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UmbauDas Colonia-Hochhaus bekommt eine neue Haut

Lesezeit 3 Minuten
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Die Fassade des 155 Meter hohen Colonia-Hauses muss dringend saniert werden.

  1. Die Fassade von Deutschlands höchstem Wohnhaus ist marode.
  2. Die Waschbetonplatten drohen herunterzufallen und werden durch Aluminium ersetzt.
  3. Die Sanierung kostet 17,5 Millionen Euro.

Riehl – Das Colonia-Haus in Riehl drückt dem linken Rheinufer seit 1970 seinen Stempel auf. Das markante Gebäude muss aber dringend saniert werden und soll deshalb eine völlig neue Außenhaut erhalten.

Die tonnenschweren Waschbetonplatten der Fassade drohen herunterzufallen. Sie wurden mit Stahlhülsen befestigt, die mittlerweile rosten. 2010 bröckelten erstmals Stücke der Außenwand ab.

„Es handelt sich dabei um einen konstruktionsbedingten Mangel“, sagt Hausverwalter Michael Petr. Wäre beim Bau rostfreier Edelstahl zum Einsatz gekommen, würde es die Probleme in Deutschlands höchstem Wohnhaus nicht geben.

Kletterer überprüfen alle drei Monate den Zustand der Fassade.

Der Waschbeton soll jetzt durch leichte Platten aus Aluminium ersetzt werden. Diese Entscheidung ist vor allem der Höhe der Sanierungskosten geschuldet.

Die Aluminium-Variante wird mit 17,5 Millionen Euro zu Buche schlagen, während ein Austausch der Waschbetonplatten neun Millionen Euro teurer wäre.

Hohe Kosten für die Eigentümer

Dennoch müssen die 300 Eigentümer je nach Wohnungsgröße zwischen 20.000 Euro und 72.000 Euro bezahlen. Wer zwei große Wohnungen zusammengelegt hat, muss mit noch höheren Kosten rechnen.

Darüber hinaus ermöglicht die Verwendung von Aluminium-Fertigteilen einen schnelleren Umbau als mit Waschbeton. Beim Bau des einschließlich der Antennen 155 Meter hohen Colonia-Hauses hatten die Arbeiter nämlich gegenüber der heutigen Situation einen entscheidenden Vorteil.

Damals wurde das Gebäude Etage für Etage von unten nach oben hochgezogen. So konnten die tonnenschweren Waschbeton-Brüstungen für die Balkone mit einem Kran von oben aufgesetzt werden. Das müsste jetzt jedoch aufwendig von der Seite aus erfolgen, weil das darüber liegende Geschoss ansonsten im Weg wäre.

So sollen die neuen alu-verkleideten Balkone aussehen.

Die Arbeiten werden voraussichtlich im Januar 2017 beginnen und sollen zwei Jahre dauern. Die Ausschreibung, an der sechs Unternehmen teilnehmen, läuft. Im September soll ein Anbieter ausgewählt werden. Auf der fünften Etage soll bis Ende des Monats ein Prototyp der neuen Aluminium-Konstruktion eingebaut werden.

Bleibt das Colonia-Hochhaus ein Denkmal?

Der Materialwechsel von Waschbeton auf Aluminium war nur mit Zustimmung von Stadtkonservator Thomas Werner möglich, da das Colonia-Haus seit 2015 unter Denkmalschutz steht.

Als Stadtplaner in den 60er und 70er Jahren Hochhäuser bauen ließen, sahen nur wenige in ihnen Denkmäler von morgen. Mehr als 40 Jahre später sind viele Bauwerke in die Jahre gekommen und marode. Gleichzeitig haben die Denkmalpfleger ihre schützende Hand über einige der Riesen gelegt. „Das Thema der Materialgerechtigtkeit wird die Denkmalpflege im 21. Jahrhundert prägen“, sagt Werner. Entscheidend sei die Frage, ob der Denkmalwert erlischt, wenn ein Material gegen ein anderes ausgetauscht werde. „Auch der Dom wird irgendwann eine komplett neue Außenhaut haben und trotzdem ein Denkmal sein“, argumentiert Werner.

Im Fall des 1970 von der Colonia-Versicherung gebauten Colonia-Hauses sei den Eigentümern die hohe finanzielle Belastung des Austauschs des Waschbetons nicht zuzumuten gewesen. Einen frühen Versuch, völlig neue und ausgestülpte Balkonfassungen aus Aluminium einzubauen, lehnte der Stadtkonservator ab.

Dieser Entwurf der Balkongestaltung lehnte der Stadtkonservator ab.

Gemeinsam mit dem Düsseldorfer Büro Maximo Victoria Architects wurde nach einer anderen Lösung gesucht. Daraus entstand die Idee, eine Waschbetonfläche zu fotografieren und auf ein Schnittmuster zu übertragen. So ist es möglich, die Aluminium-Fläche mit der Struktur des Waschbetons zu versehen. „Die Individualität der Platten geht dabei verloren, aber die Struktur und die bildhauerische Qualität des hochwertigen Gebäudes bleibt erhalten“, sagt Werner.

Die 373 Wohnungen in dem Hochhaus ziehen sich von der dritten bis zur 41. Etage. Sie verfügen jeweils über ein bis vier Zimmer.

Die ersten drei Geschosse werden gewerblich genutzt. Im Erdgeschoss befindet sich ein Schwimmbad, über dem Parkdeck ist ein Kindergarten untergebracht.

Es sind vier Schnellaufzüge für je bis zu 18 Personen, eine finnische Sauna mit Tauchbecken und Ruheraum sowie einen Fitness- und Tischtennisraum verfügbar.