WohnenDiskussion über Frauenwohnheim
- Der Sozialdienst katholischer Frauen baut am Nordfriedhof eine Unterkunft für wohnungslose Frauen – Informationen für Nachbarn
Weidenpesch/Innenstadt – Die Auswirkungen des dramatisch angespannten Kölner Immobilienmarktes erfährt der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in seiner Arbeit unmittelbar. „Die 22 Frauen, die derzeit bei uns im Wohnungslosen-Heim untergebracht sind, haben sich insgesamt auf 700 Wohnungen beworben, aber nichts gefunden“, erläuterte Anne Rossenbach. „Momentan sind die Chancen auf dem Wohnungsmarkt eben relativ aussichtslos.“ Bei den betreuten Frauen handele es sich um Wohnungslose zwischen 18 und 75 Jahren; momentan leben sie, seit Dezember 2017, übergangsweise in einem alten Gebäude am Krieler Dom in Lindenthal, das jedoch dringend sanierungsbedürftig ist.
„Die Gründe, weshalb sie auf der Straße stehen, sind vielfältig: Von der jungen Berufsanfängerin, die in Köln keine Wohnung fand, über die von ihrem Ex-Partner aus der gemeinsamen Wohnung hinausgeworfene Frau bis zur Rentnerin, die sich nach einer Modernisierung ihre über Jahrzehnte angestammte Wohnung plötzlich nicht mehr leisten kann.“ Im Unterschied zu obdachlosen Frauen – die buchstäblich auf der Straße leben – seien wohnungslose Frauen häufig bei Freunden, Angehörigen oder in anderen Notbehelfen einquartiert, jedoch ohne festen Mietvertrag auf ihren Namen.
Für sie entsteht nun eine neue Unterkunft auf Zeit in Weidenpesch: Auf dem rückwärtigen Grundstück Schmiedegasse 58, hinter dem Haus einer Friedhofsgärtnerei und Blumenhandlung, direkt an die Mauer des Nordfriedhofs angrenzend, baut der kirchliche Hilfsverein ein Wohnheim mit 24 Plätzen. Er hat das Grundstück gekauft und ist zugleich Bauträger des Projekts. In seine Zentrale am Mauritiussteinweg lud der Verein nun Nachbarn ein, um ihnen die Pläne zu erläutern; rund 15 folgten der Einladung.
Es sei ein Auftrag der Stadt Köln, Wohnraum für die Frauen zur Verfügung zu stellen, erläuterte SkF-Geschäftsführerin Monika Kleine. Geplant ist in der Schmiedegasse ein Massivbau mit einer voll ausgebauten Etage sowie einem etwas rückversetzten Staffel-Obergeschoss.
Im Keller entstehen, wie in normalen Wohnhäusern auch, Abstellräume für die Mieterinnen; auf beiden Etagen gibt es Teeküchen zum gemeinsamen Verweilen und Plaudern. Nahe des Eingangs sind Concierge und Büros untergebracht; zwei Auto-Stellplätze – für Hausmeister und Betreuer gedacht – entstehen neben dem Haus. Alle Zimmer sind barrierefrei, vier sogar rollstuhlgerecht. Hinter dem Haus wird ein kleiner Garten mit Sitzgelegenheiten angelegt, erläuterte Architekt Felix Rindt, der das Haus geplant hat.
Sehr wichtig sei die soziale Kontrolle im Haus, so Rindt weiter. „Es ist alles sehr gläsern und transparent; niemand betritt oder verlässt das Haus ungesehen.“ Für die Bewohnerinnen ist das Wohnheim als Quartier auf Zeit geplant: Sie sollen, möglichst nach spätestens sechs Monaten, dann doch auf dem Mietmarkt fündig geworden sein, hofft der SkF.
Die Nachbarn nahmen das Projekt recht aufgeschlossen an; Unstimmigkeiten gab es wenige. „Es gibt keine Möglichkeit für Besucher, am Haus zu parken“, wandte ein Gast der Informations-Runde ein. Hierfür stünden jedoch genügend öffentliche Parkplätze entlang der Schmiedegassen-Durchfahrt am Nordfriedhof zur Verfügung, entgegnete Rindt. Jene ist momentan zwar wegen Bauarbeiten gesperrt, stünde aber vom Jahr 2019 an wieder zur Verfügung.
120 Jahre Geschichte in Hilfsarbeit für Frauen
Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) blickt auf eine 120-jährige Geschichte zurück: 1898 begann Marie Le Hanne Reichensperger, Tochter des Kölner Zentrums-Politikers und Platz-Namensgebers August Reichensperger, mit dem Aufbau eines Hilfsdienstes für straffällig gewordene Frauen.
Im Laufe der Zeit erweiterte sich das Aufgabenfeld um die Hilfe für Prostituierte, Drogenabhängige und die Arbeit mit Familien sowie mit psychisch erkrankten Frauen oder Betroffenen von häuslicher Gewalt – sowie Hilfe für obdach- oder wohnungslose Frauen. Unter anderem betreibt der SkF das „Babyfenster“ in Bilderstöckchen, zur anonymen Abgabe von Neugeborenen im Falle persönlicher Notsituationen.
Derzeit zählt der SkF, mit Sitz am Mauritiussteinweg in der Innenstadt, rund 450 haupt- sowie 200 ehrenamtliche Mitarbeiter. Er finanziert sich durch Bundes-, Landes- und städtische Mittel, aus der Kirchensteuer sowie aus Stiftungen und Spenden. (bes)
www.skf-koeln.de