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Skaterpark in Köln-Weidenpesch„Sein Tod war für uns alle ein Schock”

Lesezeit 4 Minuten

Aus ein paar Banks und Curbs wurde eine hochkarätige und attraktive Anlage für BMX-Akrobaten und Skater.

Weidenpesch – Im vergangenen Jahr musste Weidenpesch den Verlust eines seiner bekanntesten und engagiertesten Einwohner hinnehmen: Gänzlich unerwartet war Dieter J. Ortsiefer im Oktober 2017 verstorben. Ortsiefer war nicht nur über sein Feinkostgeschäft an der Ecke Neusser Straße/ Derfflinger Straße eine Institution im Viertel, sondern unter anderem auch wegen seines unermüdlichen Einsatzes für die heute in der Bezirkssportanlage Weidenpesch gelegene North Brigade. Fast 30 Jahre lang war Ortsiefer die treibende Kraft hinter dem Skatepark und hatte maßgeblich zu dessen Entwicklung beigetragen – von den bescheidenen Anfängen hin zu einer Anlage mit internationalem Renommee. Bis zuletzt hatte er als Vorsitzender des Vereins die Zügel in der Hand. „Es war für uns alle ein Schock“ erinnert sich Phillip Ortsiefer, Sohn des Verstorbenen. „Danach mussten wir uns erst einmal neu sortieren. Es war aber keine Frage, dass wir hier weitermachen wollen. Für uns war ganz wichtig, dass der tägliche Betrieb geregelt bleibt.“

So hat sich der Verein inzwischen personell neu aufgestellt und die Aufgaben des Vorstands auf ein zehnköpfiges Team aufgeteilt. Phillip Ortsiefer und Christian Jansen übernahmen die Posten des ersten und zweiten Vorsitzenden. „An der Aufgabe müssen wir noch wachsen“, räumt Jansen unumwunden ein. „Die ganze Korrespondenz, etwa mit der Stadt Köln oder den Sportverbänden, wem wir wann Rechenschaft schuldig sind, das ist alles noch Neuland für uns.“

Gründer Dieter J. Ortsiefer

Sein Vater habe vieles in Eigenregie erledigt, auch weil es ihm schwer gefallen sei, Dinge aus der Hand zu geben, so Ortsiefer. „Wir hingegen verstehen uns als ein Kollektiv. Jeder hat seine Funktion wie Schriftführer oder Kassenwart, Entscheidungen werden immer mit allen abgestimmt.“

Auch wenn sich die neuen Vorstandsmitglieder noch in ihre Rollen einfinden, haben sie bereits begonnen, „an ein paar Schrauben zu drehen“, wie Ortsiefer sagt. „Zum Beispiel haben wir die Altersgrenze gesenkt. Früher galt strikt „ab zwölf“ – das war für mich nie so ganz einzusehen, da wir gleichzeitig Kurse für Sechsjährige anbieten, die anschließend aber nicht auf der Anlage fahren durften.“

Darum findet nun alle zwei Wochen sonntags ab 10 Uhr das „Early Bird Skating“ statt. „An dem Tag darf alles auf die Anlage, das sich selbstständig auf den Rollen halten kann“, sagt Jansen.

Ein Buffet mit Kaffee und Kuchen sorgt für ein familiäres Ambiente. „Da kommen dann wirklich alle Schichten und Altersklassen zu uns, auch Großväter mit ihren Enkeln“, so Jansen. „Vielfach sind es auch Leute, die als Jugendliche selbst Stammgäste waren und nun mit ihren Kindern kommen.“ So scheint die North Brigade ein Stück weit mit ihrer Klientel mitzuwachsen.

Ausruhen wollen sich Ortsiefer und Jansen auf dem Erreichten nicht, sie planen weitere Modernisierungen. „Im nächsten Jahr wollen wir den Eingangsbereich umgestalten“, sagt er.

Gespräche mit der Stadt laufen

Die Container, in denen etwa der Kiosk untergebracht ist, seien durchgerostet. Nach Möglichkeit soll dann auch ein Multifunktionsraum eingerichtet werden. Gespräche mit der Stadt Köln über das Vorhaben laufen. „Da muss wie immer ein Antrag gestellt werden. Aber man hat uns schon signalisiert, dass wir grünes Licht bekommen.“

Hauptsächlich finanziert der Verein die Anlage aus Werbeverträgen mit in der Skateboard-Szene bekannten Marken. Erst vor kurzem etwa hat der Sneaker-Hersteller „Vans“ den Vertrag für drei Jahre verlängert. „Dadurch haben wir genug Luft. Was gut ist, denn wir haben viel vor: Wir wollen mehr Vereinsmitglieder werben, nachwachsende Generationen an den Sport heranführen und ganz allgemein die lokale Kultur stärken“, gibt Ortsiefer die Richtung vor. Nicht zuletzt feiert die North Brigade in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen – ursprünglich war geplant, zu diesem Anlass den legendären „Köllefornia-Cup“ wieder aufleben zu lassen, einen Wettbewerb, der Skateboarder aus der ganzen Welt anlockte. „Das ist allerdings ein riesiger Organisationsaufwand und im Zuge der Veränderungen des letzten Jahres hatten wir diese Pläne auf Eis gelegt“, sagt Jansen. Die Feier ist jedoch nur aufgeschoben – sie soll im nächsten Jahr steigen.