Popkultur KölnNeue Refugien für die Kreativen

Rosi Lang besucht die neuen Räume an der Bergisch Gladbacher Straße regelmäßig, in Kürze sollen hier die ersten Bands einziehen.
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Dellbrück – Der Sprung vom Main an den Rhein gelang überraschend reibungslos. Kürzlich probten Sascha Lukas, sein Bruder Manuel und David Stieffenhofer von der Band Wyoming noch in Frankfurt, nun will das Indie-Pop-Trio von Köln aus die Bühnen erobern. Zwei der drei Jungs wohnen schon in Kalk. Manuel Lukas, noch in Frankfurt zu Hause, will bald folgen. Und einen Proberaum gibt es auch schon: In wenigen Tagen wird die Band ihr Equipment an der Bergisch Gladbacher Straße 1025 in Dellbrück aufbauen. Sascha Lukas, Gitarre und Synthesizer, wundert sich selbst über den schnellen Erfolg: „Normalerweise ist es sehr schwierig, zumutbare Proberäume zu finden.“ In diesem Fall habe die Suche zwei Tage gedauert.
13 neue Proberäume
Das ist ein kleines Wunder: Etwa 1200 Bands tummeln sich aktuell in Köln und Umgebung, vielleicht 350 vermarktete Proberäume stehen dem gegenüber. Der Verein Popkultur Köln will die Not wenigstens ein bisschen mildern. In einer bis vor kurzem leer stehenden Halle mitten in einem Dellbrücker Gewerbegebiet lässt der Verein momentan 13 neue Proberäume herrichten. 24 Stunden am Tag, sieben Tage pro Woche dürfen die Musiker proben, Anfang April soll alles fertig sein.
Rosi Lang, die Geschäftsführerin von Popkultur Köln, besucht die Baustelle mehrmals wöchentlich. Sie freut sich, nach mehr als zehn Jahren wieder Proberäume im rechtsrheinischen Köln anbieten zu können. „Wir haben in vielen Hallen gestanden, haben im Rechtsrheinischen wirklich gesucht“, sagt Lang zwischen frisch aufgestellten Trockenbau-Wänden. Aber erst jetzt habe sie das Gefühl, die richtige Immobilie gefunden zu haben. Die Nachfrage nach guten und bezahlbaren Proberäumen ist groß, das Angebot überschaubar. Erst vor einem Jahr mussten rund 40 Bands den ehemaligen Luftschutz-Bunker an der Flittarder Pützlachstraße räumen: Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben kündigte den Mietern wegen Brandschutz-Mängeln.
Rosi Lang ist Musikerin und Geschäftsführerin von Popkultur Köln, einem gemeinnützigen Verein, der die Rock- und Popszene fördert. Seit 1992 bemüht sich der Verein mit der Stadt, Musikern eine bessere Infrastruktur zu bieten.
Die Proberäume des Vereins:
Fort VI, Militärring, 8 Räume;
Fort IV, Bocklemünd, 9 Räume;
Casino Garden, Neusser Landstraße 2, 13 Räume;
Proberaum-Zentrum, Xantener Straße 86-90, 15 Räume;
Das neue Proberaum-Zentrum, Bergisch Gladbacher Straße 1025, 13 Räume.
Kontakt zu Rosi Lang ist telefonisch unter 0172/245 11 36 oder 0221/24 03 108 möglich. Oder per E-Mail:
rosi.L@freenet.de
Das neue Angebot von Popkultur Köln kommt da zur richtigen Zeit. Acht Räume hat Rosi Lang bereits vermietet. „Die Bands waren alle schon hier und haben gesagt: Das fühlt sich gut an.“ Auch die Mitglieder von Wyoming sind glücklich: „Da wird an die richtigen Dinge gedacht“, sagt Sascha Lukas, der – so lange in Dellbrück noch gearbeitet wird – mit seiner Band im altehrwürdigen Fort IV in Bocklemünd an neuen Stücken feilt: „Das Wichtigste ist, Tag und Nacht proben zu können, dass man nicht um 22 Uhr aufhören muss.“
Die Dellbrücker Räume, die der Verein mit finanzieller Unterstützung der Stadt herrichten lässt, sollen beste Bedingungen bieten: Türen und Böden, die den Schall kaum nach außen lassen, eine Be-und Entlüftung, Brandschutzmeldeanlagen. „Die Böden werden rot, die Wände gelb“, kündigt Lang an. Die meisten Räume sind 25 Quadratmeter groß, der größte 35. Elf Euro pro Quadratmeter und Monat kostet die Miete, Nebenkosten nicht inklusive. Sechs Räume sind bereits vermietet, an DJs, Cover- oder Schülerbands.
Die Unterstützung der Stadt und ihres Popkultur-Referenten Till Kniola sei hervorragend, hebt Lang hervor: „Es fließt so viel Geld, dass wir hier arbeiten können.“ Dank der städtischen Förderung könne der Verein den Kraftakt stemmen. Insbesondere im Rechtsrheinischen würde Popkultur Köln aber gern mehr Bands ein Zuhause bieten. Bislang befinden sich alle Räume des Vereins – insgesamt 45, hinzu kommen verschiedene private Anbieter – auf der anderen Rheinseite (siehe „Der Verein“). Ideen für weitere Niederlassungen hat Lang bereits.