Mit der Ausstellung „Kunst als Obsession – Leiden(schaft) auf Papier“ feiert die 1979 gegründete Galerie ihr Jubiläum. Seit 2008 ist sie in Nippes.
Kultur-JubiläumGalerie Koppelmann in Nippes feiert 45-jähriges Bestehen
Mit ihren Räumlichkeiten an der Baudristraße 5 sind die Galerie-Gründerin Ingrid Koppelmann und ihre Tochter Janine Koppelmann, die mit der Kunst aufgewachsen ist und die Galerie mitbetreut, rundum glücklich. Über eine kleine Einfahrt geht es in einen lauschigen Hinterhof mit Kunstskulpturen, der im Sommer als Co-Ausstellungsfläche bespielt wird, sowie zu den verwinkelten Innenräumen.
Bereits 45 Jahre besteht die Galerie insgesamt schon, davon 16 Jahre am jetzigen Standort in Nippes. Zum Jubiläum ist die retrospektive Ausstellung „Kunst als Obsession – Leiden(schaft) auf Papier“ mit Peter Gilles und Jürgen Vogdt zu sehen. Die beiden 2017 beziehungsweise 2023 verstorbenen Künstler hatten die Galerie lange begleitet und durch ihr Schaffen mitgeprägt.
Künstlerische Verarbeitung des Reagan-Attentats
Von Gilles ist eine 140-teilige Serie aus Schwarz-Weiß-Zeichnungen zu sehen, die er 1981 unter dem Eindruck des Attentats auf den damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan erstellte – teils hat er die Blätter mit den düster wirkenden Zeichnungen bewusst aufgeraut, eingerissen und durchlöchert. Der Maler, Zeichner und Performancekünstler liebte die Arbeit mit Grenzerfahrungen; mitunter arbeitete er bewusst unter Schmerzen oder Sauerstoffentzug, in extremer räumlicher Enge, mit seinem eigenen Blut als Farbe oder seinem kompletten Körper als Mal-Utensil.
Im großen Raum der Galerie sind 200 der rund 1200 Zeichnungen aus Gerhard Vogdts Werk „Nina & Franz“ ausgestellt; jede einzelne davon steht für eine Szene aus dem unvollendet gebliebenen Roman „Der sechste Sinn“ des österreichischen Autor Konrad Bayer. „Es ist ein Werk, in dem man sich regelrecht verlieren kann“, bemerkt Janine Koppelmann beim Gang durch die Ausstellung.
Erste Räume in Leverkusen eröffnet – 1982 Umzug nach Köln
Ihre Mutter hatte ihre ersten Galerieräume 1979 in Leverkusen eröffnet, 1982 zog sie an den Friesenplatz in der Kölner City um, gefolgt von einem Intermezzo an der Ecke Moltkestraße / Jülicher Straße im Belgischen Viertel. 2008 taten sich die jetzigen Räume in Nippes auf, die sich als Glücksfall erwiesen. Damals kam Ingrid Koppelmann, die vor kurzem ihren 80. Geburtstag gefeiert hatte, als Quereinsteigerin zur Kunst. „Heute ist sie ein wandelndes kunsthistorisches Buch.“
Die Galerie blickt auf mehrere spektakuläre Veranstaltungen zurück: So „übernahm“ sie 2010 mit befreundeten Ateliers unter dem Motto „Pimp the Timp“ die Räume des damals leerstehenden Hotels am Heumarkt, das besonders durch seine Travestie-Showbar bekannt war; die Aktion wurde 2012 wiederholt. Im September 2017 gab es in den Galerieräumen unter dem Titel „sharing 576h“ 24 Tage lang nonstop, Tag und Nacht hindurch und auch per Webcam verfolgbar, Performances mit 24 beteiligten Künstlerinnen und Künstlern.
Unter dem befreundeten Netzwerk im Veedel befindet sich die Galerie Lichtblick an der Steinbergerstraße, mit der man eine gemeinsame Ausstellung zum Woodstock-Jubiläum 2019 machte. In Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde St. Marien verwirklichte die Galerie im September und Oktober dieses Jahres die Ausstellung „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, mit Werken der verstorbenen Kölner Fotografin Karin Richert, bei der unter den Gästen Grundgesetz-Exemplare verteilt wurden.