Das Dr.-Dormagen-Guffanti-Haus der SBK produziert dank 3D-Drucker Deko-Artikel, aber auch Hilfsmittel für das Behindertenzentrum.
Kölner Dr.-Dormagen-Guffanti-Haus„Hilfsmittel sind wesentlich günstiger“ – Behindertenzentrum nutzt 3D-Drucker
Auch wenn 3D-Drucker nicht mehr neu sind, muten sie für den Technik-Laien immer noch ein wenig wie Science Fiction an. Es macht Spaß und ist faszinierend, dem Gerät bei der Arbeit zuzusehen. In rasendem Tempo rattert der 3D-Drucker aus dem Hause Bambu Lab, der im Aufenthaltsraum des Dr.-Dormagen-Guffanti-Hauses aufgestellt ist. Der in den Drucker integrierte Greifarm schwingt nach rechts und links, vor und zurück, und er baut in Windeseile, Schicht für Schicht, das gewünschte Teil zusammen – in diesem Fall ein Spielkarten-Haltebänkchen, beispielsweise für Mau-Mau- oder Rommé.
Seit der Drucker im Einsatz ist, sind schon viele schöne und nützliche Dinge entstanden: filigrane, detailgetreue Käfer- und Bienen-Figuren oder lustige Töpfe in Eierschalen-Optik, etwa für Kräuter-Ansaaten, oder Beschriftungs-Schilder zum Einstecken in die Gartenbeete. Doch auch Nützliches baut das Gerät zusammen: Besteckgriffe, Tellerrand-Erhöhungen zum Aufstecken oder Stifthalter und Schreibhilfen. Und das alles ist erst der Anfang – das Team des Hauses ist dabei, die neue Technik zu entdecken und für sich zu nutzen.
Selbst produzierte Hilfsmittel viel günstiger als im Handel
Genau 1000 Euro, unterstützt durch diverse Stiftungsmittel, hat das Longericher Behinderten-Wohnzentrum der Sozialbetriebe Köln (SBK) in den Drucker und das Zubehör investiert. Federführend bei der neuen Technik sind Marco Vetter und Torsten Letz, zwei Mitarbeiter des Hauses. Sie haben den Drucker installiert, in Betrieb genommen und sich auch in die zugehörige, über ein PC-Programm anwendbare Bedienungs-Software eingefuchst.
Vetter hatte selbst zu Weihnachten einen solchen Drucker geschenkt bekommen, die Technik hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen. „Viele Hilfsmittel, die wir ausdrucken, sind wesentlich günstiger, als würde man sie sich im Sanitätshaus bestellen, etwa die Tellerrand-Erhöhungen“, erläutert Letz. „Diese würden neu gekauft um die 20 Euro kosten, wir produzieren sie dagegen für rund einen Euro an Materialkosten.“
Der Rohstoff zum Drucken ist verschiedenfarbiges Plastik auf biologischer Basis, das sich der Drucker während des Produktionsprozesses von den Abroll-Spulen zieht. „Misslungene Entwürfe sammeln wir in einer Kiste unter dem Gerät. Wir schicken die verschnittenen Teile dann an den Hersteller zurück, der sie einschmelzt und daraus neue Rollen macht. Dafür erhalten wir die Rollen mit ein wenig Rabatt“, so Vetter.
Für zahlreiche gängige Produkte gibt es bereits Druck-Vorlagen zum freien Download aus dem Internet. Die beiden haben das mittelfristige Ziel, eine eigene Datenbank für Gebrauchsgegenstände zu erstellen.