Fehlende Senioren-Plätze in KölnDezernent spricht von „Pflegenotstand“
Köln – Kölns Sozialdezernent Harald Rau sieht angesichts Tausender fehlender stationärer Pflegeplätze in den nächsten Jahren einen „Pflegenotstand“ in Köln. Schon im Jahr 2021 hatte das Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik in einer Analyse zur Pflegeplanung von bis zu 50 fehlenden Pflegeeinrichtungen im Jahr 2040 gesprochen, weil eben immer mehr Menschen älter werden.
Rau sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Dienstag: „Ich kann bestätigen, dass der Bericht zur kommunalen Pflegeplanung uns veranlasst hat, einen Pflegenotstand zu erkennen, der auch noch größer wird. Wir brauchen in kurzer Zeit 1000 Plätze und arbeiten über die Arbeitsgruppe 'Zukunft Pflege Köln' daran, das Problem zu lösen.“
Aber wie geht das? Und ist die Verwaltung schnell genug? Daran hat die Kölner Senioren-Union als Vereinigung der Kölner CDU erhebliche Zweifel und bezieht sich unter anderem auf einen Beschluss des Stadtrates aus dem Juli 2019. Demnach soll die „Stadtentwicklung die Belange pflegebedürftiger Menschen bezüglich des Bedarfs an stationären Plätzen berücksichtigen“.
Vorstandsmitglied Wolfgang Gärtner verweist auch auf den Rechtsanspruch auf Pflegeplätze, er sagte: „Wir würden uns wünschen, dass der Sozialdezernent sich mal wie der Schuldezernent äußert, dass alle Kräfte gebündelt werden müssen, um Plätze für Pflege zu bauen.“ Gärtner nennt die Neubauprojekte wie den Deutzer Hafen, Kreuzfeld oder die Parkstadt Süd als Beispiele.
Rau sagte dazu: „Bei der zukünftigen Quartiersentwicklung haben wir den Anspruch, die Belange älterer Menschen zu berücksichtigen.“ Das Baudezernat teilte mit, dass beispielsweise in Kreuzfeld oder Rondorf Nord-West Pflegeeinrichtungen geplant sind, in der Parkstadt Süd altengerechtes Wohnen.
Lange Wartelisten für Pflegeplätze
Die Zeit drängt, denn laut der Analyse von 2021 nimmt die Zahl der Pflegebedürftigen zu, bis 2040 wird sie von rund 49.000 um 21 Prozent auf 58.900 steigen, etwa 40 Prozent davon dement. Im Schnitt hatte jede Einrichtung schon voriges Jahr 18 Vormerkungen auf den Wartelisten für einen Platz, es fehlen laut Senioren-Union schon jetzt tausend Plätze in Köln.
Laut Dieter Gruner, Vorsitzender der Senioren Union, hat das Auswirkungen: Die Pflegebedürftigen werden teils weit entfernt von ihrer Heimat untergebracht, eben dort, wo Plätze frei sind. Aber auch weit entfernt von ihren Angehörigen, was Besuche erschwert. Gruner sagt: „Der Pflegebedürftige vereinsamt in seinem Bett.“
Senioren-Union fordert mehr Regeln
Die Senioren-Union fordert, dass die Stadt viel aktiver wird, unter anderem das Kooperative Baulandmodell oder die Konzeptvergabe um Pflegeplätze erweitert. Das Baulandmodell schreibt Investoren unter bestimmten Bedingungen etwa den Bau einer Kita vor, die Konzeptvergabe legt fest, wer den Zuschlag für ein städtisches Grundstück bekommt.
Rau sagte dazu: „Bei der Konzeptvergabe kann ich mir gut vorstellen, stationäre Pflegeeinrichtungen als Kriterium aufzunehmen. Beim Kooperativen Baulandmodell müssen wir prüfen, ob es nicht zu komplex wird. Im Prinzip müssen wir bei allen Planungen das Thema berücksichtigen und strenger regulieren.“
Die Senioren-Union will bis Jahresende einen Antrag im Stadtrat einbringen, um das Thema in den Fokus zu rücken.