen Strom. Wir brauchen für die Herstellung also nicht etwa Kohle oder Gas, sondern nur Müll. Auch die Fordwerke erhalten Wärme von uns, ebenso wie jeder Haushalt, der ans Fernwärmenetz angeschlossen ist.“

Die letzte Station ist die große Halle mit der Abgasreinigung. In dem ebenfalls haushohen Saal, durch den die Besichtigungsgruppe staunend läuft, werden in fünf Reinigungsstufen nacheinander Staub, Schwermetalle und diverse Schadstoffe wie Schwefeldioxid und Stickoxide eliminiert. „Letzten Endes ist die Luft, die herauskommt, sauberer als die Umgebungsluft“, sagt Jacob.