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Innerer GrüngürtelDie „Kleine Alhambra“ verkommt und keiner kümmert sich darum

Lesezeit 3 Minuten

Das war mal eine Bank: Martin Turck steht im Ruhebereich der „Kleinen Alhambra“. Seine Ruhe auf einer Sitzgelegenheit zu finden, fällt hier allerdings schwer.

Nippes – Martin Turck schätzt die „Kleine Alhambra“ sehr. Der promovierte Kunsthistoriker, seit 1994 in Köln, hat hier seine Lieblings-Laufstrecke gefunden; für Stadt und Land hat er zudem als Denkmalpfleger gearbeitet und dementsprechend einen Blick dafür, welche grünen Zieranlagen schön sind – und welche nicht.

Turck lehnt an einer ramponierten Sitzbank, die eigentlich nur noch aus dem Gestänge besteht; sie steht im südlichen Teil der Parkanlage, dem eigentlichen Ruhebereich. Sitzen und Kraft tanken könne man hier schon seit Jahren nicht mehr, sagt Turck – das betrübt ihn.

Im Jahr 1922 von Fritz Schumacher entworfen und von Fritz Encke realisiert, ist die „Kleine Alhambra“ eines der letzten markanten Überbleibsel der bürgerlichen Gartenkultur der 1920er Jahre in Köln. Die meisten anderen Teile des Inneren Grüngürtels wurden über die Jahre verändert, die Nippeser „Alhambra“ dagegen – benannt nach der bekannten granadischen Burganlage im Süden Spaniens – ist in seinem streng- symmetrischen Stil des Französischen Gartens erhalten geblieben. So ist das knapp drei Hektar große Areal für Turck auch ein Stück Stadt-Historie. Es ist in drei Funktionsebenen unterteilt, wie es damals üblich war: Für die optische Schönheit stehen zum Beispiel ein etwas tiefer angelegter Senkgarten und Brunnen im Zentrum, im Westen sollte die groß angelegte Wiese dem Sport und Spiel dienen, die Kleingarten-Anlagen sollten Raum für Arbeit im Freien geben.

Park ist vermüllt und ungepflegt

Das Konzept ist noch heute erkennbar, der Zustand der Zieranlage jedoch alarmierend. „Im Dezember hat drei Wochen lang eine Keramiktoilette in der Brunnenschale gelegen“, sagt Turck. Vermüllt ist der Park ohnehin, einstige Wegführungen innerhalb des landschafts- und denkmalgeschützten Juwels sind kaum noch zu erkennen. Richtig Geld wurde zuletzt 1999 in seine Erhaltung investiert, damals waren es weit mehr als 200000 D-Mark.

Verdreckt: Dieses Bild aus dem Dezember zeigt die Kloschüssel, die drei Wochen lang in der Brunnenschale gelegen hat.

Joachim Bauer ist nicht überrascht, als er mit dem Zustand der „Kleinen Alhambra“ konfrontiert wird. „Das ist ein bekanntes Problem“, sagt der stellvertretende Leiter des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen. Ändern könne man das nicht, dafür fehlten der Stadt schlichtweg Finanzen und Kapazitäten, sagt er. Der Aufwand, all die grünen Kölner Schmuckflächen zu pflegen, sei einfach zu groß. Also habe man sich darauf geeinigt, bei solchen Anlagen lediglich „die Grundstruktur zu erhalten“. Größere Gelder fließen momentan in die Pflege von Flora und Rheinpark.

Die einzige Lösung, die Bauer für Flächen wie die „Kleine Alhambra“ sieht, ist eine engagierte Bürgerinitiative, wie sie sich etwa für den ebenfalls von Encke geschaffenen Rosengarten im Klettenberg-Park gefunden hat. „Wir pflanzen, wenn ihr pflegt“, sagt Bauer. Dann hilft auch die Stadt. Es braucht also mehr engagierte Bürger wie Martin Turck – vielleicht erlebt dann auch die „Kleine Alhambra“ einmal ihren zweiten Frühling.