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8. Oldtimer MopedtreffenVollgas auf der Rennsemmel

Lesezeit 3 Minuten

8. Oldtimer-Mopedtreffen im Eltzhof.

Wahn – 410 Kilometer ist Andreas Jung mit seiner Zündapp KS 50 Baujahr 1973 von Freiburg nach Köln über die Autobahn geknattert. Weil die Maschine knapp 100 Stundenkilometer schnell ist, hat sie statt eines Versicherungskennzeichens ein großes Nummernschild. „Ich habe etwa fünfeinhalb Stunden für die Strecke gebraucht“, sagt er. „Immer Vollgas.“ Angst, dass der kleine nur 50 Kubikzentimeter große Motor der „Schnapsglas-Klasse“ dabei schlapp machen würde, hatte er nicht. „Die KS 50 hat einen wassergekühlten Zweitakter, der hält das aus.“ Jung hat gute Chancen, den von Klaus Becker, dem Organisator des Oldtimer-Mopedtreffens im Eltzhof gestifteten Pokal für die weiteste Anreise zu gewinnen.

„Die Ausfahrten vermisse ich schon, die waren immer besonders schön“ - (Klaus Becker)

Einer seiner schärfsten Konkurrenten ist Horst Pentrup aus Bremen. Der 71-Jährige hat die Strecke auf Landstraßen zurücklegen müssen. „Mit meiner Kreidler R MC 50 Baujahr 1979 darf ich nicht auf die Autobahn.“ Die Fahrt zum Oldtimer-Mopedtreffen über Osnabrück und durch das Ruhrgebiet sei seine letzte große Fahrt, sagt der Oldie.

190 Kilometer in der Stunde auf der „Rennsemmel“

Neun Stunden habe er inklusive einiger kurzer Pausen gebraucht. In der Vergangenheit hat Pentrup viele solcher Reisen mit seinem Mokick unternommen. Seine Kreidler, die er vor 25 Jahren gebraucht erworben hatte, habe auch die weitesten Fahrten prima überstanden. Beim Vorbesitzer sei sie immer ausgegangen. „Der hatte eine Zündkerze aus einem VW eingebaut, sie braucht aber eine für Zweitakt-Motoren.“ Im Grunde sei die Kreidler aber ein ziemlich stabiles Fahrzeug.

Anders sieht es bei der Kreidler RS aus, einer „Rennsemmel“ aus dem Rennstall von Roland Schuster aus Hockenheim. „Die hat auch nur 50 Kubik, läuft aber gut 190 km/h“, sagt Klaus Klüglich aus Gaggenau. Nur muss der Motor nach jedem Rennen auseinandergenommen und neu zusammengebaut werden. „Der macht ja auch 16.000 Umdrehungen in der Minute, das fordert ihn ganz schön.“ Eine Straßenzulassung hätten die Rennsemmeln natürlich nicht. „Dagegen spricht schon der Resonanz-Auspuff, der macht ziemlich viel Krach.“

Klüglich war ein erfolgreicher Rennfahrer. Unter anderem hat er 1967 ein Rennen auf der Avus, der Berliner Rennstrecke, gewonnen. Mit dem Moped schnelle Runden drehen, das kann er heute nicht mehr, denn er ist blind. „Das ist die Folge eines Autounfalls“, sagt er. Freunde aus dem ehemaligen Rennstall von Roland Schuster hatten ihn zum Oldtimer-MopedTreffen mitgenommen. Klüglich schraubt allerdings die kleinen heißen Öfen noch immer gern zusammen. „Ich schaue mir die Teile zuerst mit den Fingern an, lege sie mir dann zurecht und baue alles zusammen.“

Mekka für Liebhaber alter Maschinen

Das Oldtimer-Mopedtreffen im Eltzhof hat sich mit den Jahren zum Mekka für Liebhaber alter Mopeds aus ganz Deutschland entwickelt. Fast 300 von ihnen waren auch dieses Mal auf Einladung von Klaus Becker zum Eltzhof gekommen. „Eigentlich ist hier mittlerweile zu wenig Platz“, sagt er. „Im Innenhof haben wir die Mopeds und im Hinterhof den Teilemarkt.“ Im Vorraum des Veranstaltungs-Saales hat Becker auch wieder Platz für die Zündapp-Ausstellung gemacht.

Neben Informationen über die Geschichte des 1917 in Nürnberg gegründeten Motorradwerkes waren hier sogar Rasenmäher und Nähmaschinen zu besichtigen. Leider – so Becker – seien die Auflagen der Stadt für eine gemeinsame Ausfahrt der Teilnehmer so hoch, dass auch in diesem Jahr darauf verzichtet werden musste. „Die Ausfahrten vermisse ich schon, die waren immer besonders schön.“