Das sieht man nicht alle Tage: Am Rheinufer steht am Axa-Hochhaus ein 156 Meter hoher Baukran – er ist damit fast so hoch wie der Kölner Dom.
Axa-Hochhaus in KölnBeeindruckender 156-Meter-Kran aufgebaut – So reagieren Bewohner
Peter Rother (62) ist der Herr über 156 Meter Baukran – aber am Ende ist Kranführer Rother vor allem davon abhängig, dass seine Kollegen deutlich sprechen. Denn Rother sitzt in dem Baukran auf der Straße vor dem 147 Meter hohen Colonia-Hochhaus am Riehler Rheinufer, von dort hebt er bis zu elf Tonnen schwere Bauteile auf das Dach des Hochhauses. Dort entstehen zwei weitere Baukräne, die nötig sind für den Austausch der sanierungsbedürftigen Balkonbrüstungen am Haus. Auf dem Dach stehen Rothers Kollegen, sie sprechen mit Rother per Funk. „Die müssen deutlich sprechen, damit ich sie verstehe“, sagt Rother, zumal wenn oben auf dem Hochhaus der Wind bläst. „Das müssen schon Leute sein, die sich auskennen.“
Es sind spektakuläre Bilder, die das Bauprojekt an Deutschlands einst höchstem Wohnhochhaus seit dem Wochenende produziert. Der 156 Meter hohe Kran ist fast so hoch wie die Domspitzen, sie messen 157,22 und 157,18 Meter, das Colonia-Hochhaus mit Antenne 155 Meter. Das denkmalgeschützte Haus aus dem Jahr 1973 wird oft als Axa-Hochhaus bezeichnet, weil der Schriftzug des Versicherungskonzerns ganz oben am Gebäude gut zu sehen ist. Es gehörte der Axa zwischenzeitlich.
Weil der mit Ballast rund 400 Tonnen schwere Kran viel Platz benötigt, sind Niederländer Ufer und die Straße an der Schanz bis vermutlich zum nächsten Wochenende gesperrt. Danach wird er entfernt, doch eine der beiden Fahrspuren Richtung Norden bleibt während der Bauzeit gesperrt. Seit 34 Jahren ist Rother Kranführer, doch mit diesem Kran ist es seine Premiere, weil das Fahrzeug seine volle Höhe bei diesem Projekt nutzt. „Das ist schon eine Hausnummer“, sagt er. Nervös sei er aber nicht.
Axa-Hochhaus: 400-Tonnen-Kran sorgt für Aufsehen am Köln-Rheinufer
Der Baukran signalisiert vor allem: Nach mehr als einem Jahrzehnt voller Debatten, Streit und der Suche nach der besten Lösung lässt die Eigentümergemeinschaft WEG die sanierungsbedürftigen und statisch nicht mehr sicheren Balkonbrüstungen austauschen. Schon seit den 1980er-Jahren machten sie Probleme, Teile platzten ab. Danach mussten sie mit Klammern gesichert werden, Schutznetze angebracht werden und Fassadenkletterer den Zustand regelmäßig überprüfen.
Es geht um 352 Wohnungen und 21 Gewerbeflächen, insgesamt rund fünf Kilometer Brüstung. Ein Bewohner, der seit Mitte der 1990-Jahre in dem Hochhaus wohnt und anonym bleiben möchte, sagt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wir sind froh, dass es endlich losgeht. Wäre das früher passiert, wäre es deutlich günstiger gewesen. Es war ein ziemliches Hin und Her.“
Tatsächlich hatte Immobilienverwalter Münch die Kosten zuletzt mit rund 20 Millionen Euro angegeben, am Montag spricht der geschäftsführende Gesellschafter Michael Petr von 26,7 Millionen Euro. Im vergangenen Dezember hat die WEG demnach die Pläne abgenickt, Petr sagt: „Hierfür wurde die größte Sonderumlage beschlossen, die es bisher jemals für eine Eigentümergemeinschaft gab.“ Laut Petr hat kein Eigentümer den Beschluss angefochten.
Balkone des Axa-Hochhauses in Köln erhalten Glas-Brüstungen
Für die Eigentümer der Wohnungen geht es um viel Geld, Münch spricht von 950 Euro je Quadratmeter Wohnfläche. Der Bewohner beispielsweise bezahlt für seine etwas mehr als 60 Quadratmeter große Wohnung rund 63.000 Euro – viel Geld, doch der Bewohner hat laut eigener Aussage seit Jahren gespart. Petr sagt: „Daher geht es für die WEG jetzt wirklich los.“
Die mit 26 Monaten veranschlagten Bauarbeiten sind genau getaktet: Zunächst wird der Baukran auf der südlichen Seite auf rund 120 Meter Höhe aufgestellt, dann ein kleineres Exemplar auf der Nordseite. Sie sind nötig, um später die schweren Betonbrüstungen abzutransportieren, wenn die Arbeiter sie entfernt haben. Danach bringen sie einen Schutzanstrich auf, bevor die neue Leichtbau-Brüstung aus Aluminium und Glas befestigt wird. Die Arbeiter nutzen dafür eine sogenannte Mastkletterbühne: Die Bühne kann jeweils auf die Etage fahren, an der gearbeitet wird. Dadurch ist immer nur ein kleiner Teil der Hauses eingerüstet.
Die neue Lösung für die Balkonbrüstungen stammt vom Architekten Norbert Wansleben, sie soll das äußere Erscheinungsbild nicht markant verändern und dem bisherigen Waschbeton nahekommen, vor allem aus der fernen Ansicht. Stadtkonservator Thomas Werner hat angekündigt, nach Ende der Bauarbeiten zu überprüfen, ob das Hochhaus sein Erscheinungsbild verändert hat und ob es seinen Denkmalstatus verliert. Wansleben hatte zuletzt gesagt: „Wir sind davon überzeugt, dass es sich dabei um die richtige Lösung handelt.“