Kinderbuch aus NippesKölnerin schreibt Buch und gründet Verlag
Nippes – Obwohl es mit dem Buchpreis nicht ganz geklappt hat, ist Anna Katharina Keller überglücklich über die große Anerkennung für ihr Erstlingswerk. Zusammen mit ihrem Partner Patrick Keith hat sie 2021 den „Urknall-Verlag“, den Selbstverlag der beiden für Kinderbücher, gegründet – und bereits ihr erster erschienener Titel, „Zuhause kann so vieles sein“, landete auf der Longlist, der Kandidaten-Vorauswahl für den mit insgesamt 30 000 Euro dotierten Selfpublishing-Buchpreis des entsprechenden Branchenverbandes.
Auch wenn der Titel es nicht auf die Shortlist geschafft hat – der endgültigen Auswahl der Preiskandidaten –, ist es mehr, als die beiden, die an der Lohsestraße in Nippes leben, sich erhofft hätten. „Es gab insgesamt rund 1300 Einreichungen über alle drei Wettbewerbs-Kategorien hinweg. Und wir waren in unserer Kategorie Kinder- und Jugendbuch immerhin unter den letzten Zehn.“ Der Gedanke, einen Verlag zu gründen, reifte bei den beiden allmählich heran.
Stipendium machte Verlagsgründung möglich
„2019 habe ich über ein Schulprojekt den Weg in die Medienpädagogik gefunden“, erzählt Keller. „Damals schrieb ich erstmals professionell für Kinder produzierte Quizze und Erklärfilme. Da habe ich gemerkt, dass mir der Bereich liegt.“ Ein Stipendium im Rahmen der Initiative „Neu-Start Kultur“ ermöglichte den beiden dann die Verlagsgründung. Der Name Urknall symbolisiert für die beiden den kreativen Funken, den Beginn von etwas schönem Neuen. Mit im Team ist die Illustratorin Dilmi Amarasinghe, die auf Sri Lanka lebt und das Design für „Zuhause kann so vieles sein“ übernommen hat.
„Mit ihr hat einfach alles gepasst“, erinnert sich Keller. „Die Bücher im eigenen Verlag zu veröffentlichen hat einige Vorteile: Wir können alles selbst entscheiden, vom verwendeten Material bis zu den Illustrationen, und können klimaneutral produzieren.“ Dies funktioniert über Kompensationen für zertifizierte Klimaschutzprojekte. Doch auch sozial sind die beiden engagiert. „Wir unterstützen mit unseren Verkäufen den Verein Off Road Kids, der sich für wohnungslose Kinder und Jugendliche einsetzt. Denn wir wollen der Gesellschaft von unserer eigenen Unterstützung etwas zurückgeben.“
Buch handelt von unterschiedlichen Lebensformen von Kindern
In ihrem ersten Werk, das sich an Kinder ab fünf Jahren richtet, geht es um die unterschiedlichen Formen, zu wohnen und zu leben: 17 Mädchen und Jungen, die auf die „1000-Flausen-Schule“ im Dorf gehen, in dem das Buch spielt, werden mit ihrer Lebenssituation vorgestellt, und was das Besondere an ihr ist.
Da gibt es etwa Pascal, der in einem Hochhaus lebt und einen wunderschönen Ausblick von seinem Balkon hat, Feli und Magnus, die in einem früheren Zirkusmobil wohnen sowie Cecilia, die zwischen ihren beiden getrennt lebenden Eltern pendelt und Jim, der mit seinem Vater in einer großen WG lebt, in der es fünf weitere Kinder gibt, sowie Ben, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist und sich über die neuen barrierefreien Räume seiner Familie mit seiner „Runter-Ratter-Rampe“ vor dem Eingang freut.
Diversity wird auf unverkrampfte Weise thematisiert
Auch das Thema Diversity spielt eine Rolle – und das auf ganz unverkrampfte Weise: in Gestalt von Matthes, der mit seinen beiden Mamas auf einem Hausboot lebt. „Wir machen das Thema Vielfalt nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern bei uns ist das so, dass ein Junge auch mal zwei Mütter hat“, erläutert die Autorin. „Wir möchten bei allen Geschichten auch zu Fragen der jungen Leser an ihre Eltern anregen.“ Oft übrigens hätten sowohl die lesenden Kinder als auch die vorlesenden Eltern eine Lieblingsgeschichte im Buch – die längst nicht immer deckungsgleich sein müsse.
Das Buch „Zuhause kann so vieles sein“ von Anna Keller und Dilmi Amarasinghe ist für 15,50 Euro beim Verlag, oder in ausgewählten lokalen Buchhandlungen erhältlich.