Comedian Oliver Polak„Ich musste Stefan Raab nach den Shows zum Auto bringen“

Komiker Oliver Polak
Copyright: Stefan Worring
Köln – Zuletzt erschien sein Buch „Gegen Judenhass“ – ein Statement gegen den wieder erstarkenden Antisemitismus in Deutschland. Für seine ehemalige Late-Night-Show „Applaus und Raus“ erhielt Polak im Jahr 2017 den Grimme-Preis. Am 16. und 17. März und dann noch einmal im Herbst tritt Polak mit seiner neuen Show „Der Endgegner“ in Köln auf.
Herr Polak, Sie haben fünf Jahre in Köln gelebt, von 1998 bis 2003. Eine gute Zeit?
Eine geile Zeit – bis auf Köln (lacht). Ganz ehrlich: Am Anfang mochte ich die Stadt. Ich habe bei Viva gearbeitet, war Praktikant bei Stefan Raab bei „Vivasion“. Ich musste ihn nach seinen Shows immer ins Parkhaus zum Auto bringen, weil er alleine Angst hatte. Auch unrealistisch, oder? Dass ich etwas hätte tun können, wenn ihn jemand angegriffen hätte. Sehr leichtgläubig von ihm.
Was ist dann passiert? Warum sind Sie nach Berlin gezogen?
Köln war interessant, als es noch die ganze Popkultur gab, die Popkomm, Bread and Butter (Musik- und Modefestival, das 2001 in Köln Premiere feierte und 2003 nach Berlin umzog, d. Red.). Aber irgendwann ist alles abgewandert, es blieb nur der kölsche Klüngel.
Sagen ja viele. Was verstehen Sie darunter?
Ich meine nicht diese Mafiastrukturen des Karnevals. Sondern das Gefühl, dass Köln ein bisschen eingestaubt ist. Ein bisschen hängen geblieben. Ich lief letztens über den Brüsseler Platz, da sagt einer zu mir: „Mensch, dich habe ich ja lange nicht mehr gesehen.“ Sage ich: „Ja, ich lebe seit 15 Jahren in Berlin.“ Und er: „Echt? Hab ich gar nicht mitgekriegt.“ Dieses Entschleunigte hat zwar was, ich komme selber vom Land. Aber in Köln ist es mir zu festgefahren. Trotzdem bin ich immer wieder gerne da.
Wo zieht es Sie dann hin?
Eigentlich nur an zwei Orte: Ich schlafe gerne im Savoy Hotel, weil das Feeling da irgendwie an die alte amerikanische Fernsehserie „Hotel“ erinnert. Und ich liebe das Hallmackenreuther am Brüsseler Platz. Das ist das schönste Café Deutschlands.
Das könnte Sie auch interessieren:
Am 16. und 17. März und noch einmal im Herbst sind Sie mit Ihrem neuen Stand-up-Programm „Der Endgegner“ im Artheater zu sehen. Was erwartet das Publikum?
Meine beiden letzten Shows waren klassischer Stand-up – nur das Mikrofon und ich. Jetzt hatte ich mal wieder Bock auf eine richtige Show. Es wird Musik geben, viel Konfetti, viele Showeffekte, ich singe, und es gibt eine riesige Illusion – ich zaubere. Ein großer Bestandteil ist auch das Crowd Work, also das Arbeiten mit dem Publikum. Da finde ich immer mehr Spaß dran. Ich finde es zum Beispiel gut, wenn die Leute etwas reinrufen. Das ist wie im Zirkus, wenn dem Dompteur die Peitsche aus der Hand fällt: Da wird’s spannend.
Und worum geht es inhaltlich?
Es gibt einen thematischen Rahmen. Man sieht ja, was politisch im Moment so los ist. Es wird immer versucht, einen Schuldigen zu finden. Trump ist böse, Erdogan ist böse. Aber wir sollten das Augenmerk mehr auf uns richten. Wir denken immer, ISIS sind die Terroristen. Aber wir selber sind auch Terroristen, weil wir unseren Wohlstand auf der Ausbeutung von anderen Menschen aufbauen und denken, das wäre okay. Ist es aber nicht.
Wer ist denn Ihr ganz persönlicher Endgegner?
Am Ende ist der Mensch selbst der Endgegner. Aber auch diese Wannen am Flughafen, wo die Leute ihre Sachen reinlegen müssen – der größte Virenherd. So eine Wanne ist eine Plastik gewordene Berghain-Toilette. Oder Berliner Taxifahrer. Die sind auf jeden Fall auch ein Endgegner. Zwei No-gos im Berliner Taxi: Propheten beleidigen und mit Kreditkarte bezahlen.
Und kurze Strecken fahren.
Ja, aber das ist doch absurd. Dafür sind Taxen ja da. Dass man sie benutzt. Letztens sagte ein Fahrer zu mir: Das Stück können Sie auch laufen. Da meinte ich: Ja, da habe ich auch drüber nachgedacht, aber dann fiel mir eine geile Erfindung ein: Taxi.
Karten für den 17. März (Sonntag) im Artheater am Ehrenfeldgürtel sind noch erhältlich. Beginn: 19.30 Uhr. Der Eintritt kostet 23,70 Euro.