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Straßen schnell mal umbenanntUnbekannte überkleben Schilder in Nippes

Lesezeit 2 Minuten

Der Namen von Angela Davis prangt kurzzeitig auf Straßenschildern im Afrika-Viertel.

Nippes – Im Nippeser Afrika-Viertel werden zahlreiche Anwohner und auch die Passanten gestaunt haben: Mehrere Straßen hatten in den vergangenen Wochen in einer Art Guerilla-Aktion neue Namen bekommen. So wurde etwa aus dem nördlichen Teil der Bülowstraße vorübergehend die „Ella-Fitzgerald-Straße“, wie man am Schildermast Ecke Nordstraße/Bülowstraße lesen konnte.

Hier wurde die Straße kurzzeitig Ella-Fitzgerald-Straße getauft.

Und die Namibiastraße war bei der Jux-Aktion durch unbekannte Urheber zur „Angela-Davis-Straße“ umfirmiert worden, wie es an der Ecke Bülowstraße zu lesen war.

Auch an dieser Kreuzung im Afrika-Viertel wurden die Schilder kurzzeitig umbenannt.

Aufkleber bereits wieder entfernt

So konnte es auf den ersten Blick so scheinen, als hätten die Anrainer vorübergehend eine neue Adresse bekommen. Ella Fitzgerald war eine weltberühmte US-amerikanische Jazzsängerin, Angela Davis ist eine heute 75-jährige Schriftstellerin und Philosophin, die jahrzehntelang in der Kommunistischen Partei der USA aktiv war. Inzwischen hat der städtische Bauhof die Überklebungen wieder entfernt. „Dem Bauhof waren diese Schilder bereits bekannt“, erläutert Stadt-Sprecher Jürgen Müllenberg. Vor wenigen Tagen wurden die Aufkleber wieder von den Schildern entfernt.

Kunstaktion 2017

Derartige inoffizielle und illegale „Straßen-Umbenennungen“ kommen nach Auskunft der Stadtverwaltung hin und wieder einmal vor. „Allerdings nicht sehr häufig“, so Müllenberg – man habe in den beiden städtischen Bauhöfen keine genauen Zahlen oder Statistiken hierzu. Etwas anders verhielt es sich bei den symbolischen „Umbenennungen“ der Kölner Ring-Abschnitte im Jahr 2017 – für diese Kunstaktion lagen Genehmigungen des Ordnungsamtes vor.

So wurde damals der Hohenstaufenring kurzzeitig zum „Dietlinde-Schumacher-Ring“, als Hommage an die Inhaberin des alteingesessenen Büdchens auf dem Yitzhak-Rabin-Platz/ Ecke Beethovenstraße; der Sachsenring wurde zum „Doro-Hoffmann-Ring“, benannt nach der 1995 verstorbenen Mitbegründerin des Atelierhauses „Kat 18“ am Kartäuserwall 18.

Umbenennung 1991

Auch im Afrikaveedel ist es nicht die erste „Straßen-Umbenennung“: Zwei Straßen wurde bereits 1991 auf offiziellem Wege ein neuer Namen gegeben. So wurden aus der Carl-Peters- und der Lüderitzstraße die Namibia- beziehungsweise die Usambarastraße. Grund war die historische Belastung der zwei Kolonialherren als einstige Namensgeber: Carl Peters, einstiger kaiserlicher „Reichskommissar für das Kilimandscharogebiet“, der für seine außerordentliche Brutalität und Massaker an der afrikanischen Zivilbevölkerung bekannt war, sowie Adolf Lüderitz, Großgrundbesitzer im heutigen Namibia, der sich durch bewusst missverständlich formulierte Grundstücks-Kaufverträge, die sogenannten „Meilenschwindel“, unrechtmäßig viel Land aneignete.

Der heute noch im Stadtbild präsente dritte Namensgeber jener Epoche, Gustav Nachtigal, verblieb hingegen im Straßenbild: Er sah sich eher als Afrika-Forscher als Kolonialist und stand den kaiserlichen Eroberungs-Bestrebungen kritisch gegenüber, was auch durch Briefe- und Tagebuch-Eintragungen deutlich wurde.