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„Warten auf Walter“Ehemalige Wochenmarkthändlerin stellt Kurzgeschichten-Sammlung vor

Lesezeit 4 Minuten
Eine dunkelhaarige Frau sitzt auf einer Mauer aus Stein und lacht in die Kamera.

Endlich Zeit für Urlaub: Slavica te Kaat, hier in ihren Sommerferien zu Besuch in Wien. Sie hat ihr zweites Buch veröffentlicht, am 25. August liest sie in Nippes daraus.

Slavica te Kaat hat ihr zweites Buch veröffentlicht. „Warten auf Walter“ umfasst elf Kurzgeschichten.

Vor zwei Jahren veröffentlichte Slavica te Kaat, damals noch Markthändlerin mit ihrem Spezialitäten-Stand „Et Marmelädche“ in Riehl, Niehl und Deutz, mit dem Kurzgeschichten-Band „Omnibus Blues“ ihr erstes Buch, das ein Verlag in ihrem Heimatland Bosnien-Herzegowina in einer deutschen und serbokroatischen Version herausbrachte. Nun hat die Autorin, die schon von klein auf schreibt, mit „Warten auf Walter“ ihr zweites Werk vorgelegt. Die elf Kurzgeschichten erzählen erneut vom Ankommen, von Hoffnungen, Enttäuschungen und Sehnsüchten, vom Zwischenmenschlichen und dem Leben zwischen den Kulturen. In diesen Tagen begibt sie sich auf eine Lesereise nach Bosnien; nach ihrer Rückkehr tritt sie am Sonntag, 25. August, auch in Nippes auf.

Frau te Kaat, woher ist die Inspiration für Ihr zweites Buch gekommen?

Slavica te Kaat Als Schriftstellerin gehen einem eben die Ideen nie aus. Durch meinen beruflichen Wechsel – ich arbeite nun im sozialen Bereich, mit vielen Menschen zusammen – ergaben sich neue Begegnungen und ich lernte menschliche Schicksale kennen. Der Erfolg des ersten Buches hat mich ermuntert, mit dem Schreiben weiterzumachen. Durch „Omnibus Blues“ wurde vieles bei mir freigesetzt, was vorher verschüttet war.

Gab es Unterschiede im Schaffensprozess im Vergleich zum ersten Buch?

Das Schreiben meines ersten Buches stand noch unter dem Motto: „Kannst Du es noch?“. An das jetzige Buch bin ich viel unbefangener und befreiter herangegangen. Und jetzt, wo ich nicht mehr Markthändlerin sind, habe ich mehr Zeit zum Schreiben – und übrigens auch, um mich mit den Details der deutschen Sprache zu beschäftigen. Nach wie vor gilt, dass mir die Authentizität der Geschichten wichtig ist. Denn wie will man über etwas schreiben, dass man nicht selbst erlebt hat? Das fände ich schwer.

Wie lange brauchten Sie für das Buch, und wovon handeln die Geschichten?

Für das jetzige Buch habe ich nur fünf Monate gebraucht. Viele Geschichten beruhen auf dem eigenen Erlebten, sowie meiner Tätigkeit mit den Leuten. Eine der Geschichten, „Signore Rolf“, entstand durch meine Arbeit mit einem älteren Mann, der inzwischen verstorben ist. Schon lange hatte ich vorgehabt, diese ganz besondere Lebensgeschichte literarisch zu verarbeiten. „Kroatien im Garten“ ist eine durch eigenes Erlebtes inspirierte Geschichte: als ich als Bosnierin, in der Zeit vor den Jugoslawien-Kriegen, in Kroatien zur Schule ging. Für mich war es eine komplett andere Welt, denn der Lebensstandard und die Mentalität der dortigen Menschen war eine ganz andere als bei uns in Bosnien. Die „Geschichte ohne Titel“ habe ich ganz bewusst so genannt, denn sie steht stellvertretend für unzählige Erfahrungen, die Menschen in unserer Gesellschaft machen. Sie handelt von Alltags-Grausamkeiten und verstecktem Rassismus – was zwar nicht benannt wird, aber trotzdem existiert. Und bei der Schlussgeschichte „Die Paradiesfalle“ habe ich mich etwas von Franz Kafka inspirieren lassen.

Welches ist Ihre Lieblingsgeschichte oder schönste Stelle?

Eine Auswahl unter den Geschichten zu treffen, fiele mir sehr schwer. Aber es gibt eine Stelle, die mir ganz besonders gut gefällt. Sie stammt aus der für das Buch namensgebenden Kurzgeschichte „Warten auf Walter“. Dort heißt es: „Es gibt Schmerzen, es gibt Wunden, die man ewig spüren und offen halten muss, damit man noch etwas merkt, wenn sich das Leben taub anzufühlen beginnt.“ Diese Passage könnte so ein wenig für das gesamte Buch stehen.

Vermissen Sie manchmal die Wochenmärkte, oder gibt es sogar noch Kontakte dorthin?

Ich bin nach wie vor gerne auf den Wochenmärkten unterwegs. Mit einigen Kollegen von damals sind dauerhafte Freundschaften entstanden. Gleichzeitig genieße ich aber auch die zusätzliche Zeit, die ich nun habe. Um zu reisen, Zeit für mich zu haben und in der Natur unterwegs zu sein. Jahrelang war ich beispielsweise nicht in Urlaub gefahren; das hole ich nun nach. Besonders freut es mich, jetzt wieder einmal in meine alte Heimat zurückzukehren und die Gesichter von damals wiederzusehen, und was aus ihnen geworden ist.


Das Buch „Warten auf Walter“, ISBN 978-3-7597-5325-0, ist bei BoD – Books on Demand, erhältlich. Es ist für 13,99 Euro in allen Buchhandlungen zu kaufen oder zu bestellen; auf Amazon gibt es eine Leseprobe.

Am Sonntag, 25. August, ist Slavica te Kaat ab 20 Uhr erneut zu Gast bei der Open-Air-Literaturreihe „R(h)ein fiktiv“ in der Garten-Parzelle 105 der Kleingartenanlage „Hoffnung“ zwischen Xantener Straße und Nordpark. Dort liest sie aus ihrem neuen Werk. Der Eintritt ist frei, ein Spendenhut geht herum. Platzreservierung und Wegbeschreibung zum Garten auf der Website von „R(h)ein fiktiv“. (bes)

www.rhein-fiktiv.de