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NS-Gauleiter GrohéIn der Familie bleibt er ein Held

Lesezeit 2 Minuten

Kölns Gauleiter Josef Grohe und Oberbürgermeister Karl-Georg Schmidt diskutieren mit Adolf Hitler im "Dreesen" über die Neugestaltung Kölns.

Josef Grohé war von 1931 bis 1945 Gauleiter des NSDAP-Gaues Köln-Aachen. 1944 wurde er zum Reichsverteidigungskommissar für Belgien und Nordfrankreich ernannt, musste aber schon bald vor den alliierten Truppen aus Brüssel fliehen. In Köln propagierte er Widerstand bis zum letzten Blutstropfen – doch Grohé brachte sich rechtzeitig vor dem Einmarsch der Amerikaner in Sicherheit.

Erst 1946 wurde er aufgespürt, verhaftet und an Belgien übergeben. Da man ihm dort keine Beteiligung an Geiselerschießungen nachweisen konnte, kam er wieder in deutschen Gewahrsam – 1949/50 wurde ihm schließlich der Prozess gemacht. Wegen Zugehörigkeit zum NS-Führerkorps und Kenntnis der Judenverfolgung wurde er zu vier Jahren Haft verurteilt, die er nicht einmal antreten musste. Grohé baute sich eine bürgerliche Existenz als Vertreter von Werbeartikeln auf und lebte bis zu seinem Tod im Jahre 1987 in Köln.

Ein bemerkenswerter Artikel zu Grohé ist im neuen Heft der Zeitschrift „Geschichte in Köln“ publiziert: Helge Jonas Pösche, ein Großneffe Grohés, hat einen Text, den er als Schüler zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten eingereicht hatte, überarbeitet, „Josef Grohé – ein Gauleiter als Held der Familie“, ein Beitrag, der vor allem das Bild Grohés im heutigen Familiengedächtnis thematisiert.

Weitere lesenswerte Aufsätze des Bandes stammen von Susanne Ruf, die am Bespiel der Kölner Patrizierfamilie Hardenrath die erfolgreiche Strategie zur Herstellung einer Gruppenidentität beschreibt, sowie von Joachim Deeters (Eine Kirche in städtischem Eigentum. St. Mariae Himmelfahrt 1773–1814) sowie Walter Buschmann (Die Gummiwarenfabrik Franz Clouth in Köln) – um nur einige zu nennen. (cd)

Geschichte in Köln. Zeitschrift für Stadt- und Regionalgeschichte. Heft 58 (2011). SH-Verlag Köln, 307 S., 22 Euro.