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Photokina„Die analoge Fotografie hat wieder starken Zulauf“

Lesezeit 4 Minuten

Foto Kuhweide ist seit 29 Jahren in Sülz

Köln – „Filme hatten wir schon aussortiert“, erzählt Frank Lambertin. Sein Fotofachhandel am Wallrafplatz existiert seit mehr als 50 Jahren. So manches hat sich währenddessen verändert. Wo der Großvater noch Schwarz-Weiß-Fotos entwickelte und der Vater Polaroid-Kameras verkaufte, hat Frank Lambertin es mit modernster Digitaltechnik zu tun. Aber nicht nur. „Die analoge Fotografie hat wieder starken Zulauf bekommen“, erzählt er, sein Laden führt wieder ein breit gefächertes Sortiment an Filmen. Das geschulte Fachpersonal – 30 Mitarbeiter beschäftigt Lambertin in seinem gerade einmal 3,80 Meter breiten Laden – muss manchem jüngeren Kunden allerdings erst beibringen, wie man einen Film richtig einlegt.

Alte Dias digitalisieren

Service, Frank Lambertin ist sich sicher, ist auch heute noch gefragt. „Was nützt die stärkste Kamera und das beste Objektiv, wenn man nicht damit umgehen kann?“ Individuelle Workshops und geduldige Beratung locken auch heute noch Hunderte Fotoenthusiasten täglich in sein Geschäft. Jetzt, rund um die Photokina, wenn tausende Kamera-Freunde aus aller Welt nach Köln pilgern, sind es noch ein paar mehr.

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„Zwei Mal im Jahr laden wir unsere Kunden zur Hausmesse ein. Da bekommt jeder eine kostenlose Sensorreinigung“, so Lambertin. Die koste regulär 60 bis 80 Euro. Ein Service, den die Elektronikketten und der Online-Versand nicht bieten. Auch die Digitalisierung von alten Analog-Formaten vom Schmalfilm über die Super-8-Filmrollen bis zum vergilbten Diakarton ist hier möglich. „Oft kommen Kunden mit großen Tüten voller Diakästen ins Geschäft. Wir scannen das alles ein und Sie können die Rähmchen entsorgen und den Leinwandständer gleich mit“, sagt Lambertin.

Er beobachtet, dass sich nicht nur die Technik verändert hat, sondern auch die Kundschaft. „Wir haben deutlich mehr junge Kunden und viel mehr Frauen als früher“, erzählt Lambertin. „Die konnten die schweren, klobigen Apparate, die es früher gab, schon wegen ihres Gewichts kaum nutzen.“

Aktuelle Photokina-Angebote

Vor alle entdecken viele dank Smartphone-Fotografie ihre Lust am Bildermachen. Denn: wer gern mit dem Handy experimentiert, wird schnell an die Grenzen der dort eingebauten Mini-Kameras stoßen. „Am Ende kommt es auf die Sensorgröße an – und die ist beim Smartphone jämmerlich klein“, erklärt Lambertin. „Auf dem Display sehen die Bilder noch ganz gut aus. Wenn man dann aber versucht, sie auszudrucken, sind die Kunden enttäuscht.“

Das liege an der schlechten Bildqualität, aber auch am mäßigen Druck, bestätigt Gustav Kuhweide. Sein Fotofachhandel in Sülz besteht seit 29 Jahren. Und noch immer entwickeln er, seine Frau und die Angestellten Fotos in der Dunkelkammer. Was da auf echtem Fotopapier bei richtiger Belichtung chemisch entsteht, habe eine ganz andere Qualität, als der blasse Aufdruck aus dem Drogeriemarkt, ist er überzeugt.

„Wir kümmern uns um jeden Kunden, von der Oma, die Hilfe bei der Bedienung der Digitalkamera braucht, bis zum Profifotografen“, so Kuhweide. Er restauriert alte Fotos, begleitet Buchprojekte und hilft bei der Gestaltung von Schallplattencovern. Seine Auszubildende wurde als eine der besten in ganz Deutschland ausgezeichnet. Sein Sortiment aber ist klein. „Manche Marken verlangen, dass man sehr große Mengen abnimmt“, erzählt er. Da die Apparate teuer sind, kann das schon einmal bedeuten, dass Kuhweide sechsstellige Beträge investieren müsste, um die geforderte Anzahl Kameras von einer bestimmten Marke anzukaufen. Das kann sich ein Familienbetrieb wie der seine nicht leisten. Sein Laden lebt folglich nicht von Verkaufsprovisionen sondern von ehrlicher Beratung. Der Fotoingenieur und Einzelhandelskaufmann sagt: „Wir machen nicht nur einen Fotokurs, sondern ein echtes Fotocoaching, in dem wir dem einzelnen Kunden genau erklären, wie er mit seiner Kamera und für das Motiv, für das er sich interessiert, die besten Aufnahmen macht“.

Gefragt sind Porträtfotos

Gefragt sind nach wie vor Pass-, Bewerbungs- oder Porträtfotos. Kuhweide führt aber auch ein breites Zubehörspektrum. „Meine Frau sagt immer, das hier sei ein großer Spielzeugladen für mich“, erzählt er und verrät damit auch, wie viel ihm die Fotografie und die Technik dahinter bedeutet.

Und was sind für ihn die Trends auf der diesjährigen Photokina? „Neben der Wiederbelebung des Analog-Films sind vor allem Sofortbildkameras gefragt“, sagt Kuhweide. Kompakte Belichtungsmaschinchen, die ihre Fotos direkt ausspucken, in guter alter Polaroid-Machart.

Gustav Kuhweide wird in diesem Jahr auf der Messe allerdings fehlen. Er geht mit seiner Frau auf eine fünfwöchige Kreuzfahrt. Der Laden bleibt natürlich geöffnet. Ein Zettel für die Kunden hängst schon im Schaufenster. Die Botschaft: Seien Sie zu unseren Mitarbeiten so freundlich, wie Sie es im Gespräch mit uns sind. In fünf Wochen sehen wir uns wieder. Und sicher hat Herr Kuhweide dann das ein oder andere Urlaubsfoto mit im Gepäck.