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Müll sammeln in KölnEin Waschtisch im Gebüsch

Lesezeit 2 Minuten

Eine Helfergruppe präsentiert einen Teil der gefüllten Müllsäcke

Niehl – Zentnerweise Müll, in mindestens 50 orangefarbene Säcke gepackt und am Randes des „Dorfplatzes“ am Ortseingang von Alt-Niehl demonstrativ zu einem großen Haufen aufgetürmt; im übrigen Viertel befanden sich noch weitere kleine Sammelpunkte. Dazu die üblichen sperrigen Einzel-Fundstücke – wie Autoreifen, Schirmständer, ausrangierte Küchengeräte oder einen ganzen Karton alter VHS-Videokassetten.

Das Ergebnis der ersten „Niehl putzmunter“-Aktion in Alt-Niehl war, je nach Perspektive, beeindruckend oder erschreckend. Denn im Alltag fällt es gar nicht auf, wie viel Müll im Gebüsch oder dunklen Ecken liegt, beziehungsweise jetzt: lag. Dementsprechend zufrieden waren die Teilnehmer der Premieren-Putzaktion im historischen Fischerdorf, logistisch unterstützt durch die städtischen Abfall-Wirtschaftsbetriebe (AWB) im Rahmen der stadtweiten „Kölle putzmunter“-Kampagne. „Wir haben extrem viel gesammelt“, gratulierte der Organisator Jürgen Grunert allen Mitstreitern.

Entlang des Fuß- und Radwegs Merkenicher Straße lag besonders viel Abfall

Die dreckigen Ecken des Veedels auf Vordermann zu bringen, das war das Ziel der Aktion. „Ich hoffe auch auf eine Art erzieherischen Effekt. Wer sieht, wie mühsam das Saubermachen ist, überlegt sich demnächst zweimal, etwas wegzuwerfen“, erläutert Grunert. Dessen Bruder Uwe ist im Nachbarveedel Riehl ebenfalls Organisator des dortigen Putztages. Schwerpunkte der Aktion waren unter anderem die Industriestraße, die Grünfläche im Niehler Ei, die Bremerhavener Straße und das Rheinufer.

„Es lohnt sich auf jeden Fall“

Zur Erstauflage in Alt-Niehl war die Resonanz groß: Rund 70 Leute haben sich angeschlossen, oft in Gruppen – so gingen allein rund 20 Mitglieder des Fußballclubs CfB Ford Niehl mit auf Tour, sowie eine Gruppe des Pfadfinderstamms „Troja-Toscana“, des Niehler Bürgvereins sowie der Kirchengemeinden. Und auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“ begab sich zusammen mit Grunert und einer weiteren Mitstreiterin auf den Reinigungsgang: Erster Einsatzort ist das Gebüsch am Ende des Fuß- und Radweges Merkenicher Straße, Ecke Industriestraße/Niehler Damm – ein extrem verschmutzter Ort, wie sich schnell herausstellt.

Eine Gruppe von Familien mit Kindern schaute derweil im Viertel Pastor-Wolff-Straße/Im Grund nach dem Rechten. „Es lohnt sich auf jeden Fall“, bilanzieren sie. „Wir haben kuriose Funde dabei gehabt, wie ein Waffeleisen, ein nagelneues Messerset und Skier.“ Auch im Gebüsch am Rande des CfB-Parkplatzes wird man schnell fündig: Hier kommt alleine ein prall gefüllter Müllsack zusammen. Nach drei Stunden harten Einsatzes trafen sich alle zum Abschluss auf dem „Bunneplätzche“ wieder. Dort hatte der Niehler Bürgerverein ein kleines Büfett mit Umtrunk organisiert – und die Stimmung ist wieder fast ein wenig wie an Karneval. Aber: „Wenn man sieht, was manche Leute wegwerfen, muss man wirklich an deren Verstand zweifeln“, resümiert der Vorsitzende Bernd Valjeur. So hatte jemand im Gebüsch sogar einen Waschtisch und eine Toilette verklappt.