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Platzbenennung in NippesFeier und Schild für Heinrich Pachl

Lesezeit 3 Minuten

Ergreifendes Finale: Mitch Hoehler von „Alp-Cologne“ schmettert das Lied „Amara terra mia“.

Nippes – Da waren sich die rund 500 Anwesenden sicher einig: Heinrich Pachl, der „Agent für vertrauensstörende Maßnahmen“ – wie er sich bekanntlich in einem seiner Bühnenprojekte nannte – hat posthum einen würdigen neuen Platz gefunden. Denn der von Bäumen umringte, bisher namenlose Bouleplatz vis-à-vis des Bürgerzentrums Altenberger Hof – nur wenige Meter von Pachls einstiger Wohnung entfernt – trägt ab sofort für alle sichtbar den Namen des im April 2012 im Alter von 68 Jahren verstorbenen Kabarettisten, Theaterregisseurs und Filmemachers.

„Was würde Heinrich Pachl wohl zur Namensgebung sagen?“, fragte seine Witwe Li Daerr, die das rund dreistündige Kabarett- und Musikprogramm der Feier zur Enthüllung des Straßenschildes moderierte. „Er wäre sicher erstaunt, einen eigenen Platz in der Stadt zu bekommen, deren Politik er stets kritisiert hat“, vermutete Daerr. „Aber andererseits würde er sich auch freuen. Denn die Benennung zeigt zugleich, dass seine Kritik angenommen wurde.“ Wenig später enthüllte sie mit dem gemeinsamen Sohn Max Pachl das Straßenschild an der Ecke zur Mauenheimer Straße.

Letzte Ehre in der Kulturkirche

„Es ist genau der richtige Tag, den Platz einzuweihen“, betonte der Nippeser Bezirksbürgermeister Bernd Schößler (SPD). „Denn der 1. Mai ist ein Tag, an dem er immer unermüdlich im Einsatz war. Wenn er noch lebte, würde er vermutlich bei der Kundgebung auf dem Heumarkt sein.“ Auf den Tag genau vor zwei Jahren habe Nippes zudem in der Kulturkirche seinem Ausnahmekünstler die letzte Ehre erwiesen.

„Er war ein Fürsprecher für jene, über die hinweg regiert wird“, erinnerte Schößler. „Aber er war nicht nur Polit-Kabarettist, sondern auch Filmemacher, Kolumnist und Theaterregisseur und ein kritischer Teilnehmer von Aktionärs-Versammlungen. Spaß und Spott waren für ihn keine Gegensätze.“ Wenngleich es für Pachl auch keinen Ersatz gebe, habe man nun endlich einen Platz in der Nähe seiner alten Wirkungsstätte – auf dem er selbst des Öfteren Boule spielte. „Er wäre sehr gerne das kleine Schweinchen gewesen“, das Zielbällchen beim Boule, schmunzelte Schößler. „Alle versuchen, es zu treffen.“ Wie schwierig es tatsächlich ist, die kleine Kugel zu treffen – davon konnte man sich auf der hinteren Hälfte des Platzes ein Bild machen. Dort gingen auch während der Feier mehrere Teams konzentriert zu Werke.

Nach dem einstimmig gefassten Beschluss der Bezirksvertretung Nippes zur Platzbenennung Ende Januar hatte das Team des Bürgeramtes eine bewegende Feierstunde auf die Beine gestellt. Erneut bewiesen die Organisatoren ein glückliches Händchen: Die Balance zwischen Kabarett- und Musikbeiträgen kam an – es war ein würdiges, stimmungsvolles und mitunter recht sentimentales Fest, an das sich alle Besucher sicher lange erinnern werden.

Zahlreiche Weggefährten von Heinrich Pachl traten auf – unter anderem das von Li Daerr mitgegründete Bläser-Ensemble „Dicke Luft“, das „Kunstsalon-Orchester“ aus dem Bayenthaler Kulturhaus mit seinen 1920er- und 1930er-Jahre-Klängen, sowie Stunksitzungs-Präsidentin Biggi Wanninger und Norbert Schmidt im Duett, etwa mit James Taylors Freundschaftshymne „You’ve Got A Friend“ und dem Amy-Winehouse-Cover „Valerie“. Für den spektakulären Abschluss sorgte das Alphorn-Quartett „Alp-Cologne“, bestehend aus Norbert Schmeißer, Mitch Hoehler, Victoria Riccio und Ebasa Pallada.

Mit Martin Stankowski, Ruth Schiffer, Arnulf Rating und Wilfried Schmickler ergriffen auch Kabarett-Kollegen von Heinrich Pachl das Wort. Sein Werk zog sich wie ein roter Faden durch den Nachmittag. „D’r Klüngel schweißt together – und wenn’s hart auf hart kommt, ist er die Löschtaste für die Wahrheit“, zitierte ihn Schiffer.

Auch Arnulf Rating gratulierte am Ende seiner satirischen Presseschau – von der Ukraine-Krise bis zu Tebartz-van Elst’ Doppelbadewanne – zur Namenswahl. „Ich freue mich, dass Heinrich Pachl hier einiges angestoßen hat“, meinte er – und forderte unter dem Applaus der Gäste eine eigene Bushaltestelle für das Areal: „Heinrich-Pachl-Platz, bitte einsteigen.“