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Parkona 5Bagger in der Belgiersiedlung

Lesezeit 4 Minuten

Die Belgier-Siedlung in Bilderstöckchen.

Bilderstöckchen/Riehl – Jetzt geht's los: In der früheren Belgiersiedlung im Dreieck zwischen Parkgürtel, Escher Straße und Schiefersburger Weg hat die letzte große Bauphase begonnen. Auf dem Baufeld Ecke Escher/Göppinger Straße stehen bereits Wohncontainer für die Mitwirkenden des Großprojekts unter dem Titel "Parkona 5". Die Fläche bis zur Shell-Tankstelle ist von Wildwuchs befreit. Als erstes Gebäude wird derzeit an der Ecke Reutlinger/Göppinger Straße der neue Kindergarten errichtet, der bald 100 jungen Veedelsbewohnern Platz bietet. Der Rohbau des Erdgeschosses steht bereits. Auch an der Stuttgarter Straße entsteht eine Kita: Hier laufen Fundament-Arbeiten. "An beiden Kindergärten wird mit hoher Dringlichkeit gebaut", so der Bauherr Stefan Frey. "Fertigstellung und Inbetriebnahme sollen im ersten Quartal 2013 sein."

Unterdessen sind auch die letzten politischen Hürden genommen. Auf ihrer Sommersitzung im Zoo-Restaurant beschloss die Bezirksvertretung Nippes einstimmig den vorhabenbezogenen Bebauungsplan für die finale Weiterentwicklung des Veedels. Mitte September müssen Stadtentwicklungsausschuss und Rat dieses Votum zwar noch bestätigen - angesichts der gremienübergreifenden Planung gilt das aber als reine Formsache. Weil der Kindergarten-Neubau an der Göppinger Straße bereits vorab von der Stadt genehmigt wurde, konnten dort die Arbeiten schon früher beginnen. Die Kita an der Stuttgarter Straße liegt nicht im Bebauungsplan-Gebiet. Die 54 neu entstehenden Reihenhäuser und die 32 Etagenwohnungen kommen laut Investor, der Stefan Frey AG, etwa ab September in den Verkauf - die vielen Interessenten, die sich im Vorfeld gemeldet haben, erhielten bereits Info-Unterlagen. Die Häuser sollen, abschnittsweise je nach Baufeld, zwischen dem dritten Quartal 2013 und Mitte 2014 fertig sein. Als erstes stehen die Reihenhäuser im Baufeld B östlich der Reutlinger Straße. Um die Neubau-Pläne hatte es lange Kontroversen zwischen dem Investor und Anwohnern gegeben, die eine zu starke Verdichtung ihres Viertels und Parkplatzprobleme befürchteten. Um mehr Bürgerbeteiligung zu ermöglichen, hatte die Politik nach langer Debatte ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet.

Eine Lösung ist gefunden

Von Mitte Januar bis Mitte Februar lagen die Pläne für Stellungnahmen und Einwände der Bürger offen. Es gingen aber lediglich vier Briefe in der Verwaltung ein - viele Bürgerwünsche waren bereits in den Entwurf eingeflossen. "Wir begrüßen, dass für die Menschen, die in der Belgiersiedlung wohnen, eine Lösung gefunden wurde", bilanzierte SPD-Bezirksvertreter Ludger Traud den fast zweijährigen Prozess seit dem ersten Informationsabend bis zum Beschluss des fertigen Plans. "Die schwierige Entscheidung, das Verfahren durchzuziehen, hat sich gelohnt", freute sich auch der Bündnis 90/Grünen-Fraktionschef, Herbert Clasen. "Bei vielen Bebauungsplänen gibt es zahlreiche Einsprüche, hier nur punktuelle Verbesserungswünsche." Auch der Investor sieht den Beteiligungsprozess unterm Strich positiv und trägt die Kompromisse gerne mit - so fielen etwa gegenüber der Ursprungsplanung fünf Reihenhäuser weg. "Auch wir haben aus dem Prozess gelernt und werden künftig nicht nur mit dem Bauamt, sondern auch frühzeitiger mit Politik und Anwohnern sprechen", so Frey. "Wir halten es für gut, wenn Bürger sich in die Bebauungspolitik einbringen, letztendlich geht es ja um ihr Viertel."

Noch nicht gelöst ist allerdings die Frage der Parkplatz-Kapazität in der Belgiersiedlung. Schon heute sind Stellplätze im Viertel knapp - auch, weil Schüler des nah gelegenen Berufskollegs dort parken. Deshalb brachte die Bezirksvertretung im gleichen Zuge einstimmig einen SPD-Antrag auf den Weg, der die Stellplatznot lindern soll. So soll ein früherer Garagenhof an der Frankenthaler Straße vom Investor zum Parkplatz umfunktioniert werden. Ferner entstehen auf dem großen Asphaltplatz am Treffpunkt von Göppinger und Uracher Straße durch Markierungen legale Parkflächen. "Die Bürger hatten ihren Wagen aus der Not heraus auf die Platzmitte gestellt, bekamen aber Knöllchen", so Traud. "Dabei gibt's auf dem Platz genug Parkraum, auch Feuerwehr und Krankenwagen kämen durch."

Bei einem Veedelsrundgang mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" gab der Mandatsträger aus Bilderstöckchen einen positiven Ausblick auf die künftige Siedlung. "Sie ist reizvoll, weil alte Bestandshäuser der Belgier mit neuen Elementen verbunden werden". Auch künftig werde das Veedel grün wirken, ist Traud überzeugt. "Wegen des jahrelangen Leerstands gab es viele Grünflächen und reichlich Platz, das gibt man nicht gerne preis", sagte er mit Blick auf den jetzigen Zustand. Doch durch die Vermittlung auch seiner Partei sei der Ausgleich gelungen. "Leute aus unserem Ortsverein wohnen in der Siedlung, die die Lage genau kennen." Sehr wichtig sei gewesen, dass die Anwohner-Initiative "Wir wollen mitreden" den Gestaltungsprozess aktiv begleitet habe, unterstrich er.