Über 100 Ateliers, Proberäume im Innenhof, mögliche Open-Air-Konzerte: In Niehl entsteht eines der größten Kulturprojekte der Stadt.
Frühere Rheinbeton-ZentraleIn Köln entsteht ein neues Kulturzentrum – Open-Air-Konzerte möglich
In Köln-Niehl entsteht ein Kunst- und Kulturzentrum, das nach Fertigstellung zu den größten der Stadt gehören dürfte. Die Stadt investiert rund 1,5 Millionen Euro, um an der Delmenhorster Straße 20 über 100 Ateliers und zwei Tanzproberäume einzurichten. Der Popkultur-Verein in Köln schafft im Innenhof des Geländes außerdem Proberäume für Musikerinnen und Musiker. Die finalen Finanzmittel dafür soll der Stadtrat in der kommenden Woche freigeben.
112 Ateliers in „veredeltem Rohbau“ in Niehl
„Für die bildende Kunst werden die neuen Ateliers zu einer merklichen Entspannung bei der Raumknappheit sorgen“, sagt Fabian Hochscheid vom Berufsverband Bildender Künstler Köln (BBK). Für den BBK hat er an fast jeder Sitzung zur Delmenhorster Straße teilgenommen. Die Kölner Künstlerszene klagt seit Jahren über den Mangel an geeigneten und bezahlbaren Ateliers.
In Niehl sollen nun 112 Ateliers entstehen, die meisten sind zwischen 20 und 30 Quadratmetern groß. Diese Größe wird am häufigsten benötigt. Grundlage für die Umbauarbeiten an der Delmenhorster Straße ist das mit dem BBK erstellte Raumbuch, das seit dem Mai abschließend vorliegt. Alle Ateliers werden laut Stadt „eine Grundausstattung aufweisen, die als ‚veredelter Rohbau‘ zu beschreiben ist“.
Was darunter zu verstehen ist, erklärt Hochscheid so: „Es gibt den Raum, Strom, eine Teeküche und einen Waschraum auf jedem Flur. Aber zum Beispiel kein Wasser in allen Räumen, da dafür neue Pumpen hätten verlegt werden müssen.“ Die zwei großen Tanzproberäume werden mit Schwingböden und Duschen ausgestattet sein, hier wurde die Stadt vom Deutzer Tanz- und Kulturzentrum „Tanzfaktur“ beraten.
Ex-Rheinbeton-Gelände in der Nähe von Ford – Einzugdatum 2024
Bei dem Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Ford-Gelände handelt es sich um die ehemalige Zentrale der Firma Rheinbeton. 2021 hatte der Investor Osmab das Objekt gekauft. Im Mai 2022 beauftragte der Kulturausschuss die Verwaltung damit, 4500 der insgesamt 9200 Quadratmeter Fläche für ein Atelier- und Proberaumzentrum anzumieten. Die Stadt mietete die Fläche im Dezember 2022, seitdem läuft der Umbau. „Die Umbauarbeiten schreiten gut voran, es gibt bislang keine nennenswerten Verzögerungen“, heißt es von der Stadt auf Anfrage. Ein genauer Einzugstermin stehe noch nicht fest. „Die Verwaltung geht davon aus, dass der Bezug der Räumlichkeiten im zweiten Quartal 2024 stattfinden kann.“
Geklärt werden muss nur noch die Vergabe der neuen Atelierräume. Der Atelierbeirat der Stadt steht schon länger in der Kritik. „Die Bedingungen für eine Vergabe sind nicht mehr zeitgemäß“, sagt Hochscheid. Erarbeitet wird aktuell eine neue „Atelierförderstrategie“, die Anfang 2024 in die politischen Gremien gehen und zur neuen Grundlage für die Vergabe von Atelierräumen dienen soll. Die neuen Mieter der Delmenhorster Straße könnten darüber bereits ausgesucht werden und bei Fertigstellung der Umbaumaßnahmen unmittelbar einziehen.
In Köln mangelt es weiter an Proberäumen für Musiker
Laut Fabian Hochscheid gibt es mit der Delmenhorster Straße nun eine „Hoffnung auf Entspannung“ im Raumkonflikt – zumindest, was die bildende Kunst angeht. Bei der Musik sieht es anders aus. „Wir haben bereits viele Probezentren in Köln, aber es reicht hinten und vorne nicht“, erklärt Rosi Lang vom Popkultur e.V. Der Verein realisiert im Innenhof des Geländes zwölf Proberäume für Musikerinnen und Musiker. „Wenn der Großmarkt plattgemacht wird, wo aktuell auch Musiker ihre Proberäume haben, müssen auch die sich wieder etwas Neues suchen. Es verschwinden mehr Räume, als neu dazukommen“, erklärt Lang.
Ursprünglich hatte die Verwaltung geplant, im Hauptgebäude noch weitere Proberäume einzurichten, aus statischen Gründen wäre der Umbau allerdings zu teuer. „Das Kulturraummanagement sucht stetig nach Standorten für die Schaffung von Proberäumen“, heißt es auf Anfrage. Vorteil der Lage in Niehl ist laut Stadt, dass die Räume zeitlich fast unbegrenzt genutzt werden können, klassische Betriebszeiten würden entfallen. Direkt angrenzend gibt es nämlich keine Wohnbebauung.
Kulturdezernent Stefan Charles sagte im Interview mit dieser Zeitung im April, dass am Standort deshalb wahrscheinlich auch Open-Air-Konzerte möglich sein werden. „Für uns ist es ganz wichtig, dass die Leute rund um die Uhr arbeiten können“, sagt Rosi Lang. Über ein Formular auf der Seite des Vereins könnten sich Interessierte für einen Proberaum bewerben. „Die Delmenhorster Straße spricht sich in der Szene schon rum“, so Lang.