AboAbonnieren

Firmenzentrale in KölnDEVK-Chef äußert neue Idee für umstrittenes Hochhaus – Politik reagiert teils verärgert

Lesezeit 5 Minuten
So sah ein erster Entwurf für das neue Hochhaus der DEVK am Rheinufer aus. Der Architektenwettbewerb folgt noch.

So sah ein erster Entwurf für das neue Hochhaus der DEVK am Rheinufer aus. Der Architektenwettbewerb folgt noch.

Der DEVK-Chef will das geplante Hochhaus plötzlich als Kapitalanlage statt zum Firmenwachstum bauen. Die Grünen fordern eine Neubewertung.

Der geplante Neubau eines bis zu 145 Meter hohen Hochhauses des Versicherers DEVK an der Zoobrücke ist schon bisher eine Geschichte voller Vorwürfe – doch eine Woche vor dem Auftakt des Architektenwettbewerbs könnte die nächste Wendung bevorstehen. Ausgelöst hat sie der DEVK-Vorstandsvorsitzende Gottfried Rüßmann mit seinen Aussagen in „ekonomy mit K – der Wirtschafts-Podcast des Kölner Stadt-Anzeiger“.

Demnach will der Kölner Versicherer das Hochhaus anders als bisher kommuniziert nicht vor allem für sein eigenes Mitarbeiter-Wachstum bauen, sondern laut Rüßmann als „Kapitalanlagemöglichkeit“. Der Kölner Versicherer hat in den vorigen drei Jahren rund 205 Millionen Euro Überschüsse erzielt. Zusätzlich zum Hochhaus will die DEVK ihre direkt daneben stehende Zentrale von 1984 sanieren.

Auf die Frage im Podcast, wie in Zeiten von Homeoffice eine sanierte Zentrale plus ein neues Hochhaus zusammen passen, sagte Rüßmann: „Die sanierte Zentrale würde für unseren heutigen Platzbedarf auch ausreichen. Wir glauben aber an den Kölner Immobilienstandort. Mit niedrigen Leerständen, wenig attraktiven freien Flächen für die Ansiedlung neuen Gewerbes. Und wir sind sehr zuversichtlich, dass man ein solches Objekt in Köln auch gut vermarkten und vermieten könnte. Es ist also mehr eine Frage der Kapitalanlage als eine Frage der Büroorganisation.“ Und weiter: „Wir werden in diesen Turm entgegen manchen Gerüchten wahrscheinlich zunächst mal gar nicht einziehen. (...) Also wir sehen diesen Turm eher als Kapitalanlagemöglichkeit.“

Unesco-Gutachten zur Verträglichkeit mit Dom geplant

In Teilen des Stadtrates herrschte am Freitag Verwunderung über diese Aussagen, unter anderem, weil die DEVK im vorigen Jahr sogar mit Wegzug gedroht hatte, wenn Politik und Stadtverwaltung das nötige Bebauungsplanverfahren nicht schneller vorantreiben, damit die DEVK wachsen kann. Im Februar hatte die Politik das Verfahren per Beschluss eingeleitet. Vor allem die Höhe ist umstritten, ein Gutachten soll die Verträglichkeit mit dem Unesco-Welterbe Dom und dem Blick darauf klären. Laut aktuellem Entwurf für das Höhenkonzept stünde der neue Turm in einer Passivzone, wäre also formal nicht verboten.

Gottfried Rüßmann, Vorstandsvorsitzender der DEVK

Gottfried Rüßmann, Vorstandsvorsitzender der DEVK

Die Grünen als personell stärkste Fraktion forderten am Freitag, das Projekt neu zu bewerten. Ihre Fraktionschefin Christiane Martin nannte das Bekenntnis der DEVK zum Standort positiv, sie sagte aber auch: „Wenn das Hochhaus in der geplanten Höhe nicht benötigt wird, ist das Vorhaben neu zu beurteilen.“ Und die Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses, Sabine Pakulat (Grüne), sagte: „Ich höre davon das erste Mal. Ein reines Investment ist etwas anderes, ich finde das erstaunlich. Ich erhoffe mir eine Klärung im Wettbewerb.“

Sollte der Podcast nicht angezeigt werden, können Sie ihn hier direkt aufrufen.

