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Kölner FloraUmtopfen im ganz großen Stil im Botanischer Garten

Lesezeit 3 Minuten

Die mit einem Band markierten Pflanzen werden von den Mitarbeitern eines professionellen Gärtnerunternehmens versetzt.

  1. Bis zum September müssen alle Gehölze ausgelagert sein, um Platz für einen 11,4 Millionen Euro teuren Neubau inklusive einer Orangerie zu schaffen, der 2020 eröffnet werden soll.
  2. Für Besucher ist der Bereich bereits seit dem 1. Februar gesperrt.
  3. Das Verlagern an andere Standorte birgt große Risiken, nicht alle Pflanzen werden den Transport überleben.

Riehl – In der Flora herrscht zurzeit eine spürbare Abschiedsstimmung. In den maroden Gewächshäusern des Botanischen Gartens steht bereits jetzt kaum noch ein Stein an der gewohnten Stelle. Die 23 Mitarbeiter und 14 Auszubildenden graben Tag für Tag von Hand mit viel Mühe die wertvollen Pflanzen aus und packen sie sorgfältig ein. Bis zum September müssen alle Gehölze ausgelagert sein, um Platz für einen 11,4 Millionen Euro teuren Neubau inklusive einer Orangerie zu schaffen, der 2020 eröffnet werden soll. Für Besucher ist der Bereich bereits seit dem 1. Februar gesperrt.

Arne Seringer und John Schliebusch mit einer Zebra-Korbmarante.

Arne Seringer sticht mit einem Spaten minutenlang in die Erde, um die Wurzeln einer Manila-Palme behutsam zu durchtrennen. Der Gärtner, der in der Flora für die Aufzucht der Tropenpflanzen zuständig ist, muss auf seine langjährige Berufserfahrung zurückgreifen, um die Pflanze dabei nicht zu beschädigen. Der Ballen der Palme wird anschließend mit etwas Erde in einen schwarzen Plastiksack gepackt. „Wir lassen die Pflanze jetzt noch eine Weile in ihrer gewohnten Umgebung stehen, bevor sie in ein anderes Gewächshaus umziehen kann“, erklärt Flora-Direktor Stephan Anhalt. Die Palme müsse zunächst „lernen“, neue Wurzeln auszubilden.

Aufwendige Vorbereitungen

Das Beispiel verdeutlicht, wie aufwendig bereits die Vorbereitung für den Neubau der Gewächshäuser ist. Es werden Monate vergehen, bis die Hunderte von Pflanzen aus dem großen und dem kleinen Tropenhaus sowie dem Wüstenhaus an ihre neuen Standorte gebracht sein werden. Das könnte sich zu einem Wettlauf gegen die Zeit entwickeln, da dafür bislang lediglich eines der kleineren Aufzucht-Gewächshäuser zur Verfügung steht.

Baugenehmigung liegt noch nicht vor

Die Baugenehmigung für ein 200 Quadratmeter großes und sechs Meter hohes Interimshaus im Bauhof der Flora an der Amsterdamer Straße liegt bislang nicht vor. „Sollte diese Zwischenlösung bis Ende Juli nicht bezugsfertig sein, würde sich das gesamte Projekt um ein Jahr nach hinten verschieben“, warnt Anhalt. Es sei nur bis zum September möglich, die Pflanzen zu versetzen, da sie sonst aufgrund der zu großen Kälte Schäden nehmen würden.

So soll das neue Tropenhaus aussehen.

Das Verlagern an andere Standorte birgt ohnehin große Risiken. „Das werden mit Sicherheit nicht alle Pflanzen überleben“, sagt Anhalt. Zunächst hatte man deshalb überlegt, besonders große und wertvolle Gehölze während der Bauzeit stehen zu lassen und einzuschalen. Das habe man nach Gesprächen mit Kollegen aus anderen Botanischen Gärten, die saniert wurden, wieder verworfen. „Dabei kommt es fast immer zu schweren Schäden“, so Anhalt. Das Risiko eines Verlusts sei zu hoch.

Für das Versetzen der größten und kostbarsten Pflanzen wird ein professionelles Unternehmen engagiert, das mit speziellen Maschinen und Fahrzeugen arbeitet. Dazu gehören unter anderem ein 150 Jahre alter Sagopalmfarn aus dem ostasiatischen Raum und ein 300 Jahre alter Stechender Palmfarn aus Südafrika. „Was schnell wächst, kann man nachziehen, aber solche Raritäten wollen wir selbstverständlich erhalten, zumal viele aufgrund der Artenschutzabkommen nicht mehr beschaffbar wären“, sagt Anhalt. Die zwei Kubanischen Königspalmen, deren Samen der Direktor vor 16 Jahren selbst von der Karibikinsel mitgebracht hatte, können zum Beispiel nicht umziehen, weil sie eingehen würden.

Der 300 Jahre alte Stechende Palmfarn gehört  zu den wertvollsten Pflanzen in der Flora.

Der vom Büro Königs Architekten entworfene Neubau wird vom Grundriss mit dem des Bestandsbaus übereinstimmen, allerdings einige Meter höher sowie deutlich energieeffizienter sein. Die mehr als 60 Jahre alten Gewächshäuser sind so marode, dass sie zwischenzeitlich einsturzgefährdet waren. Erst durch eine Stützkonstruktion konnte die Standsicherheit wiederhergestellt werden.