Der Standort des Kinderkrankenhauses an der Amsterdamer Straße soll geschlossen werden und die Klinik nach Merheim verlegt werden.
„Wir wissen von nichts“Pflegekräfte der Kinderklinik von Umzugsplänen überrascht
Es ist eines der größten Kinderkrankenhäuser in Deutschland – und seit mehr als 60 Jahren eine Institution für Familien in Köln, dem Rheinland und weit darüber hinaus: Die Kinderklinik Amsterdamer Straße behandelt Patienten von extrem kleinen und leichten Frühgeborenen bis hin zu jungen Erwachsenen. Kinder und Jugendliche mit schweren oder seltenen Erkrankungen kommen mitunter aus dem gesamten Bundesgebiet. Alle Spezialisten sind hier unter einem Dach vereinigt.
Am 25. Oktober 1962 wurde sie in Betrieb genommen und stetig weiter ausgebaut. Pro Jahr werden rund 11.000 Kinder stationär behandelt – nach einem Unfall, mit Asthma, Krebs, Diabetes oder Fehlbildungen –, weitere 34.000 in den Notfallambulanzen. Außerdem werden rund 5000 Operationen durchgeführt. Dafür stehen der Klinik 292 Betten zur Verfügung, davon 60 in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Standort Holweide.
Kölner Kinderklinik ist eine der größten in Deutschland
„Ich habe heute aus der Zeitung erfahren, dass die Kinderklinik nach Merheim verlegt werden könnte und bin aus allen Wolken gefallen“, sagt eine Kinderkrankenpflegerin im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auf ihrer Station seien alle überrascht gewesen. „Wir wissen von nichts. Ich kann mir das auch gar nicht vorstellen.“
„Ich fände es unheimlich schade. Die Kinderklinik ist so ein renommiertes Haus, seit Jahrzehnten, und eine der ganz wenigen Kinderkliniken in Deutschland, die allein steht, die also nicht Teil eines Krankenhauses für Erwachsene ist“, sagt eine Intensivpflegerin, die seit 30 Jahren in der Amsterdamer Straße arbeitet. Bisher sei immer nur davon geredet worden, dass das Perinatalzentrum, das zur Kinderklinik gehört, aber in Holweide untergebracht ist, nach Merheim verlegt werden soll.
„Die Kinderklinik war schon immer ein Verlustgeschäft. Geld bringen bei uns eigentlich nur die Chirurgie und die Intensivmedizin samt Perinatalzentrum“, sagt die 52-Jährige. In der Vergangenheit seien Frühchen aus ganz NRW in die Amsterdamer Straße gebracht worden. Inzwischen hätten viele andere Häuser auch Perinatalzentren, die sich speziell um solche Neugeborene kümmern.
Ob sie mit nach Merheim wechseln würde, bezweifelt die Intensivpflegerin: „Ich muss nur noch zwölf Jahre arbeiten und Merheim wäre für mich deutlich weiter weg.“ Der Trend gehe in der Pflege ohnehin dazu, den Job nicht mehr lebenslang zu machen. So erlebe sie es im Klinik-Alltag. „Vermutlich überlegen sich dann auch einige Kollegen, ob sie den Umzug mitmachen. Momentan kann man sich in der Pflege die Jobs aussuchen, da müssen die Bedingungen schon passen.“ Die 52-Jährige selbst hat schon Angebote in der ambulanten Pflege für Nachtdienste erhalten, die deutlich lukrativer seien.
Neubautrakt der Kölner Kinderklinik soll 2024 eröffnet werden
Die Intensivpflegerin fragt sich, was mit dem geplanten Neubautrakt geschehen soll: 2019 starteten die Bauarbeiten für drei neue Säuglingsstationen mit Eltern-Kind-Zimmern sowie für eine Erweiterung der Intensivstation. Laut Monika Funken, Sprecherin der Kliniken Köln, soll der Neubau im Januar 2024 in Betrieb gehen. Es wäre „wirtschaftlich vollkommen absurd“, diesen Trakt in zehn Jahren wieder abzureißen, sagt die Nippeser Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert. Sie fordert, den Gebäudetrakt auch nach einer Verlegung für eine medizinische Grundversorgung weiterzunutzen.
Sollte es zu der Verlegung nach Merheim kommen, würde das auch bedeuten, dass es linksrheinisch nur noch einen kinderärztlichen Notdienst und eine Notfallambulanz gebe, nämlich in der Uniklinik. Fraglich ist auch, was bei einem Wegzug mit dem 2009 eröffneten Ronald-McDonald-Haus passiert. Dort stehen 14 Apartments für Eltern schwer kranker Kinder zur Verfügung, gleich neben dem Kinderkrankenhaus.
Für die Familien schwer kranker Kinder bedeuteten die Diskussionen um eine Veränderung der Kliniklandschaft „eine zusätzliche Verunsicherung“. Bis zu einer „verbindlichen Entscheidung“ bleibe man an diesem Standort ein „verlässlicher Partner“ für die Familien und die Klinik, sagt Adrian Köstler, Vorstand McDonald’s Kinderhilfe Stiftung.