Vor drei Jahren hat Kirsten Schröer-Jacobs die Leitung des Bürgerzentrums Nippes übernommen. Im Interview spricht sie über die aktuellen finanziellen Herausforderungen, die stärkere Einbindung von verschiedenen Nutzergruppen und den politischen Auftrag des Zentrums.
„Mitmachen ist unser Credo“Dei Leiterin des BüZe Nippes will im Veedel mitmischen
![Eine Frau steht vor einer Mauer, neben ihr ist ein Schild zu sehen mit einem Regenbogen darauf.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/03/89c28685-d198-4d1b-8762-0392d851b94e.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1126&fm=jpeg&s=16aba8b8a746e4206b6215601c76c635)
Kirsten Schröer-Jacobs, Leiterin des Bürgerzentrums Nippes, vor dem Eingang des Altenberger Hof.
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Frau Schröer-Jacobs, was sind die aktuellen Herausforderungen und Ziele des Bürgerzentrums Nippes?
Ich habe den Wunsch, noch mehr in die Vernetzung mit dem Veedel zu kommen. Ein gutes Beispiel ist der im Herbst 2022 gegründete Runde Tisch Nippes, wo wir als Bürgerzentrum und Trägerverein teilnehmen, in dem viele Bürger, Institutionen und Vereine aus dem Stadtteil mitmachen und der thematisch völlig offen ist. Mitmachen ist auch das Credo für dieses Jahr. Wir wollen einen Beitrag leisten gegen das Auseinanderdriften der Gesellschaft. Nicht umsonst hängt unser Plakat „Wie wollen wir miteinander leben?“ draußen am Eingang. Den Runden Tisch Nippes finde ich übrigens ein gutes Beispiel auch für andere Stadtteile. Hierfür ständen wir gerne als Vermittler zur Verfügung.
Wie groß ist die Erleichterung über die nun doch nicht erfolgten Kürzungen für die Bürgerzentren?
Erstmal sind wir verhalten froh. Zum Glück haben wir die Situation, dass wir in den aktuellen Beratungen nicht von Kürzungen betroffen sind, dennoch erwarten uns aber Kostensteigerungen, unter anderem fürs Personal. Die leichte Erhöhung, die wir laut Etat-Entwurf bekommen sollen, reicht bei weitem nicht, um diese aufzufangen. Unser Ziel ist es dennoch, die Angebotsstruktur so zu erhalten, wie sie aktuell ist, indem wir andere Finanzierungen nutzen. Aber einfach ist das nicht, da gerade Stiftungen ein erhöhtes Antragsvolumen verzeichnen. Nicht nur wir sind betroffen von der Zuspitzung der städtischen Finanzlage.
Ein gutes Beispiel fürs Mitmachen ist die Jugendgruppe, die seit 2024 selbst Veranstaltungen im Bürgerzentrum organisiert.
Genau, und das wollen wir weiter unterstützen. Die Jugendlichen arbeiten weitgehend selbstständig, von der Idee über den Veranstaltungs-Flyer bis zur Ausführung, und werden von uns sozialpädagogisch begleitet und unterstützt, wenn sie etwas brauchen. Die nächste Veranstaltung ist die Jugendparty am Karnevalsfreitag; auch der Wunsch nach einer Halloween-Party ist da. Das Tischtennis-Rundlaufturnier für Jugendliche wird ebenfalls wieder dabei sein. Was ich beachtlich finde: Sogar um einen Teil der Finanzierung kümmern sie sich, etwa durch Kinderschminken, Süßigkeiten-Päckchen oder die Schokokuss-Wurfmaschine, jeweils gegen Spenden.
Und jetzt steht Karneval vor der Tür.
Ja, richtig, da feiern wir an Weiberfastnacht auf der Anlage ganz groß und bei freiem Eintritt gerade für Familien mit Kindern, und wie gerade erwähnt unsere Jugendparty am Folgetag. Und dann kommt schon ganz schnell der Frühling mit unserer Open-Air-Konzertreihe „Hofkultur“. Wir wollen hier Kölner Künstlerinnen und Künstlern eine Auftrittsgelegenheit geben und gleichzeitig Besuchern ermöglichen, gemeinsam und in offener Atmosphäre Kultur zu erleben. Diese Veranstaltungen sind für uns auch immer eine Möglichkeit, auf weitere Angebote aufmerksam zu machen, zum Mitmachen einzuladen.
Seit einiger Zeit ist das Bürgerzentrum auch politisch aktiver geworden.
Gleichberechtigte Teilhabe, gerade auch für Migranten, ist für unseren Verein immer schon Ziel und Inhalt unserer Arbeit gewesen. Aber letztes Jahr ist mit dem Erscheinen der Correctiv-Recherchen ein Moment für mich gewesen, nochmal anders aktiv werden zu wollen. Deswegen sind wir Teil der Initiative „Nippes im Gespräch“ des Runden Tisches Nippes. Mit Podiumsdebatten und Workshops möchten wir Politik erlebbar machen, diskutieren. Vor der Bundestagswahl planen wir noch ein Format, bei dem es um inhaltliche Dinge geht, etwa um das Bürgergeld: Was wird alles behauptet, und was stimmt wirklich? Unser Anspruch ist es, neutral informieren zu wollen und können. Aber nach der Wahl geht es natürlich weiter. Wer also mitgestalten möchte, kann sich gerne an uns wenden.
Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit den Räumen – und der Entwicklung von Nippes insgesamt?
Der von mir anfangs erwähnte Satz: „Wie wollen wir miteinander leben – gemeinsam, offen und zugewandt“ ist dauerhafter Anspruch für uns. In meinen drei Jahren im Bürgerzentrum habe ich in Nippes bereits so viele tolle engagierte Menschen kennengelernt, welche hier viel bewegen. Aber auch Menschen zu erreichen, welche etwa von Einsamkeit betroffen sind oder sich in anderen sozialen Notlagen befinden, ein Brückenbauer in Hilfsstrukturen zu sein, ist für mich weiterhin Herausforderung und Ziel zugleich.