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Schock-Werners Adventskalender 21Der Grüne Hof in Köln-Mauenheim ist ein Ort der Ruhe und Geborgenheit

Lesezeit 2 Minuten
Mehrfamilienwohnhaus, vor dem sich eine Grünfläche und ein Spielplatz befinden

Der Vorplatz gibt der Siedlung in Köln-Mauenheim dank seiner großen Grünfläche ihren Namen.

Nüchterne Architektur, große Grünfläche: Die GAG-Wohnsiedlung „Grüner Hof“ in Köln-Mauenheim ist ein Ort der Gegensätze und des Friedens.

Der Grüne Hof in Mauenheim ist nicht nur für Ruhesuchende attraktiv, sondern – wie ich bei meinem ersten Besuch dort feststellen konnte – auch für Architekturinteressierte. Nach Plänen des Kölner Architekten Wilhelm Riphahn (1889 bis 1963), bekannt nicht zuletzt für den Bau der Kölner Oper und des Schauspielhauses am Offenbachplatz, entstanden zwischen 1922 und 1924 insgesamt 700 Wohnungen in vier langgestreckten Häuserzeilen. Die „Gemeinnützige Wohnungsbau AG“ (GAG) Köln wollte die Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg lindern und auf kleinem Raum möglichst vielen Menschen ein preisgünstiges Heim bieten.

Eulenskulpturen vor einem Wohnhaus.

Rechts und links um das Gebäude befinden sich Skulpturen von etlichen Eulen sowie von Hühnern, die den Abend bzw. Morgen symbolisieren sollen.

Riphahns Geschosswohnungsbauten vollziehen eine radikale Abkehr vom Historismus und vom Kleinsiedlungs-Wohnungsbau. Die Formensprache ist betont nüchtern, verrät mit den angedeuteten Spitzbögen über der Balkonzone an den Fassaden aber auch den Gestaltungswillen des Architekten. Seine Anlage setzt den GAG-Dreiklang „Licht, Luft und Bäumchen“ mustergültig um. In der Mitte zwischen den ersten beiden Häuserreihen im Westen ist eine erstaunlich große, rechteckige Grünfläche ausgespart, von der die ganze Siedlung ihren Namen hat.

Der Kontrast zu den Handtuchgärten in Reihenhaussiedlungen aus späterer Zeit könnte kaum größer sein. Hier kommt unwillkürlich ein Gefühl von Großzügigkeit und Weite auf, aber auch von Ruhe, ja Geborgenheit und Abgeschiedenheit. Kein Wunder, dass Leserin Bettina Greven der Grüne Hof in den Sinn kam, als ich nach Orten des Friedens in Köln fragte. Hier bleibt der Lärm der Stadt draußen. Autos dürfen nur auf der Südseite parken, die von der Friedrich-Karl-Straße her zugänglich ist.

Köln-Mauenheim: Grüner Hof

Dort ist auch – in Anlehnung an ein antikes Theater – eine Art Vorplatz in Halbkreisform angelegt. Er fungiert als monumentale Sonnenuhr. Wie eine überdimensionale Nadel ragt in der Mitte eine hohe, schlanke Stele auf. Bei sonnigem Wetter fällt ihr Schatten auf römische Ziffern für die Stunden vom Vormittag bis zum späten Nachmittag. Links und rechts symbolisieren Skulpturen von Hahn und Henne beziehungsweise von etlichen Eulen den Morgen und den Abend.

Wie alle Siedlungen der GAG ist auch der Grüne Hof wohlgepflegt. Man muss es dem Konzern zugutehalten, dass er auch und gerade um seinen Altbestand an Immobilien bemüht ist. Ich kann mir gut vorstellen, wie die Anwohner des seit 2010 denkmalgeschützten Grünen Hofs bei schönem Wetter herunterkommen, die Ruhe genießen, zwischen den Hecken flanieren und miteinander plaudern.