Die DEVK bezeichnet das neue Hochhaus als „Ausbaureserve“ und fordert unter anderem die Politik auf, zum „sachlichen Dialog“ zurückzukehren.
„Sturm im Wasserglas“Kölner DEVK verteidigt umstrittene Aussagen ihres Chefs zum geplanten Hochhaus
Der Kölner Versicherungskonzern DEVK hat das geplante, bis zu 145 Meter hohe Hochhaus an der Zoobrücke am Donnerstag als „unerlässlich“ bezeichnet, um das eigene Mitarbeiterwachstum aufzufangen. Eben diesen Zusammenhang hatte der DEVK-Vorstandsvorsitzende Gottfried Rüßmann in „ekonomy mit K – der Wirtschafts-Podcast des Kölner Stadt-Anzeiger“ in der vorherigen Woche selbst in Frage gestellt.
Er hatte das Hochhaus als „Kapitalanlagemöglichkeit“ bezeichnet, die DEVK werde wahrscheinlich zunächst mal nicht dort einziehen. Stattdessen wird sie laut Rüßmann die bisherige Zentrale am Rheinufer beziehen, die sie ab nächstem Jahr sanieren lassen will. Übergangsweise zieht der Versicherer ab 2024 für einige Jahre in die früheren Messehallen in Deutz als Ausweichquartier.
Irritation in Teilen des Kölner Stadtrates
Rüßmanns Aussagen hatte Teile des Kölner Stadtrates irritiert, die Grünen forderten sogar eine Neubewertung des Projektes und warfen die Frage auf, ob das Hochhaus in diesem Fall überhaupt 145 Meter hoch sein müsste. Für Teile der Politik macht es demnach einen Unterschied, ob ein umstrittenes Hochhaus gebaut wird, um ein Kölner Unternehmen und seine Zentrale in der Stadt zu halten oder eine reine Kapitalanlage zu ermöglichen.
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Die Pressemitteilung versendete das Unternehmen bewusst einen Tag vor dem Start des Architektenwettbewerbs am Freitag (15. Dezember), das Unternehmen sprach darin von einem „Sturm im Wasserglas“, „was die Gemüter erregt, ist gar nicht neu“, man möge „zu einem sachlichen Dialog zurückkehren“. Rüßmann zeigte sich „überrascht“ von den Reaktionen auf seine Aussagen, der Turm ist demnach eine „Ausbaureserve“, nicht alle Beschäftigten werden „sofort dort einziehen“.
Wie berichtet, will das Unternehmen seine Zentrale von 1984 sanieren. Auf dem benachbarten städtischen Grundstück soll der bis zu 145 Meter neue Turm entstehen, der Architektenwettbewerb soll Höhe und Aussehen klären. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen stets betont, die bisherige Zentrale zu sanieren und danach zu vermieten. Die DEVK wollte das Hochhaus für ihre Mitarbeiter selbst nutzen, zusätzlich aber auch dort einige Flächen vermieten.
Am Freitag begründete das Unternehmen seine Planänderung unter anderem mit der Corona-Pandemie und dem Trend zum Homeoffice sowie mit der Verzögerung beim Bau des Hochhauses. Aktuell geht die DEVK von einer Fertigstellung voraussichtlich bis 2032 aus, sie will dort laut eigener Aussage rund 750 Millionen Euro investieren. Deshalb werde sie zunächst nach der Sanierung die bisherige Zentrale nutzen, dort schaffe sie weitere Arbeitsplätze, um das Wachstum aufzufangen.
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Die Sätze Rüßmanns hatten für Verwunderung gesorgt, weil das neue 145-Meter-Hochhaus alles andere als ein Selbstläufer ist. Erstens soll ein Gutachten klären, ob der neue Turm die Sichtachsen zum Kölner Dom beeinträchtigt und den Unesco-Welterbe-Status gefährdet. Zweitens braucht die DEVK für das Hochhaus das Grundstück neben ihrer Zentrale, darauf steht das Zoo-Parkhaus. Das Areal gehört der Stadt, deshalb sind die Mitglieder des Stadtrates und ihre Meinungen relevant für das Großbauprojekt der DEVK. Und einige Politiker sitzen in der Jury des Architektenwettbewerbs, entscheiden also mit über die Höhe.
Und drittens hatte die DEVK den neuen Turm stets mit ihrem Mitarbeiterwachstum begründet, noch im Juli 2022 teilte sie in einer Mitteilung mit: „Mit dem Neubau möchte der Kölner Versicherer vor allem den dringenden Bedarf an zusätzlichen Arbeitsplätzen decken.“ Sie sprach also selbst von einem „dringenden Bedarf“ des Unternehmens und der Turm solle „vor allem“ diesen eigenen Bedarf decken. Andernfalls drohte sie mit einem Wegzug aus Köln.
In der Mitteilung von Donnerstag bezeichnet die DEVK den Bau zwar als „unerlässlich“, knüpfte den Bedarf aber selbst an Bedingungen: „Wenn der Turm bezugsfertig ist und der absehbare Personalanbau in bisherigem Volumen weitergeht, werden Abteilungen dann nach und nach dort einziehen.“ Freie Flächen werden demnach so lange vermietet, wie die DEVK sie nicht braucht.
Laut eigener Aussage aus der Vergangenheit wollte das Unternehmen bis 2041 insgesamt 3650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterbringen, bislang sind es rund 2600 in Köln. 300 davon arbeiten an der Oppenheimstraße, sie sollen ebenfalls nach Riehl ziehen, wenn die Zentrale saniert ist. Für deren Rückkehr „wird der Platz aber voraussichtlich nicht ausreichen. Dafür ist der Neubau notwendig“.