Vergangenen Donnerstag hatten Kriminelle einen Geldautomaten in Nippes in die Luft gejagt. Die Polizei hat eine heiße Spur zu den Tätern.
Kripo sucht ZeugenPolizei veröffentlicht neue Details zur Geldautomaten-Sprengung in Köln-Nippes
Das ganze Haus habe vibriert, berichten Zeugen. Im Erdgeschoss des Wohnhauses an der Christinastraße in Nippes, gleich gegenüber dem Wilhelmplatz, hatten Kriminelle vorige Woche Donnerstag um 5.10 Uhr einen Geldautomaten der Postbank mit Sprengstoff in die Luft gejagt. Beschädigt wurde nur der Eingangsbereich der Filiale, verletzt wurde niemand. Vier dunkel gekleidete Täter konnten in einem Fluchtfahrzeug mit einem Geldbetrag in unbekannter Höhe entkommen.
Jetzt, sieben Tage später, informiert die Polizei über eine heiße Spur, die zu den Tätern führen könnte. Denn bereits am Tag nach der Sprengung hatten die Ermittler nach eigenen Angaben den Fluchtwagen in Neuehrenfeld gefunden. Der dunkle Toyota Auris stand am Freitag, 14. April, mit eingeschlagenen Seitenscheiben auf der Liebigstraße in Höhe der Hausnummer 221, knapp zwei Kilometer von der Postbankfiliale in Nippes entfernt. Einer Bezirksbeamtin der Polizei war der beschädigte Kombi aufgefallen. Im Innern fanden sich Gegenstände, die „in Zusammenhang“ mit der Automatensprengung in Nippes stünden, sagte ein Polizeisprecher, ohne Details zu nennen.
Automatensprengung in Köln-Nippes: Zwei Dinge sind ungewöhnlich
Nach derzeitigem Ermittlungsstand sei der Wagen am Mittwoch, 12. April, nach 22 Uhr in der Auguststraße gestohlen worden, nur wenige hundert Meter vom späteren Tatort entfernt, teilte der Polizeisprecher mit. Die Kripo sucht nun Zeugen, die an den beiden Tagen in den drei genannten Straßen verdächtige Personen am oder in dem Fahrzeug gesehen haben.
Wer hinter der Tat steckt, ist noch völlig unklar. Die meisten Geldautomatensprengungen gehen nach Kenntnis der Polizei auf das Konto von marokkanisch-stämmigen Männern aus den Niederlanden, viele von ihnen sind im Raum Utrecht und Roermond zu Hause. Ihre Taten begehen sie in Deutschland, weil die Geldautomaten hierzulande wesentlich schlechter geschützt sind als die Geräte in den Niederlanden. Ob eine dieser Gruppierungen auch hinter der Sprengung in Nippes stecken könnte, ist allerdings ungewiss.
Köln: Zeuge berichtet von der Automatensprengung in Nippes
Denn zwei Dinge sind zumindest ungewöhnlich: Üblicherweise reisen die Täter aus den Niederlanden mit eigenen Autos an – oft PS-starke Wagen der Marke Audi – und stehlen ihre Fluchtfahrzeuge nicht im Umfeld der Tatorte. Außerdem lassen sie die Autos in der Regel nicht in der Nähe zurück, sondern flüchten damit über die Autobahn zurück nach Hause. In diesem Fall sind die Täter in der Liebigstraße vermutlich in ein anderes Fahrzeug umgestiegen. Handelt es sich hier also möglicherweise um einheimische Täter? Oder haben die Profibanden aus Utrecht ihre Vorgehensweise verändert? Unklar.
Ein Mann, mit dem der „Kölner Stadt-Anzeiger“ sprechen konnte, hat die Explosion in der Postbank vor einer Woche miterlebt. Er arbeitet auf dem Wochenmarkt auf dem Wilhelmplatz gegenüber des Tatorts. Am Donnerstagmorgen, 13. April, kam er um kurz vor fünf Uhr auf dem Platz an und begann damit, seinen Stand aufzubauen. Ihm fiel ein dunkles Auto auf, das immer wieder langsam um den Wilhelmplatz kreiste, gegen die Einbahnstraßen fuhr und nur das Standlicht eingeschaltet hatte. „Da war auch ein Mann, der mich die ganze Zeit beobachtet hat“, schildert der Zeuge, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.
Doch er habe sich zunächst nichts dabei gedacht. Um 5.10 Uhr knallte es, der Anhänger seines Marktstandes habe gewackelt, schildert der Zeuge. Erschrocken sei seine Frau neben ihm zusammengezuckt. „So einen lauten Knall habe ich vorher noch nie gehört“, erinnert er sich. Zuerst habe er geglaubt, in einem Geschäft habe es eine Gasexplosion gegeben, erzählt der Marktverkäufer. Doch dann sah er, wie jemand die Geldkassette aus der Postbankfiliale in den Kofferraum des Autos lud, was kurz zuvor die Runden um den Platz gedreht hatte. Keine Minute nach der Explosion sei der Wagen Richtung Kempener Straße davon gerast. Der Zeuge rief die Polizei.
Wer Hinweise auf das Fluchtauto oder die Täter geben kann, wird gebeten, die Polizei unter der Rufnummer 0221/229-0 zu informieren.