Kölner Promis und ihre HobbysNoch nicht alle Tassen im Schrank

Die Muse Elke Koska vor einem Teil ihrer aus 2000 Teekannen und rund 800 Tassen bestehenden Sammlung.
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Köln – Diese Frau hat echt nicht alle Tassen im Schrank. Man muss es so sagen, und man darf das bei Elke Koska sogar, weil die ansonsten beleidigende Feststellung in ihrem Fall nichts anderes ist als eine – wenn auch korrekturbedürftige – Bestandsaufnahme.
Selbstverständlich hat sie nicht ALLE Tassen im Schrank, sonst entfiele ja der Antrieb zum Weitersammeln. Und natürlich stehen die Trinkgefäße bei ihr in keinem Möbelstück mit Türen. Gott bewahre, allein die Vorstellung, ihre Prachtstücke nicht jederzeit anschauen zu können, wäre für Koska so abschreckend wie ein Umfeld mit weißen Wänden.
Weiß, oder – „fast noch schlimmer“ – beige sind für sie keine Farben, sondern eine Qual. Deshalb gab es im Deutzer Brückenpfeiler, wo Koska 15 Jahre wohnte, nichts vollkommen Weißes. In ihrem jetzigen Domizil gibt es das ebenfalls nicht: Wände, Kühlschrank, Küchengeräte – alles bunt.
Ihre gesammelten Tassen sind es sowieso, und es spräche nichts dagegen, wenn zu der bestehenden Kollektion von etwa 800 übrigens erstaunlich unverstaubten Exemplaren weitere dazukämen. Auch den Bestand von 2000 Teekannen hätte die Sammlerin gerne weiter aufgestockt. Doch bedauerlicherweise brannten die zwei englischen Fabriken, aus denen die meisten Stücke stammen, beide ab, was Koska indes wenig grämte, weil Gram ihrem Naturell widerspricht. Ergo wählte sie sich zu den bestehenden Sammelgebieten – als da wären Weihnachtsschmuck, Kunststoff-Lebensmittel und Plastikleuchten überwiegend in Tiergestalt – ein weiteres Sammelgebiet: Wasserkessel und amerikanische Keksdosen.
Nun bedeutet die Konzentration auf ein neues Segment keineswegs, dass das vorherige damit in der Versenkung verschwände. Im Gegenteil: Alles hat seinen Platz. Man könnte wie folgt mutmaßen: Wäre Walt Disney damit beauftragt worden, für den noch immer amtierenden Bayernkönig Ludwig II. eine angemessen dimensionierte Wohnküche einzurichten, sähe sie ähnlich aus wie Koskas Loft: überladen, bunt, prunkvoll, glitzernd, atemberaubend kitschig, aber in sich stimmig.
Sammeln sei etwas zutiefst Weibliches, meint Koska. Anders als beim männlichen Jäger, der vom Wunsch des Besitzenwollens getrieben sei, bestehe das Erlebnis für sie im Anschauen und immer wieder Betrachten. Zum Glück habe ihr Ex-Mann, der Künstler HA Schult, ihr stets die Möglichkeit gegeben, „mir meine eigenen Räume zu inszenieren“, während er selber eine absolut puristische Umgebung gebraucht habe.
Angefangen habe es vor dreißig Jahren. Damals wohnte die gebürtige Münchnerin mit Künstler Schult in New York und entdeckte in einem Porzellangeschäft auf der Madison Avenue eine wie ein Blumenkohl geformte Teekanne. Aufgrund des Preises von 78 Dollar habe sie lange überlegt, aber schließlich zugegriffen. „Es war die einzige Kanne, bei der sofort der Deckel herunterfiel und zerbrach“, berichtet Koska amüsiert. Gleichwohl war mit dem Kauf die Initialzündung ausgelöst, und bald darauf sei HA Schult „teilweise mit zehn Kannen von seinen Reisen zurückgekommen, obwohl er die Kannen immer kitschig fand“.
Koska, die die Frage nach ihrem Beruf mit „Muse“ beantwortet, war nach eigenen Worten bereits als Kind darauf erpicht, ihr eigenes Ding durchzuziehen. „Das ist das Geheimnis meiner Zufriedenheit. Ich mache, was mir gefällt. Ich schwanke nicht, ich zögere nicht, ich weiß ganz genau, was ich will.“
Während sie an der vier Meter hohen Regalwand entlangläuft und darauf verweist, dass ihre Kannen in Themengebiete unterteilt seien, türmen sich im Kopf des Betrachters 480 Kartons auf.
Vierhundertachtzig Kisten, die sie vor ihrem Umzug von Deutz selber gepackt und in Rodenkirchen selber wieder ausgepackt hat. In einigen Kisten befanden sich nur Teekannen in Tierform. In anderen solche, die Obst und Gemüse nachempfunden sind. Oder Musikinstrumenten. Oder Berufsgruppen wie Friseurin, Klempner, Kellnerin, Möbelpacker, Zahnarzt.
Für Elke Koska ist ein persönlich gefärbtes Ambiente so unentbehrlich wie für den Engländer der Tee. Selbst wenn sie nur vorübergehend irgendwo sei, schaffe sie sich ihre eigene Welt. Apropos Tee: Die rothaarige Muse trinkt jeden Morgen ihren selbst gemachten Eiscafé. Keinen Tee. Niemals Tee. Deswegen ist keine einzige der insgesamt 2800 Kannen und Tassen benutzt.