Odysseum verkauftKölner Science Center steht vor ungewisser Zukunft
Köln – „Ich glaube weiter an die Idee.“ Andreas Waschk stemmt sich trotzig gegen den Gedanken, dass all das gescheitert ist, was sich einst mit dem Kölner Odysseum verband. Waschk ist seit 2004 mit dem Kölner „Wissenschafts- und Abenteuermuseum“ verbunden – zunächst als Gutachter, später als Geschäftsführer des Betreibers. Nun hat er zusammen mit dem belgischen Unternehmer Stéphan Uhoda das Haus in Kalk gekauft, um es weiterzuführen – „mit Mut und Zuversicht“, wie er sagt.
Die Stiftung der Sparkasse Köln-Bonn, die das Odysseum bislang betrieb, ist raus. Sie will sich nur noch um das „Museum mit der Maus“ in dem Gebäude kümmern. Was aus dem Rest des Hauses und den vier Themenräumen wird, in denen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen wissenschaftliche Phänomene anschaulich erklärt wurden, ist noch weitgehend unklar.
Ein Bereich in der ersten Etage soll in einen „Co-Working-Space“ umgewandelt werden, hat Waschk bereits bekanntgegeben: Büroflächen für arbeitende Erwachsene anstelle von außerschulischer Bildung für Schüler. Die alte Idee des Odysseums als Ort der Wissensvermittlung soll sich dann in einem anspruchsvollen Betreuungsangebot für die Kinder der dort Arbeitenden wiederfinden.
Sparkasse wurde Geschenk zur Last
Seit Monaten suchen die Sparkasse, ihre „Stiftung Wissen“ und die mit dem Betrieb vor Ort Betrauten nach einer Lösung für die Zukunft des Hauses. Die Sparkasse hatte das Odysseum 2009 als ihr Geschenk an die Kölnerinnen und Kölner gefeiert. In den vergangenen Jahren war ihr das Kölner Science Center aber immer mehr zur Last geworden. Die allgemeine Zinsentwicklung schränkte die Spielräume der Stiftung ein, um in eine zeitgemäße Weiterentwicklung des Bildungsangebots zu investieren. Außerdem wollte die Sparkasse nicht mehr jedes Jahr rund zwei Millionen als Betriebskostenzuschuss beisteuern.
Immer wieder hatte es Versuche gegeben, die Stadt als Finanzier und Träger ins Boot geholt. Doch im Stadtrat gab es zu keiner Zeit eine Mehrheit dafür. Das hatte schon den Start erschwert. Und auch jetzt bleiben die Hilferufe ungehört. 2019 erteilte eine Rastmehrheit von CDU, Grünen und FDP der Idee, die Stadt ins Boot zu holen, eine Absage. Die Stiftung der Sparkasse, die ursprünglich für den Betrieb des Odysseums gegründet worden war, konzentriert sich schon länger lieber auf Projekte in Schulen als auf das teure Haus.
Es schien, als habe sich im digitalen Zeitalter die Idee eines festen „Science Centers“ als Ort der Wissensvermittlung im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich aus Sicht der Stiftung und der meisten Kommunalpolitiker überlebt. Das Odysseum sei vielleicht „an einem Wendepunkt der Lerngeschichte“ gegründet worden und dann „auf der falschen Seite geblieben“, zieht die Sprecherin des Hauses ein ernüchterndes Fazit. Mit einem größeren Etat wäre mehr möglich gewesen.
Ohne Steuergelder geht es nicht
Es gebe weiterhin den Bedarf für solch einen Ort, sagt der neue Odysseum-Chef Waschk. „Science Center“ seien eigentlich „Teil der Daseinsvorsorge“ und müssten Teil des Bildungssystems sein. Junge Menschen müssten sich mehr mit Technik und Naturwissenschaften befassen. Klar sei aber auch: Ohne die Hilfe aus Steuermitteln oder durch Stiftungen lasse sich ein Konzept, wie es dem Odysseum zu Grunde lag, nicht umsetzen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Wie es anders geht, wurde zuletzt in Berlin gezeigt, wo das neue „Futurium“ bis zum ersten Corona-Lockdown viele Besucherinnen und Besucher anlockte. Trotz der Digitalisierung in Schulen und Kinderzimmern brauche es solche festen Häuser, ist man sich in Berlin einig. Das als „Showroom für Zukunftsentwürfe“ gelobte Berliner „Science Center“ wird mit Steuergeldern in Millionenhöhe gesponsert. Das Bundesbildungsministerium ist gemeinsam mit Stiftungen, Vereinen und Firmen der Träger. Das Kölner Science Center hing dagegen einzig am versiegenden Tropf der Sparkasse und ihrer Stiftung. Und während in Berlin mit freiem Eintritt gelockt werden kann, musste man in Köln hohe Eintrittspreise zahlen.
Trampolinspringen statt naturwissenschaftlicher Bildung?
Da sich offensichtlich keine Alternativen entwickeln ließen, müssen die neuen Eigentümer des Odysseums nun an wirtschaftlicheren Angeboten arbeiten. Es gab Spekulationen, dass sich ein wissenschaftlicher Themenraum schon bald in eine Trampolinarena verwandeln könnte. Andere Freizeitangebote wie ein „Escape-Room“ sind im Gespräch. Was neben dem neuen Co-Working-Space entstehen wird und ob die Themenräume als Herzstücke des alten Odysseums überleben können, wollen Waschk und sein Team erst Ende April verraten.
Wegen der Corona-Beschränkungen seien alle Planungen schwierig, weil man nicht wisse, wann und unter welchen Bedingungen man wieder öffnen könne. Das Haus solle trotz aller anstehenden Veränderungen ein „hochwertiger Freizeit- und Bildungsstandort“ bleiben.