Kita in Köln-BilderstöckchenNach jahrelangem Stillstand hat die Stadt andere Pläne
- Seit der Kita-Stilllegung herrscht an dem Gelände Trostlosigkeit. Der Fußweg neben dem Gelände hat sich als Jugendtreff etabliert. Anwohner klage über Lärm und Müll.
- Deshalb hat die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Nippes einen Strategiewechsel vorgeschlagen – ein Wäldchen soll dort entstehen.
- Doch die Stellungnahme der Verwaltung überraschte.
Köln-Bilderstöckchen – Schon seit fast zehn Jahren liegt das mehr als 1500 Quadratmeter große frühere Kita-Grundstück Eschenbachstraße 60 brach – und ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Nachdem Setzrisse im Gebäude aufgetreten waren, musste der damalige – auf einer alten Bauschutt-Deponie errichtete – städtische Kindergarten im Januar 2010 von einem auf den anderen Tag geräumt werden. Neubaupläne inklusive Stabilisierung des Erdreichs wurden seitdem geprüft und wieder verworfen.
Bereits seit kurz nach der Kita-Stilllegung herrscht auf dem Areal Trostlosigkeit vor; der Fußweg neben dem eingezäunten Gelände hat sich als inoffizieller Treffpunkt von Jugendlichen etabliert. Die Nachbarn klagen über Lärm und Müll, den sie hinterlassen. Auch einzelne Fälle von Zerstörungswut und Brandstiftung seien in der Umgebung schon vorgekommen.Angesichts dieses Zustands hatte die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Nippes einen Strategiewechsel vorgeschlagen: Wenn mit dem Areal schon nichts zu machen ist, soll dort zumindest ein Wäldchen entstehen. Genau das forderten sie zur September-Sitzung der Bezirksvertretung; rund 30 neue Bäume sowie eine Wildblumenwiese schwebten den Politikern vor.
Immobilien-Nutzung sei doch denkbar
Doch nachdem kurz vor der Sitzung die Stellungnahme der Verwaltung eingegangen war, konnte Vize-Bezirksbürgermeister Daniel Hanna (CDU), der den Antrag formuliert hatte, kaum noch an sich halten. „Mit Verlaub: Angesichts dieser unverschämten Antwort muss ich mir wirklich überlegen, ob die Tätigkeit hier noch sinnvoll ist“, klagte er.
Denn wie die Stadt schrieb, ist nun – entgegen ihrer jahrelangen Darstellung – wohl doch eine Immobilien-Nutzung des Geländes denkbar. „Die Verwaltung prüft, ob das Grundstück für eine sonstige soziale Nutzung – etwa eine Einrichtung zur Betreuung minderjähriger Mütter – oder alternativ eine Wohnbebauung in Betracht kommt“, schreibt das Liegenschaftsamt, das die Fläche zwischenzeitlich aus dem Bestand der Gebäudewirtschaft übernommen hat. Laut erster Einschätzung sei eine Bebauung nun doch möglich, wenn man das Erdreich bis auf sieben Meter Tiefe mit Auffüllmaterial verfülle oder Gründungspfähle verwende. Für einen bloßen Wald sei das Areal zu schade, denn es liege in einem voll entschlossenen Viertel; wenn man nicht hier baue, müsse man anderswo unberührte Fläche versiegeln, so das Amt.
„Wir kämpfen seit 2010 für die Rückkehr der Kita – und es hieß doch immer, es ginge gerade wegen des Bodens nicht“, klagte Hanna. „Zwischenzeitlich hieß es auf einem Ortstermin mit der Verwaltung, man müsste 250000 Euro in den Boden investieren, doch das sei der Kämmerin zu viel. Und jetzt lese ich, dass dort eine Betreuungseinrichtung für minderjährige Mütter möglich wäre. Wir brauchen aber vor allem Kitaplätze, wir sind unterversorgt hier im Veedel.“ Zudem kritisierte er das jahrelange Abwarten. „Das Grundstück vegetiert dahin, keiner kümmert sich darum. Man muss sich ein Bild mal machen von den Ratten, die da nachts rumlaufen.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Auch die übrige Runde äußerte ihre Missbilligung über die Einlassungen der Stadt. „Wir haben den Eindruck, dass mit dem Grundstück etwas ganz anderes geplant ist“, brachte es Bärbel Hölzing (Grüne) auf den Punkt. „Wir wussten vorher gar nicht, dass es eine Baufläche ist – die Argumentation ist im Vergleich zu vorher um 180 Grad verdreht“, merkte Bezirksbürgermeister Bernd Schößler (SPD) an.
„Es hieß immer, wir können hier nicht bauen. Und nun sagt die Stadt, wir dürfen dieses sinnvolle Bauland nicht verschwenden. Es ist erstaunlich, was ein Zuständigkeitswechsel in der Verwaltung bewirken kann.“ Er kündigte an, bei der Verwaltung auf eine Klärung der Widersprüche zu drängen. Bis dahin wurde der Antrag auf einstimmigen Beschluss vertagt. „Wir müssen jedenfalls darauf achten, dass junge Mütter und Kita-Kinder nicht gegeneinander ausgespielt werden“, warnte SPD-Mandatsträger Winfried Steinbach.
Die Entwicklungen auf der früheren Bauschutt-Deponie
1975: Die städtische Kita wird auf früherem Bauschutt-Deponiegrund eröffnet.
Januar 2010: Wegen mehrerer Setzrisse wird der Kindergarten geschlossen, die Pänz umverteilt.
Juni 2011: Die Bezirksvertretung Nippes beschließt auf CDU-Antrag, das bis dahin offene Grundstück abzusichern.
August 2012: Gebäude und Gelände verwahrlosen; Lärm und Dreck sind die Folge. Mehr als 60 Anwohner fordern per Petition, den Fußweg nahe der Kita zu schließen.
Januar 2013: Der Altbau der Kindertagesstätte wird abgebrochen.Februar 2014: Die Gebäudewirtschaft prüft konkret einen Neubau mit fünf Kita-Gruppen samt fünf Pkw-Stellplätzen.
Januar 2016: Die Bezirksvertretung beschließt auf CDU-Antrag, die Kita als Modulbau planen zu lassen. Sie müsse schnell her, weil sich der Platzmangel durch neu zugezogene Familien verschärft habe.
April 2016: Laut Stadt wäre ein Neubau nicht wirtschaftlich. Das Gebäude müsste auf zehn Meter tiefen Bohrpfählen gegründet, und ein „Geogitter“ in den Boden eingebaut werden, um Sackungen zu verhindern.
November 2017: Auf CDU- und SPD-Antrag beschließt die Bezirksvertretung einen Ortstermin mit Ordnungsamt und Polizei. Es gebe nun Zerstörungswut sowie einzelne Fälle von Brandstiftung.
Juni 2018: Die Bezirksvertretung erneuert die Forderung, den Durchgang zum Donnersbergweg zu schließen. Wenn die Ecke zur Sackgasse wird, soll sie ihre Attraktivität als Treffpunkt verlieren.
September 2019: Da eine Wiederbebauung nicht zu erwarten ist, stellt die CDU-Fraktion einen Antrag, ein Wäldchen auf dem Gelände zu pflanzen. (bes)