AboAbonnieren

Plätze an Kölner Schulen174 Gymnasiasten müssen anderweitig untergebracht werden

Lesezeit 4 Minuten

8603 Viertklässler wechseln im Sommer auf eine weiterführende Schule.

Köln – Trotz Anstieg der Schülerzahlen und der vielen fehlenden Schulplätze haben Bezirksregierung, Stadt und Schulleitungen mehr als 95 Prozent der Erst- und Zweitwünsche bei der Wahl des Gymnasiums erfüllen können. Für 174 Familien, die ihre Kinder an einem Gymnasium angemeldet haben, ist das jedoch nur ein schwacher Trost. Für ihre Kinder wurden weder der Erst- noch der Zweitwunsch erfüllt. Anders als bei den Gesamtschulinteressenten können sie aber fest davon ausgehen, dass ihr Kind eine Schule der gewünschten Schulform besuchen kann. Beim vorgezogenen Anmeldeverfahren an den Gesamtschulen waren dagegen fast 1000 Kinder abgelehnt worden, ohne dass man ihnen ein alternatives Angebot gemacht hat.

Die Hälfte will aufs Gymnasium

Auch die Zahl der Gymnasiasten steigt weiter an: Von aktuell 8603 Viertklässlern wurde über die Hälfte am Gymnasium angemeldet, 3849 von ihnen an einer städtischen Schule. Bei 3558 Kindern – das sind rund 92 Prozent – konnte der Erstwunsch erfüllt werden, bei 117 Kindern zumindest der Zweitwunsch. Besonders schwierig ist die Wunscherfüllung in diesem Jahr in den Stadtteilen Ehrenfeld und Nippes gewesen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Im vergangenen Jahr hatte der Umgang von Bezirksregierung, Stadt und Schulleitungen mit den Familien, deren Wünsche nicht erfüllt wurden, für großen Ärger gesorgt. Kinder wurden auf lange Schulwege durch die Stadt geschickt. Familien aus dem Kölner Westen sollten sich mit Schulen im Rechtsrheinischen arrangieren. Schuld daran waren auch die Modalitäten der Aufnahmeverfahren. Die meisten Schulen verlosen mittlerweile ihre Plätze. Nach Einschätzung von Juristen ist das der sicherste Weg, um sich gegen klagende Eltern zu schützen. Um das zu ändern, müsste das Schulgesetz präzisiert und die Freiheiten der Schulen bei Festlegung ihrer jeweiligen Aufnahmekriterien eingeschränkt werden.

Schulbezirke werden abgelehnt

Alternativ hätten sich Stadt und Bezirksregierung drüber verständigen können, so genannte Schulbezirke einzuführen, wie es sie eine Zeit lang bei Grundschulen gab. Dann wäre der Abstand von Wohnort zur Schule zum entscheidenden Kriterium geworden. Doch das haben die Verantwortlichen abgelehnt, weil sie das als zu großen Eingriff in das Recht auf freie Schulwahl gesehen haben. Damit bleibt ein für die Betroffenen großes Problem ungelöst: Kinder in unmittelbarer Nachbarschaft eines seine Plätze verlosenden Gymnasiums bekommen in Einzelfällen eine Ablehnung, während ein Kind aus einem weit entfernten Stadtteil aufgenommen wird, weil seine Eltern es gerne auf diese Schule schicken wollten.

Lange Schulwege vermeiden

Nach Angaben von Stadt und Bezirksregierung sei es in diesem Jahr immerhin gelungen, lange Schulwege zu vermeiden. Bei zwei so genannten Verteilkonferenzen mit den Schulleitern habe man akzeptable Lösungen erzielen können. Man habe „individuelle Alternativvorschläge am wohnortnächsten Gymnasium mit freien Aufnahmekapazitäten erarbeitet“, so das städtische Presseamt.

Das täuscht allerdings nicht über das Grundproblem des Kölner Bildungsangebots hinweg: Es fehlen Hunderte Plätze an Gymnasien und Gesamtschulen, weil in den vergangenen Jahren zu wenig gebaut wurde. Die Schulverwaltung räumt ein, dass bereits heute drei große Gymnasien mit je vier bis fünf Eingangsklassen fehlen. So behilft sie sich weiterhin mit Provisorien, Containern und Notlösungen. Es wurden vierzehn zusätzliche Eingangsklassen an Gymnasien gebildet und die Klassenstärke auf 30 Kinder erhöht. „Die Ausnahme wird zur Regel, die Belastung für die einzelnen Schulen immer größer“, kritisiert Reinold Goss von der Stadtschulpflegschaft, Sprecher der Eltern der Kölner Schüler.

Druck auf Realschulen nimmt zu

Auch der Druck auf die Realschulen nimmt zu. Dem Vernehmen nach gelang es hier nicht, allen Kindern lange Schulwege zu ersparen. Einige zukünftige Fünftklässler aus rechtsrheinischen Stadtteilen werden wohl bis nach Sülz fahren müssen, um ein Angebot der gewünschten Schulform nutzen zu können. Das ist in sofern brisant, weil in Sülz seit langem über die Umwandlung von zwei Realschulen in eine neue Gesamtschule debattiert wird. Während die Elsa-Brändström-Schule mitmachen will, verweigert sich die benachbarte Theodor-Heuss-Realschule. Mit der Zuweisung von Kindern aus dem Rechtsrheinischen werde sie nun künstlich am Leben gehalten, wird vor Ort kritisiert. Zuletzt hatten Kölner Spitzensportvereine – darunter der 1. FC Köln und die Haie – dafür ausgesprochen, in Sülz eine Gesamtschule mit Sportschwerpunkt zu gründen, die dann zum „Leader“ der NRW-Sportschule in Köln werden könnte.

Die geringste Zahl an Anmeldungen wird wieder von den Hauptschulen gemeldet. 382 Anmeldungen wurden bislang gezählt. Erfahrungsgemäß kommen bis zu den Sommerferien noch einige weitere Anmeldungen hinzu, sodass die Zahl noch etwas steigen wird.