Zwischen Laubbläsern, Kehrmaschinen und Anwohnerlaub beseitigen Angelo Marrali und sein Team 2000 Tonnen Laub pro Saison.
Kölner Besen laufen heißWie die AWB gegen die Laubberge im Veedel kämpft
Das Laub knirscht unter den Schuhen, und bunte Blätter bedecken die Wege. Hier und da liegt eine Kastanie – für viele ein Bild des gemütlichen Feierabendspaziergangs. Doch für Angelo Marrali und sein Team bei den Abfallwirtschaftsbetrieben Köln (AWB) bedeutet es Hochbetrieb. Marrali leitet fünf Straßenreinigungstrupps in Nippes-Süd. Ein Trupp besteht meist aus zwei Kraftfahrern und zwei Straßenreinigern.
Seit 15 Jahren ist Marrali bei der AWB und seit Tag eins in der Straßenreinigung. Eigentlich muss er selbst nicht mehr mit dem Besen arbeiten, doch ab und zu greift er doch noch zu ihm. „Das hat man im Blut. Ich mache das gerne, schließlich habe ich das von der Pike auf gelernt“, erzählt er.
Auf der Boltensternstraße
Heute arbeitet einer der Trupps an der Boltensternstraße: Zwei Männer mit Besen, einer in der Kehrmaschine und einer mit einem elektrischen Laubbläser. Der „Kölner Besen“ kommt auch im Karneval zum Einsatz. „Nach meinen ersten Schichten hatte ich richtig Muskelkater!“, scherzt Gianluca Casa, der gerade seine erste Saison im Team bestreitet. Casa schiebt das Laub zusammen, damit der Laubsauger es leichter aufnehmen kann. Geh- und Radwege bleiben dabei frei.
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Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ kann bestätigen, dass die Arbeit in die Arme geht. Casa drückt der Reporterin den klassischen Kölner Besen in die Hand. Mit der richtigen Technik gelingt der erste Laubhaufen aber schon ganz gut. Den Laubbläser überlässt sie aber lieber den Profis.
Auch im Herbst muss Müll beseitigt und Papierkörbe entleert werden, was den Arbeitsaufwand erhöht. Manche Straßen in der Innenstadt, wie die Schildergasse, werden mehrmals täglich gereinigt, andere wöchentlich. Im Sommer braucht ein Reinigungstrupp etwa 20 Minuten für einen Abschnitt – jetzt sind es anderthalb bis zwei Stunden. „Das ist wie Karneval. Wir wissen, dass es kommt, und bereiten uns vor. Trotzdem ist es eine Herausforderung“, erklärt Cordula Beckmann von der AWB-Pressestelle.
Man kennt sein Revier
Hüseyin Karatas arbeitet als Kraftwagenfahrer bei der AWB. Seit er hier den Führerschein gemacht hat, steuert er die Kehrmaschine durch Kölns Straßen, navigiert geschickt zwischen Autos, Fußgängern und Radfahrern. Eine Frühschicht beginnt um 5.30 Uhr. Um 6 Uhr fahren die Teams los und kehren bis mittags die Straßen, bevor sie die Maschinen säubern und pflegen – per Hand. Karatas hat sein festes Revier und weiß genau, wo er mit der Kehrmaschine gut durchkommt: „Man kennt seine Ecken!“
Um die Arbeit zu koordinieren, führen die Fahrer einen „Laufzettel“, in den sie eintragen, wo sie Laubhaufen zusammengefegt haben. Die Spätschicht weiß so genau, wie viele Stapel noch abzuholen sind. „Idealerweise sind alle Haufen innerhalb von 24 Stunden verschwunden“, erklärt Marrali. „Aber täglich kommen 200 bis 300 neue dazu, und da müssen wir erstmal hinterherkommen.“
Wenn es länger dauert
Doch nicht alles läuft nach Plan: Manchmal fällt ein Kollege krankheitsbedingt aus oder ein Fahrzeug hat eine Panne. In solchen Fällen kann das Laub schon mal länger liegenbleiben. Trotzdem sei es sehr selten, dass ein Laubhaufen länger als eine Woche unbeachtet bleibt.
Dennoch zeigt die Realität hin und wieder ein anderes Bild: Ein Anwohner des Agnes-Viertels berichtet von seinem täglichen Heimweg mit dem Fahrrad entlang des Neusser Walls, wo ihm regelmäßig Laubberge am Straßenrand auffallen. „Das Laub wird mühsam zusammengekehrt, aber der Wind verstreut die Haufen dann wieder“, erzählt er verärgert.
Die Parkmöglichkeiten, die ohnehin schon knapp sind, würden dadurch zusätzlich eingeschränkt. „Wenn das Laub zusammengefegt wird, sollte es auch konsequent abgeholt werden. Sonst war die Arbeit umsonst!“
Herausforderungen durch fremde Laubhaufen
Für das Einsammeln der Laubberge kommt ein spezieller Laubsauger zum Einsatz, der einem Müllwagen mit großem Saugrüssel ähnelt. Pro Schicht schafft das Team damit zwei bis drei volle Ladungen. Ein Fahrer steuert das Fahrzeug, während ein Kollege den Sauger vom Boden aus bedient und notfalls mit dem Besen nachhilft. So verschwindet ein Laubhaufen in gut zwei Minuten.
Die Arbeit wird zusätzlich durch Laub erschwert, das Anwohner selbst zusammenfegen und an die Straße schieben. Marrali erkennt solche Haufen auf Anhieb. „Das sieht man sofort – ein großer Haufen neben ein paar lose Haufen innerhalb von 20 Metern, das ist nicht unsere Arbeit!“
Während der Fahrt zeigt er auf mehrere Stellen: „Der hier ist von uns, der da nicht, der hier auch nicht.“ Solche Laubberge bringen die Planung durcheinander und füllen die Fahrzeuge schneller als erwartet, sodass die Teams öfter entleeren müssen als vorgesehen.
„Wir sagen den Kollegen dann einfach: ‚Ihr seid schon da, nehmt es bitte mit‘“, erklärt Marrali. Aber wenn Anwohner neue Laubhaufen machen, kurz nachdem die Trupps eine Straße gereinigt haben, können diese oft erst beim nächsten Termin entfernt werden.
Zwischen Müll, Regen und falsch geparkten Autos
Hinzu kommen falsch geparkte Autos, die den Zugang zu den Blätterstapeln versperren, und Müll, der im Laub landet. Das Laub muss sauber sein, um in der Kompostierungsanlage zu Biogas verarbeitet werden zu können. Starker Regen erschwert die Arbeit zusätzlich: Das nasse Laub wird schwerer und rutscht, und der Wind verteilt es erneut auf die Gehwege.
Viele Anwohner übersehen offenbar ihre eigene Verantwortung: Vor ihren Häusern müssen sie selbst das Laub fegen und entsorgen – ob über die Biotonne, den Grünschnitttermin oder die Wertstoffhöfe. Doch manche kehren das Laub auf die Straße oder in den Rinnstein. Das behindert nicht nur die Reinigungstrupps, sondern gefährdet auch die Verkehrssicherheit. „Eine so große Fläche wie Köln kann man nur gemeinsam schaffen“, sagt Cordula Beckmann.