Wohnhaus in Köln-NippesSeniorin mit E-Rollstuhl durch geparkte Autos eingesperrt
Nippes – Was nützt eine Mobilitätshilfe für Einkäufe und Freizeit, wenn man im schlimmsten Fall nicht von der eigenen Straße herunter kommt? Die Sorgen plagen Regina Winterwerb. Die 76-jährige Rentnerin leidet an diversen Erkrankungen, die sie beim Gehen einschränken.
Es ist ihr nur möglich, ganz kurze Strecken und für ganz kurze Zeit auf den eigenen Beinen zu stehen. Sie besitzt einen Schwerbehinderten-Ausweis, der ihre Einschränkungen dokumentiert. Um im Alltag mobil zu werden, will sie sich einen Elektro-Rollstuhl anschaffen, er ist auch bereits bestellt.
Pkw stehen auf dem Gehweg
Doch ob sie ihn jemals einsetzen wird, ist unklar – denn die Situation in der Schwerinstraße im Nippeser Osten, wo sie wohnt, ist verzwickt: Auf der linken Seite der Einbahnstraße sind zwar reguläre Parkplätze auf der Fahrbahn markiert, der Bürgersteig ist großzügig. Auf der in Fahrtrichtung rechten Seite aber, wo sich ihre Wohnung befindet, stehen die Pkw mit zwei Reifen auf dem Gehweg – weil sonst zu wenig Raum auf der Fahrbahn verbliebe.
Diese an und für sich regelwidrige Form des Parkens wird hier wegen der angespannten Parkplatzsituation im Viertel geduldet. Hierdurch aber wird es auf dem Bürgersteig eng. Ihr Elektro-Gefährt wäre rund 70 Zentimeter breit. Um mit ihm problemlos und ohne Unfallgefahr auf dem Bürgersteig ihrer Straßenseite fahren zu können, müsste mindestens ein Meter durchgängig frei bleiben, was laut ihrer Beobachtung nicht immer der Fall ist.
Kein abgesenkter Bordstein
Dabei schien eine Lösung Anfang des Jahres in Reichweite. „Im Februar hatte die Stadt bereits zwei Poller vor meinem Haus installiert, um den Bereich von parkenden Autos freizuhalten“, erläutert Winterwerb. Doch der Bordstein zur Fahrbahn hin ist 18 Zentimeter hoch – zu viel für einen Krankenfahrstuhl. „Damals hatte ich gedacht, nun wird auch der Bordstein abgesenkt. Wäre es damals so passiert, hätte ich schon seit einem halben Jahr problemlos mein Grundstück per Rollstuhl betreten und verlassen können.“
Für Herbert Clasen, früherer Grünen-Bezirksvertreter und heute frisch gewählter Nippeser Seniorenvertreter, ist es einer der ersten Fälle seiner noch jungen Amtszeit. Er schaltete sich vor kurzem in die Sache ein, um zu vermitteln. Die Rentnerin und der Seniorenvertreter stehen im Schriftwechsel mit der Stadtverwaltung. Beim Termin mit Clasen und dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist zwar so gerade noch genug Platz auf dem Gehweg, um mit einem Elektro-Rollstuhl durchzukommen – aber Winterwerb hat ebenso Szenarien fotografiert, wo einzelne Autos weiter auf dem Bürgersteig standen und sie wenig Chancen auf ein Passieren gehabt hätte.
Drei mögliche Lösungen
Drei Lösungen hält Clasen für umsetzbar, damit die Seniorin die andere Straßenseite erreichen kann – wo sie bequem auf dem Gehweg fahren könnte. „Erstens könnte dort, wo vor ihrem Haus bereits die Poller stehen, der Bordstein abgesenkt werden. Als zweite Möglichkeit würde es auch eine kleine Rampe an jener Stelle tun.“ Und die dritte Möglichkeit befände sich 20 Meter weiter: Dort gibt es ein Grundstück mit privater Garagen-Einfahrt; der Bordstein ist an jener Stelle abgesenkt. Sie könnte dort mit ihrem Elektromobil die Straßenseite wechseln – vorausgesetzt, der Weg bis dahin ist nicht zugeparkt. Sie hatte schon erwogen, selbst eine kleine Rampe zu schaffen. Doch laut Verwaltung wäre das eine Ordnungswidrigkeit, weil es ein Eingriff in den Straßenverkehr wäre. Ein Umzug kommt für Winterwerb nicht in Frage. „Ich wohne hier schon seit 48 Jahren und möchte nicht weg.“
„Wir haben ihr die Poller aufgestellt, um eine Rangier-Möglichkeit für sie zu schaffen“, erläutert Hartmut Sorich, Abteilungsleiter Verkehrsmanagement im Amt für Straßen und Verkehrstechnik. Doch eine Rampe oder eine Bordstein-Absenkung schieden aus, auch weil es einen Präzedenzfall darstellen würde.
„Der verbleibende Platz plus die Poller fürs Rangieren ist unserer Meinung nach ausreichend.“ Man halte es für nicht plausibel, dass sie wegen eines zugeparkten Gehwegs nicht mehr durchkomme. „Bei Bedarf müsste sie das Ordnungsamt anrufen und ein Abschleppen veranlassen. Aber wir gehen davon aus, dass es so gut wie nie vorkommt.“