Eine Ausstellung im Leonardo-da-Vinci-Gymnasium porträtiert Widerstandskämpfer in der NS-Zeit. Sie will Besucher für die Gefahr von Rechts sensibilisieren.
„Setzen Sie sich zur Wehr“Enkel und Söhne von Verfolgten des NS-Regimes diskutieren mit Schülern in Nippes
Sie wollten sich mit Totalitarismus und Führerkult, den Kriegsfeldzügen in Europa, den Deportationen und Massenmorden nicht abfinden – und setzten sich zur Wehr: etwa durch das Verbreiten von Plakaten und Flugblättern, dem Verstecken von Zwangsarbeitern, Deserteuren oder jüdischen Mitbürgern, dem Dokumentieren und Publik-Machen des Grauens in den Vernichtungslagern, dem gezielten Hören von ausländischem Radio und dem Verbreiten der Nachrichten, bis hin zum Versuch, Adolf Hitler zu töten.
Sophie und Hans Scholl, Claus Graf von Stauffenberg und andere
Unter den 25 Porträtierten in der Aula des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums an der Blücherstraße 15-17 befinden sich berühmte Namen wie Sophie und Hans Scholl, Dietrich Bonhoeffer, Georg Elser, Helmuth James Graf von Moltke oder Claus Schenk Graf von Stauffenberg, jedoch auch weniger bekannte Widerständler. Fast alle der Gezeigten bezahlten ihren großen Mut mit dem Leben.
„Die Ausstellung zeigt verschiedene Facetten des Widerstands“, so Anna Röder, Lehrerin und Leiterin des Projekts „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. „Die 19-jährige Liane Berkowitz etwa verfasste kleine Klebebotschaften. Dafür wurde sie zum Tode verurteilt.“ Hitler persönlich hatte 1943, sogar gegen die Empfehlung des Reichskriegsgerichts, ihre Begnadigung abgelehnt.
Vier Nachkommen von Widerständlern erzählen – Appell zum Aktiv-Werden
Rund 70 Gäste waren zur Eröffnung der Wanderausstellung „Was konnten sie tun? – Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1939-1945“ der Stiftung 20. Juli 1944 und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand zu Gast. Zugleich diskutierten vier „Kinder des Widerstandes“ mit der stellvertretenden Leiterin des NS-Dokumentationszentrums, Annemone Christians-Bernsee, sowie dem Publikum: Dieter Grützner, Sohn eines Kölner Edelweißpiraten, Rainer Zorn, dessen Vater Mitglied im „Nationalkomitee Freies Deutschland“ war, Bruno Neurath-Wilson, dessen Vater mehrere KZ überlebte, sowie Martina Bötig, Enkelin des Widerständlers Albert Müller, der in seinen letzten Lebensjahren Nachkriegs-Oberbürgermeister von Solingen war.
Sie berichteten in bewegenden Schilderungen von den Motiven ihrer Väter oder Großväter, sich dem Terror entgegenzustellen. Im Gegensatz zu den in der Ausstellung Gezeigten überlebten alle vier Vorfahren jedoch, mit Glück und Geschick, den NS-Staat. Erklärtermaßen will das Gymnasium zur anstehenden Bundestagswahl Schülerinnen und Schüler, sowie Gäste mit der Schau wachrütteln. „Die Ausstellung ist aktueller denn je – heute, wo Rechtsextremisten in ganz Europa auf dem Vormarsch sind“, betonte Röder.
„Die Geschichten sollten uns einen Spiegel vorhalten. Denn Zivilcourage ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine bewusste Entscheidung“. „Die Verschiebung der Grenzen des Sagbaren, vor allem in den Sozialen Medien, ist ein großes Problem“, befand Zorn. „Irgendwann sind Naziparolen wieder salonfähig. Damals war der Mangel an Öffentlichkeit ein Problem, heute ist es das Übermaß.“ Und Bötig appellierte: „Setzen Sie sich gegen Rassismus-Parolen zur Wehr. Es ist nicht schön und ziemlich aufregend, aber es macht einen stärker.“
Die Ausstellung in der Aula des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums, Blücherstraße 15-17, ist noch bis Ende Januar während der Schul-Öffnungszeiten auch für Besucher nach Anmeldung im Sekretariat, zu besichtigen. Am Donnerstag, 23. Januar, ab 18 Uhr treten die „Kinder des Widerstandes“ im NS-Dokumentationszentrum, Appellhofplatz 23-25, erneut auf. Am Montag, 27. Januar, ist ab 18.30 Uhr das Theaterstück „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“, das von den Tieren im Zoo des KZ Buchenwald handelt, in der Gymnasiums-Aula zu sehen.