Petition für Erhalt der Vfl-TribüneWarten auf die nächste Sternstunde im Stadion
Weidenpesch – Das Bild, das sich an der historischen, denkmalgeschützten VfL-Tribüne am Rande des Rennbahngeländes im Weidenpescher Park bietet, ist traurig wie eh und je. Lastwagen und Pferdetransporter parken auf dem einstigen Fußballplatz, das Dach ist marode, die Wände der nostalgischen Anlage beschmiert. Wildwuchs und Unkraut dominieren den Anblick. Doch Bert Ewald-Roesrath und seine Mitstreiter der Initiative „Altes Stadion Köln“ haben große Pläne mit der Anlage. Bald soll sie nach ihrem Willen in neuem Glanz erstrahlen und ein eigens hierfür gegründeter Fußballverein die Anlage bespielen.
Masterplan entwickelt
„Man muss einen Verein hier ansiedeln, der sich um die Anlage kümmert, anstatt sie nach einer Sanierung sich selbst zu überlassen“, ist Ewald-Roesrath sicher. Mit seinen Mitstreitern des Bündnisses „Altes Stadion Köln“ hat er einen fertigen Masterplan für das halb-verwilderte Areal an die Stadt geschickt; doch die Antworten, die sie bisher erhielten, waren verhalten. In den vergangenen Monaten hat die Gruppe vielfache Unterstützung für ihr Vorhaben erfahren – vom Deutschen Fußball-Bund (DFB), diversen Karnevalsvereinen wie beispielsweise den Roten Funken, Sportclubs aus ganz Deutschlands und Fanclubs des 1. FC Köln. Sie alle wollen, dass das Leben an diesen historischen Fußballort zurückkehrt. Auch der Musiker Mo-Torres hat sich dem Unterstützerkreis angeschlossen.
Um ihrer Forderung noch mehr Gewicht zu verleihen, ist am Montag, 6. Mai, eine Online-Petition gestartet. Das Datum ist bewusst gewählt: Am 6. Mai vor 120 Jahren wurde der VfL Köln 1899 gegründet, der die Anlage bis 2002 bespielte, einige Nationalspieler hervorbrachte und zweimal Westdeutscher Meister wurde, bevor er in die sportliche Bedeutungslosigkeit stürzte und 2013 mit dem FSV Köln-Nord 1991 zum heutigen 1. FSV Köln 1899 fusionierte. Spielstätte ist nicht mehr der Weidenpescher Park, sondern die Bezirkssportanlage Scheibenstraße.
Im Jahr 2002 erlebte die alte Tribüne ihre vorerst letzte Sternstunde: Als Filmset provisorisch hergerichtet, drehte Regisseur Sönke Wortmann dort Szenen für seinen Film „Das Wunder von Bern“ über den sensationellen WM-Titelgewinn der deutschen Fußballer 1954. „Die Anlage ist ein außergewöhnliches Stück Stadtteil-Geschichte – und das größte Sportdenkmal Kölns, vielleicht sogar deutschlandweit“, so der Initiator. „Ich erhalte viel Zuspruch für die Idee. Wenn die Anlage saniert wird, mache ich mir keine Sorgen, dass sie wieder vor sich hin dümpeln könnte.“ Nicht nur den in Gründung befindlichen Sportclub, sondern auch Schulen und Kindergärten aus der Umgebung will er auf den Platz holen. Mit einem Architektenbüro hat er Pläne für ein Energiekonzept ausgearbeitet. Das Flair von 1920 soll erhalten bleiben, aber moderne Technik im Hintergrund stecken, verrät er.
Ewald-Roesrath betont im Übrigen, dass es ihm und seinen Mitstreitern nicht um städtisches Geld gehe, denn Unternehmen und Förderer stünden für die Sanierung bereit – ebenso, um einen Fußballplatz neu anzulegen. Angedacht ist hier ein „Hybridrasen“ als Mix zwischen Natur- und Kunstrasenbelag. „Wir wollen für Sanierung und Erhalt des Platzes eine Stiftung gründen, die dann auch Sportprojekte des neuen Vereins unterstützt.“
Noch zu klären wäre allerdings die Grundstücksübertragung. Derzeit ist der Kölner Rennverein Pächter des städtischen Geländes. Ob der neue Verein für jenes Stück Land als Pächter an die Stelle des Rennvereins treten oder aber als Unterpächter vom Rennverein übernehmen könnte, wäre offen. „Wichtig ist uns aber die Rechtssicherheit. Es kann natürlich nicht sein, dass wir die Tribüne sanieren und hinterher in der Luft hängen.“ Wobei sich das Dach als größtes Problem darstelle – sobald es dicht sei, sei das Ärgste geschafft.
Der Kölner Renn-Verein, als Erbpachtnehmer und momentaner Nutzungsberechtigter der Fläche, verwies auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf die Stadt als Verpächterin des Rennbahngeländes. Dort hieß es aus dem Liegenschaftsamt, es komme auf die „konkrete Nutzung und die rechtlichen Rahmenbedingungen“ an, ob eine solche Überlassung gestattet werden könnte. „Ferner unterliegt eine entsprechende Regelung dem Vorbehalt einer Rats- oder Ausschuss-Entscheidung.“
Auf ihrer Website bietet die „Altes Stadion Köln“-Aktionsgruppe weitere Informationen. Dort gibt es auch den Link zur Petition. altes-stadion.jimdo.com
VIELE VERSUCHE
Die Tribüne auf dem Rennbahngelände, in Höhe der Hausnummern Rennbahnstraße 115 bis 125, diente einst dem VfL Köln 1899 als Spielstätte; seit 1989 steht sie unter Denkmalschutz. Seit dem Umzug des heute zum 1. FSV Köln 1899 fusionierten Vereins im Jahr 2002 auf die Bezirkssportanlage Weidenpesch ist sie ungenutzt. Bereits mehrere Anläufe gab es in der Vergangenheit , die Anlage zu reanimieren – etwa den Vorschlag eines Architekten, die Tribüne zu erwerben und auf eigene Kosten zum Büro umzubauen. Auch die Bezirksvertretung Nippes setzte sich mehrfach mit Anträgen für eine Rettung des Sportdenkmals ein, so in den Jahren 2011 und 2014. Seit dem Ankauf des Rennbahngeländes vom Kölner Renn-Verein ist die Stadt Eigentümerin des Areals; sie verpachtet es seitdem an den Verein zurück. Gescheitert sind die bisherigen Initiativen für eine Tribünen-Sanierung etwa daran, dass sie ohne Nutzung ist – und es so weder Einnahmen aus dem Betrieb noch eine regelmäßige Aufsicht über das Bauwerk gibt. Das könnte beim aktuellen Vorschlag anders sein. (bes)