Wie berichtet, plant die DEVK ihre bisherige Zentrale aus dem Jahr 1984 an der Zoobrücke zu sanieren und auf dem benachbarten Grundstück ein bis zu 145 Meter hohes Hochhaus zu bauen. Dort wollte das Unternehmen laut eigener Aussage bis 2041 insgesamt 3650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterbringen, bislang sind es rund 2600 in Köln. Zudem waren Flächen für Handel oder Gastronomie und andere Mieter vorgesehen, auch eine Skybar war angedacht.

Ein erster Entwurf für das Hochhaus (links).

Ein erster Entwurf für das Hochhaus (links). Der Architektenwettbewerb folgt noch.

Für das neue Hochhaus braucht die DEVK das Grundstück auf dem das Zoo-Parkhaus steht, es gehört der Stadt. Am kommenden Freitag beginnt die erste von zwei Runden des Architektenwettbewerbs, insgesamt will das Unternehmen laut eigener Aussage rund 750 Millionen Euro investieren.

Das derzeitige Gebäude der DEVK steht am Rheinufer. Die Versicherung will direkt daneben ein Hochhaus errichten.

Das derzeitige Gebäude der DEVK steht am Rheinufer. Die Versicherung will direkt daneben ein Hochhaus errichten.

Momentan bereitet die DEVK die Sanierung ihrer Zentrale vor, laut Rüßmann soll sie ab Juli 2024 beginnen, die Mitarbeiter ziehen dann vorübergehend in die früheren Messehalle am Bahnhof Messe/Deutz (wir berichteten). Dort übernimmt sie Flächen vom Versicherer HDI, der offenbar weniger Platz braucht.

So sieht der Entwurf für das Höhenbaukonzept in Köln aus.

So sieht der Entwurf für das Höhenbaukonzept in Köln aus.

Rüßmann bezeichnete den möglichen DEVK-Einzug in den Turm im Gespräch als „Gerüchte“, doch in einer eignenen Pressemitteilung aus dem Juli 2022 heißt es: „Mit dem Neubau möchte der Kölner Versicherer vor allem den dringenden Bedarf an zusätzlichen Arbeitsplätzen decken. Rund 2100 Menschen arbeiten derzeit in der Kölner Zentrale – etwa 500 von ihnen müssen aus Platzmangel jedoch in externen Gebäuden unterbracht werden.“ Baudezernent Markus Greitemann wollte sich zu Rüßmanns Aussagen nicht äußern und verwies auf den Wettbewerb.

Der Versuch, die Politik mit einem androhten Wegzug zu erpressen, scheint ein Bluff gewesen zu sein — und die Verwaltung und das Mehrheitsbündnis sind darauf reingefallen.
Linken-Fraktionsgeschäftsführer Michael Weisenstein

CDU und FDP halten weiter an dem Projekt fest, CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz (CDU) sagte: „Ich bin etwas verwundert über die Aussagen, aber wenn die DEVK die Flächen in dem geplanten Hochhaus vermieten möchte, ist das für mich okay. Ich halte es städtebaulich weiterhin für sinnvoll, an der Stelle ein Highlight zu bauen.“ Und Ralph Sterck, Fraktionschef der FDP, sagte: „Wir freuen uns – gerade vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage – über jeden, der in Köln sein Geld investiert, Arbeitsplätze sichert und schafft.“

Michael Frenzel, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der SPD, freute sich über das Bekenntnis zum Standort, sagte aber auch: „Die Information zum Hochhaus am Zoo als Renditeobjekt ist für uns neu und muss deshalb mit allen Beteiligten, auch der DEVK, sorgsam abgewogen werden.“ Und Linken-Fraktionsgeschäftsführer Michael Weisenstein (Linke) sagte: „Für mich kommt das nicht überraschend. Bei solchen Großprojekten geht es oft darum, Kapital zu investieren. Das scheint hier der Fall zu sein. Der Versuch, die Politik mit einem androhten Wegzug zu erpressen, scheint ein Bluff gewesen zu sein — und die Verwaltung und das Mehrheitsbündnis sind darauf reingefallen.“