Notdienst in KölnNeue Praxis nimmt an der Uniklinik den Betrieb auf
Köln – Die einen sprechen vom Kahlschlag bei den Notdienstpraxen, die anderen von einer erheblichen Verbesserung der medizinischen Versorgung: Der Plan der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV), den ärztlichen Notdienst in Köln ab Januar 2019 grundlegend neu zu strukturieren, stößt in Teilen der Ärzteschaft auf heftige Kritik.
Was wird sich ändern?
An der Uniklinik nimmt ab 15. Januar eine neue Notdienstpraxis den Betrieb auf. Sie wird Patienten außerhalb der regulären Öffnungszeiten versorgen und soll zudem die stark belastete Notfallambulanz der Uniklinik entlasten. Im Gegenzug werden allerdings die bisher existierenden drei Notdienstpraxen am Evangelischen Krankenhaus Weyertal, am Severinsklösterchen und in Weiden schließen.
Die Notfallpraxen
Praxis an der Uniklinik in Lindenthal, Joseph-Stelzmann-Straße 24, Gebäude 43 der Orthopädie und Unfallchirurgie.
Praxis Nord-West am Franziskus-Hospital Ehrenfeld, Schönsteinstraße 63
Praxis Nord am Vinzenz-Hospital, Kempener Straße 88 b.
Praxis am Antonius-Krankenhaus Bayenthal, Schillerstraße 23
Praxis Ost am Ev. Krankenhaus Kalk, Buchforststraße 2
Praxis Porz am Krankenhaus Porz, Urbacher Weg 19 .
Kinder- und Jugendmedizin: Praxis an der Uniklinik, Kerpener Straße 62
Praxis am Krankenhaus Porz, Urbacher Weg 19
Praxis an der Kinderklinik, Amsterdamer Straße 59
Auch im Rechtsrheinischen wird der Notdienst zentralisiert: Neben Porz bleibt noch die dem Krankenhaus Kalk angeschlossene Notdienstpraxis bestehen, die Angebote in Mülheim und Chorweiler werden eingestellt. Statt bisher zehn Notdienstpraxen gibt es stadtweit also nur noch sechs. Der kinderärztliche Notdienst ist von der Umstrukturierung nicht betroffen, dort bleibt alles beim Alten.
Verändern sich auch die Öffnungszeiten?
Die meisten Notdienste hatten bislang die ganze Nacht geöffnet. Diesen Service bieten künftig nur noch Kalk und die hausärztliche Ambulanz am Vinzenz-Krankenhaus in Nippes. Die anderen Anlaufstellen machen spätestens um 24 Uhr zu, am Wochenende noch früher. In akuten Fällen steht aber rund um die Uhr ein Arzt im Fahrdienst zur Verfügung, der die Patienten zu Hause aufsucht.
Was bedeutet die Neuordnung für die Patienten?
Darüber gehen die Meinungen sehr weit auseinander. Jürgen Zastrow, der Kreisvorsitzende der KV in Köln, spricht von einer „quantitativen und qualitativen Verbesserung der Versorgung“. Notdienstpraxen sind künftig zwingend an ein Krankenhaus angegliedert und können die dortigen Ambulanzen entlasten, indem sie weniger schwere Fälle abfangen. An einer Konzentration führe aber schon aus Kostengründen kein Weg vorbei. „München hat drei, Berlin zwei und Düsseldorf nur eine Notdienstpraxis“, so Zastrow. Manche der bisherigen Praxen seien nicht ausgelastet gewesen.
Kritiker wie Claudia Dambowy, Hausärztin in Weiden, sieht das anders. Die viel größeren Einzugsgebiete bedeuteten für die Patienten längere Anfahrtswege und längere Wartezeiten, weil ein Arzt für eine viel größere Anzahl von Menschen zuständig ist. „Ich glaube nicht, dass Menschen aus Weiden, Frechen oder Pulheim, die nachts oder am Wochenende einen Arzt benötigen, dann in die Uniklinik nach Lindenthal fahren“, sagt die Ärztin.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Sie werden die Notfallambulanzen der nächstliegenden Kliniken aufsuchen.“ Ähnlich sieht es die Assistenzärztin der Inneren Medizin im Klösterchen, Dina Siebrasse. Dass die Notdienstpraxis schließt, würde die Patienten nicht davon abhalten, weiter das Krankenhaus der Augustinerinnen anzusteuern. „Sie kommen dann alle in unsere Notfallambulanz. Dort sitzen sie fünf Stunden, weil ernstere Fälle vorgehen.“
Welche Rolle spielt in dem Zusammenhang die bundesweite Notrufnummer 11 61 17?
Patienten sollen sich im Notfall zunächst an die Arztrufzentrale unter 11 61 17 wenden. Dort wird eine erste Einschätzung der Dringlichkeit vorgenommen und die Anrufer werden an die richtigen Stellen weitergeleitet. Die KV verspricht sich davon eine Steuerung der Patientenströme. „60 Prozent der Patienten in den Notfallambulanzen der Krankenhäuser gehören dort gar nicht hin“, so Zastrow.