Der Film, der vier Basketballfreunde beim Erwachsenwerden begleitet, wird derzeit beim Filmfest München gezeigt.
„O Chale“ spielt in AccraKölner reisen für Abschlussfilm nach Ghana – Protagonistin gewinnt Förderpreis
Für ihren Abschlussfilm an der Internationalen Filmschule Köln (ifs) hatten sie sich viel vorgenommen – das hat sich jetzt ausgezahlt. Die Dokufiktion – ein Hybrid aus Dokumentationsfilm und fiktionaler Erzählweise – „O Chale“ wird derzeit beim Filmfest München gezeigt und war dort auch für den Förderpreis Neues Deutsches Kino in allen vier Kategorien nominiert. Eine der Protagonisten, Atika Jumaih Bashiru, durfte sich am Freitagabend dann über den Preis in der Kategorie „bester Nachwuchsschauspieler“ freuen.
Regie und Konzept der Coming-of-Age-Geschichte kommen von Jan Hendrik Lübbers, Produzent war Julius Nerlich, für die Bildgestaltung zuständig war Jonas Thibaut und Schnitt und Sounddesign hat Hannes Gabelmann verantwortet.
Förderung durch Film- und Medienstiftung NRW
„Chale“ bedeutet so etwas wie „Alter“ oder „Bro“, es ist ein Ausdruck, den junge Ghanaer häufig untereinander verwenden, erklärt Lübbers. Der 90-Minüter „O Chale“ begleitet die vier Basketballfreunde Barnabas, Raphael, Jumaih und Garvin bei den Herausforderungen des Erwachsenwerdens. Spielort: die ghanaische Hauptstadt Accra. Die Inspiration dafür, für den Abschlussfilm so weit zu reisen, ist auf Lübbers zurückzuführen: Nach dem Abitur reiste er für ein Jahr nach Ghana und arbeitete in Accra unter anderem als freiwilliger Basketball-Trainer – dort lernte er auch die Protagonisten des Films kennen.
33 Drehtage hatte das Team im September und Oktober 2022, davor gab es schon zwei Reisen nach Ghana für einen Teaser und für Vorabinterviews mit möglichen Protagonisten. „Wir dachten erst, die Filmschule würde uns sagen, es sei zu weit weg und auch zu schwer realisierbar wegen des Budgets“, sagt Julius Nerlich. Doch mit seinem Professor für Kreatives Produzieren, Peter Herrmann („Nirgendwo in Afrika“, „Wüstenblume“), hatte er schnell einen Unterstützer an der Seite. Auch die Film- und Medienstiftung NRW konnte das Team von dem Projekt überzeugen.
Der Film begleitet die vier Freunde in ihrem Alltag, geprägt von den Erfahrungen junger Erwachsener: der erste Umzug, schwankende Zukunftspläne, komplizierte Beziehungen zu den Eltern, dem Hadern mit konservativen Geschlechterrollen und der Angst vor dem Ende der Kindheit. Der Basketballplatz stellt dabei einen Ort dar, an dem die vier Freunde davor flüchten können. „Wir wollten kein riesiges Drama erzählen“, sagt Lübbers.
Die Geschichte entfaltet sich langsam und subtil. Es ist kein Mainstream-Film, eher gemacht für kleine Arthouse-Kinos. Wo genau „O Chale“ in Zukunft zu sehen sein wird, wissen Nerlich und Lübbers noch nicht. Beim Filmfest München versuchen sie derzeit Kontakte zu Verleihern zu knüpfen.