AboAbonnieren

125 Jahre Kölner GalopprennbahnKamelrennstrecke, Vergnügungspark und historische Perle

Lesezeit 3 Minuten
Die Rennbahn mit vier Kamelen und Reitern im Vordergrund und Publikum im Hintergrund.

Historisches Foto: Das Kamel-Rennen 1969. Quelle: Kölner Renn-Verein

Die Geschichte der Weidenpescher Galopprennbahn führt 125 Jahre in die Vergangenheit, als der Kölner Rennsport von der Familie von Oppenheim etabliert wurde. Mittlerweile wurde die Rennbahn stilgerecht restauriert.

Am 20. September 1969 war alles anders auf der Weidenpescher Galopp-Rennbahn. An diesem Tag drehten außergewöhnliche Tiere ihre Runden vor den historischen Zuschauertribünen, Pferde waren es jedenfalls nicht. Acht Wüstenschiffe wurden aus Marokko eingeflogen, um beim „Großen Camel-Cup“ Werbung für eine neue Zigarettenmarke zu machen. König Hassan II. von Marokko hatte die Kamele samt Reiter zur Verfügung gestellt. 18 000 Zuschauer verfolgten das Spektakel.

Doch aus sportlicher Sicht war der vom „Spiegel“ als „Kamel-Klamauk“ bezeichnete Werbegag eher eine Enttäuschung. Die Kurven waren zu eng für die langbeinigen, mehr als 50 Stundenkilometer schnellen Tiere, die vor allem geradlinige Strecken gewohnt waren. Tuareg, einer der heißen Favoriten, verirrte sich in der letzten Kurve sogar in einer Hecke. Trotzdem entschied er das Rennen am Ende für sich.

Die Kamel-Episode blieb einmalig, eine Wiederholung kam nicht zustande. Natürlich war es der Pferde-Rennsport, der die nunmehr 125-jährige Geschichte des Renn-Vereins prägte. Bankiers, Großkaufleute und Industrielle kamen am 29. April 1897 im Hotel Disch zur Gründungsversammlung zusammen. Treibende Kraft bei der Etablierung des Kölner Rennsports war die Bankiers-Familie von Oppenheim, die auch das Gestüt Schlenderhan begründet hatte.

Der Kölner Galopprennsport fand 1898 seinen Aufschwung

„Der Galopprennsport war damals eine Volkssportart wie heute der Fußball“, sagt Philipp Hein, Geschäftsführer des Renn-Vereins. Köln sprang jedoch ziemlich spät auf den Trend auf, Städte wie Berlin, Frankfurt, München oder Düsseldorf waren früher dran. Dafür ging in Köln schließlich alles ganz schnell. Die Galopprennbahn im heutigen Weidenpesch war schon 1898 betriebsbereit. Seitens der Stadt war Bürgermeister Wilhelm von Becker sehr engagiert. Er erhoffte sich einen Aufschwung für den Tourismus.

Obwohl die Rennstrecke zunächst schlecht an die Pferde-Straßenbahn angebunden war, kamen im Sommer 1898 rund 30 000 Zuschauer zum ersten Rennen. Das Gelände zog aber nicht nur Fans der gepflegten Pferdesport-Wette an. Zeitweilig wurde im Innenraum der Bahn Golf gespielt, ab 1903 nutzten die Fußballer des Kölner Sport-Clubs 1899 einen Teil des Areals. Selbst Flugtage fanden statt.

Renntage in Köln wurden immer beliebter

Mit den Jahren fand auch das breite Publikum den Weg nach Weidenpesch. „Die Kölner haben einen neuen Vergnügungspark entdeckt: Die Pferderennbahn in Köln-Weidenpesch“, schrieb der „Express“ 1974: „Wo sich einst nur die Society tummelte, blasse Damen wagenradgroße Hüte spazierenführten und den letzten Modeschrei wagten, tummeln sich an sonnigen Renntagen kölsche Familien.“

Die Pferderennbahn mit Publikum und vier Pferden im Bild.

Die Kölner Pferderennbahn hat sich bis zum Jahr 2016 zwar verändert, behalt aber ihren alten Flair.

„Das war die Rennbahn in Deutschland, die sich am schnellsten als wichtigste Saisonrennbahn etabliert hat“, sagt Philipp Hein. Von 1898 bis 1913 wurden 590 000 zahlende Zuschauer gezählt – im Durchschnitt 4307 pro Renntag. Einen Massenandrang wie nie verzeichnete die Chronik für den 27. Juli 1947, als das traditionsreiche „Deutsche Derby“ einmalig in Köln ausgetragen wurde, weil das angestammte Derbygeläuf in Hamburg-Horn kriegsbedingt noch nicht nutzbar war. Bis zu 40 000 Zuschauer sollen das Ereignis verfolgt haben. Allerdings war auch die Kölner Rennbahn im Krieg nicht ungeschoren davongekommen. Allein 65 Bombentrichter wurden auf dem Gelände gezählt.

Weidenpescher Galopprennbahn – historisch und stilgerecht

Die 1897/ 1898 gebaute Haupttribüne des Berliner Architekten Otto March gehört zu den historischen Gebäuden, die bis heute überlebt haben. Überlegungen, sie in den 1980er Jahren abzubrechen und zu ersetzen, seien von der Denkmalpflege abgewendet worden, sagt der ehemalige Stadtkonservator Ulrich Krings. Stattdessen sei sie restauriert worden – „zurückhaltend und stilgerecht“.

Schon in den 1960er und 1970er Jahren gab es Diskussionen, die gesamte Weidenpescher Galopprennbahn durch eine modernere Anlage im Kölner Norden auszutauschen. Weil auch dieses Projekt im Sand verlief, ist noch immer viel „Belle Époche“ im Spiel, wenn in Weidenpesch die Pferdchen rennen. Tribünen und Begleitbauten seien „eine Perle“, so Ulrich Krings - eingebettet in einen „wunderbaren Grünzug“.