Die neuen Schaugewächshäuser sind fast vollständig bepflanzt. Doch Besucher müssen noch warten, der „Kölner Stadt-Anzeiger“ durfte vorab hinein.
Neue Kölner AttraktionMangos und Papayas gedeihen – aber Besucher dürfen noch nicht hinein
„Wann können wir denn endlich rein?“ Passanten stehen neugierig am Zaun vor den neuen Schaugewächshäusern im Botanischen Garten. „Sieht doch alles schon fertig aus.“ Hohe Palmen und Farne stehen dicht an dicht. Der Wasserfall sprudelt. Hibiskusblüten leuchten rot und gelb. Und auch der Außenbereich ist schon herrlich bepflanzt. Doch Marina Tsaliki, seit kurzem Direktorin des Botanischen Gartens, muss dann immer wieder erklären, dass die Häuser voraussichtlich erst in der zweiten Hälfte 2024 eröffnen werden. „Wir brauchen jetzt noch etwas Geduld, um den Pflanzen Zeit zum Anwachsen zu geben, die Technik zu justieren und sie einmal im Winter zu testen“, sagt sie bei einem Rundgang mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
6400 Pflanzen für die Kölner Schaugewächshäuser
Denn so ein Gewächshaus ist eine komplizierte Angelegenheit. Seit 2016 waren die Pflanzen aus den alten, maroden Häusern, die abgebrochen werden mussten, in „Pension“ in andere Gewächshäuser ausgelagert. Seit Juni werden sie zusammen mit einigen dazugekauften Exemplaren in ihrer neuen Heimat wieder eingepflanzt. Das ist ein Kraftakt, 6400 Pflanzen werden hier eingebuddelt. Ein Drittel der Pflanzen ist jetzt drin, vor allem die großen. Aber Tausende kleine wie Kakteen und Bodendecker fehlen noch.
Sie kommen in den Genuss anspruchsvollster Technik. Im 17 Meter hohen Tropenhaus wird die Temperatur konstant bei 20 bis 25 Grad gehalten und die Luftfeuchtigkeit bei 80 Prozent. Eine Beregnungsanlage und Fenster, die sich automatisch öffnen, sorgen für das Gleichgewicht. Im Wüstenhaus dagegen liegt die Temperatur bei rund zwölf Grad und die Luftfeuchtigkeit zwischen 20 und 50 Prozent.
Die Pflanzen haben alles gut verkraftet. „Sie haben den Umzug erstaunlich gut mitgemacht. Es ist kein einziges Exemplar eingegangen. Die Pflanzen fühlen sich wohl hier, das zeigen sie uns“, sagt Marina Tsaliki. Und zwar rasend schnell.
Feigenkaktus trug schon Früchte
In der Nutzpflanzen-Abteilung direkt am Eingang sieht man Mangos, Sternfrüchte und Papayas in Fülle an den Bäumen. Wertvolle Vanille wächst und auch Bananen. Der Kaffeestrauch trägt reichlich Kaffeekirschen und am Kakaobaum sind winzige Früchte, die später zu großen Schoten werden. Auf dem Boden sprießen Ananas. Im Wüstenhaus begann der Feigenkaktus sofort zu blühen und hat schon Früchte getragen.
Wird es jetzt künftig Gewächshaus-Marmelade geben oder eine eigene Kaffeeröstung? „Darüber haben wir uns zunächst gar keine Gedanken gemacht, da wir diese Mengen an tropischen Früchten gar nicht erwartet haben“, sagt Tsaliki. Wenn die Häuser eröffnet sind, soll die Ernte bei Führungen aber auf jeden Fall als Anschauungsmaterial verwendet werden.
Großer Ficus ist eine Tonne schwer
Doch erstmal muss noch alles nach einem genau ausgeklügelten Plan koordiniert werden. Der große Ficus am Eingang war die allererste Pflanze, die ins Haus kaum. Er wiegt eine Tonne. „Als er unversehrt durch die Tür war, haben wir alle aufgeatmet.“ Liegend hereinbugsiert werden mussten die großen Palmen und der Baobab (Affenbrotbaum). „Die können, lässt man sie wachsen, das Schauhausdach von 17 Metern erreichen.“
Gearbeitet wird zurzeit noch an dem Höhenweg, von dem Besucher später aus 5,5 Meter Höhe von oben auf die Pracht herabschauen können und später dann irgendwann einmal mitten in den Zweigen stehen werden, wenn alles gewachsen ist. Nicht für die Besucher, sondern nur für Mitarbeiter ist jedoch die Brücke gedacht, die direkt oben unter dem Dach verläuft. Von ihr aus können Fenster und Leitungen gewartet werde. Rialto-Brücke wird sie liebevoll von den Mitarbeitern genannt.
Die müssen Sicherheitshelme tragen und um die vielen noch nicht eingepflanzten Kakteen ist noch Schaumgummi zum Schutz gegen die Stacheln gewickelt. Hier steht ihnen noch eine Sisyphusarbeit bevor. Im Botanischen Garten sind insgesamt nur 18 Frauen und Männer beschäftigt. Manfred Kaune, Leiter des Grünflächenamtes, lobt: „Ich bin begeistert vom Engagement der Mitarbeiter. Sie sind wirklich mit Herzblut dabei.“ Sie seien zum Beispiel regelmäßig zu den ausgelagerten Pflanzen gefahren, um sie zu gießen und zu pflegen. Andere hätten aus ihrem Urlaub Tauschpflanzen von anderen Botanischen Gärten mitgebracht.
Der Eintritt in die Schaugewächshäuser wird frei sein, die Besucherzahl wird zunächst auf maximal 200 Personen gleichzeitig beschränkt. „Wir werden dann sehen, wie es klappt und vielleicht noch nachjustieren“, sagt Manfred Kaune. Zum Beispiel müsse man schauen, wie es sich auf die Temperatur auswirkt, wenn die Eingangstür ständig auf- und zugeht. Aber man sei jetzt schon sehr glücklich mit den 19 Millionen Euro teuren Häusern. „Wir sind jetzt schon ein Vorzeigeprojekt und haben viele Anfragen von anderen Botanischen Gärten, die sich unsere Häuser anschauen möchten“, erzählt Marina Tsaliki. Die sind genauso gespannt wie die Kölner.