Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Lucky's HausJugendtreff mit Tonstudio

Lesezeit 3 Minuten

Junge Besucher sitzen vor „Lucky's Haus“ und hören einem Gitarristen zu. Rechts (mit schwarzem Shirt) Einrichtungsleiter Ralf Krep.

Bilderstöckchen – Die Vorbereitungen zum großen Geburtstagsfest laufen schon auf Hochtouren. Auf dem Pflaster vor dem Eingang der Jugendeinrichtung „OT Lucky’s Haus“, Am Bilderstöckchen 58a, haben die Jugendlichen mit Kreide die Feier zum 40-jährigen Bestehen am 15. September angekündigt. An diesem Tag werden unter anderem Hip-Hop- und Graffitikünstler aus dem Zentrum beim Showprogramm ihr Können zeigen, Besucher und Nachbarn aus dem gesamten Veedel sind eingeladen, ab 16 Uhr die Einrichtung mit ihren vielen Facetten kennenlernen.

Das Jugendzentrum in Trägerschaft des Sozialdienstes Katholischer Männer e.V. (SKM) nahm 1972 im Sozialhaus an der Escher Straße 304 seinen Anfang – seit 1992, somit die Hälfte seines bisherigen Bestehens, befindet es sich am jetzigen Standort. Inzwischen ist „Lucky’s Haus“ für die jungen Bewohner von Bilderstöckchen und dem Umkreis nicht mehr wegzudenken. „Wir haben zwischen 60 und 80 Jugendliche, die täglich zu uns kommen – im Winter sind es manchmal mehr als 100“, so der Leiter des Jugendtreffs, Ralf Krep. „Und wir sind eine der letzten Jugendeinrichtungen, die abends länger auf haben.“

Jugendliche positiv wahrnehmen

Seit zehn Jahren leitet der 38-jährige Jugend-Sozialarbeiter das Zentrum im Norden von Bilderstöckchen. Ein wichtiger Punkt seiner Arbeit – und der seiner drei weiteren hauptamtlichen und zahlreichen ehrenamtlichen Mitstreiter – sei das Vertrauensverhältnis zu den Jugendlichen, die meist im Alter zwischen zehn und 20 Jahren seien. „Wir sehen uns als Verbindungsarbeiter in einem Viertel mit hoher Arbeitslosigkeit und oftmals beengten Wohnverhältnissen“, betont Krep. „Viele Jugendliche, die hier wohnen, werden in eine Schublade gesteckt, doch hier werden sie positiv wahrgenommen.“

Bei einem Rundgang stellt er das Zentrum vor – das so vielseitig ist wie die Jugendlichen, die es besuchen. Im Erdgeschoss, neben der Lobby mit Billard- und Kickertisch sowie dem kleinen Café, befinden sich der Raum für die Hausaufgaben-Betreuung und das Bewerbungstraining – und das große Kunstatelier mit seinem „kreativen Chaos“, wo viele Werke der Jungkünstler aus den vergangenen Jahren ausgestellt sind. Im Werkraum im Untergeschoss arbeiten die Graffitikünstler des „Mittwochsmaler“-Workshops – während sich nebenan in der Turnhalle mehrere Jungen beim Fußball austoben. Im Keller befindet sich auch der größte Stolz von „Lucky’s Haus“: das voll ausgestattete Ton- und Aufnahmestudio mit schalldichter Kabine, wo viele der Jung-Hip-Hopper aus Bilderstöckchen und dem übrigen Köln proben und Titel aufnehmen. „Das Zentrum befindet sich in einer stetigen Erneuerung, vieles nehmen die Jugendlichen selbst in die Hand“, so Krep. „Wenn ich mal zwei Wochen nicht hier war, bin ich erstaunt, wie viele Dinge nun schon wieder neu sind.“

Angespannte Situation im Viertel

Mit der manchmal angespannten Situation im Viertel sei freilich auch der Jugendtreff häufig konfrontiert, bemerkt Margret Hees, die Fachbereichsleiterin „Soziale Brennpunkte“ beim SKM – etwa wenn Nachbarn über Lärm und Müll von Jugendlichen klagen, die sich an einigen Stellen im Stadtteil treffen. Das „Lucky’s Haus“ könne den Jugendlichen eine Alternative bieten und so die Situation lindern, aber das Grundproblem nicht alleine beseitigen.

„Nicht alle Jugendlichen können eingebunden werden, aber wir wollen eine Anlaufstelle für alle sein und sie abholen, wo sie stehen“, betont Hees. Man setze da vor allem auf Begegnung, Beteiligung und Bildung. Auch wenn Jugendtreffs nicht das Allheilmittel im Verhältnis zwischen Jugendlichen und dem Veedel darstellen, gebe man den Teenies und jungen Erwachsenen etwas Halt. Wichtig sei auch die Zusammenarbeit mit Eltern, Netzwerken und Nachbarn, so Anke Patt, Öffentlichkeitsarbeiterin des SKM. „Wir sind häufig die letzten, die auch mit problematischen Jugendlichen reden können“, ergänzt Krep.