Offener Ganztag1175 Plätze für Grundschüler fehlen - vor allem in diesen Vierteln
Köln – In Köln gibt es zu wenige Ganztagsplätze für Grundschulkinder. Trotz eines stetigen Ausbaus der Plätze kann der Bedarf nicht komplett gedeckt werden: Obwohl die Stadt die Zahl der Plätze für das kommende Schuljahr 2022/23 um 1744 auf 33.122 Plätze steigern konnte, fehlen zum neuen Schuljahr laut einer Bedarfsabfrage bei den Eltern 1175 Plätze. Die Stadt hofft allerdings, dass wie in den letzten Jahren ein Teil der Familien den Platz bei Schulstart dann doch nicht beansprucht.
Sicher ist allerdings, dass die größte Herausforderung noch bevorsteht: Ab 2026 greift der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder. Bezogen auf die gesamte Stadt liegt die Versorgungsquote bei den Grundschulkindern derzeit bei 83 Prozent.
Schlusslichter Kalk und Meschenich
Dabei muss aus sozialpolitischer Sicht Sorgen machen, dass die Versorgungsquote in den Kölner Stadtbezirken sehr unterschiedlich ist: Während diese etwa in der Innenstadt schon jetzt mit 96 Prozent sehr nah an der Vollversorgung ist, sind ausgerechnet in Stadtbezirken, in denen besonders viele Familien mit Jugendhilfebedarf leben, die Versorgungsquoten gering. Obwohl gerade dort der Ausbau der Ganztagsplätze für mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit sorgen sollte. So liegt die Versorgungsquote im Bezirk Kalk lediglich bei 71 Prozent. Dort kann der Bedarf schon jetzt an elf Grundschulen nicht gedeckt werden. Im Bezirk Chorweiler liegt sie bei 74 Prozent. Bei den einzelnen Stadtteilen ist im Rechtsrheinischen Kalk mit einer Versorgungsquote von nur 50 Prozent Schlusslicht. Im Linksrheinischen trägt Meschenich mit 60 Prozent die rote Laterne.
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Wenn der Rechtsanspruch ab 2026 in Kraft tritt, gilt dieser zunächst nur für die Erstklässler. Bis im Schuljahr 2029 dann alle Kölner Grundschulkinder einen Anspruch haben, rechnet die Stadt damit, dass 95 Prozent der Familien diesen in Anspruch nehmen werden. Das bedeutet, dass 40.185 Plätze benötigt werden. Das wären 7000 neu zu schaffende Plätze. Es soll nach Angaben der Verwaltung das Ziel sein, bis dahin sukzessive stadtweit das Angebot zu erweitern, besonders in den Stadtbezirken, wo bereits jetzt viel zu wenige Plätze vorhanden sind. Parallel dazu sollen die Familien im Sozialraum gezielt angesprochen und motiviert werden, diese Plätze auch in Anspruch zu nehmen, um die Ziele Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit erreichen zu können.
Viel zu wenig Fachkräfte
Dabei ist schon jetzt klar, dass es nicht die größte Herausforderung sein wird, die Plätze einzurichten. Viel schwieriger wird es sein, die dafür nötigen Vollzeitstellen zu schaffen und für diese Stellen dann genügend Fachkräfte zu akquirieren, damit die Kinder auch qualitativ hochwertig betreut werden. Sollte dies nicht gelingen, befürchten Eltern und Fachleute, dass die Ganztagsschule perspektivisch eher eine Aufbewahrungs-, denn eine Bildungsstätte sein wird. Qualifiziertes Personal ist schon jetzt schwer zu finden und an vielen Schulen herrscht Personalmangel im Ganztag - zumal die Bezahlung vielerorts schlecht ist. Schwierige Zeiten für die Akquise also. Ein Blick auf die Kitas zeigt, was droht: Dort sind bereits jetzt 150 Erzieher-Stellen unbesetzt und durch das Ausbauprogramm werden laut Stadt bis 2025 mindestens 1200 Kräfte fehlen.
Viel zu wenig Platz zum Essen
Zweite Achillesferse neben dem Personal ist die Essensversorgung: Sehr viele Grundschulen sind nicht auf die Mittagsversorgung mit einem warmen Mittagessen für so viele Kinder ausgelegt. Allenthalben haben Schulen viel zu kleine Küchen und Mensaflächen, so dass bereits vielerorts in Klassenräumen gegessen wird. Das Raumprogramm für die Offene Ganztagsschule war nämlich ursprünglich auf eine Versorgungsquote von 50 Prozent ausgelegt. Der Bau separater Mensen war an Grundschulen bis vor Kurzem gar nicht vorgesehen. An einer größeren Zahl an Grundschulstandorten ist der Bau von Mensen nun geplant oder wurde begonnen. Aber schon jetzt ist klar, dass bis zum Schuljahr 2026 nicht alles, was geplant ist, fertig sein wird. Übergangslösungen wie die Anmietung von externen Räumen oder die Umstellung auf küchenunabhängige Essensysteme werden nach Auskunft der Verwaltung unabdingbar sein.