Abbruch des Zündorfer KinosNur die Erinnerung bleibt
Zündorf – Es ist ein Stück Geschichte, das an der Houdainer, Ecke Schmittgasse abgerissen wurde. Der Bagger riss erbarmungslos Wand für Wand des alten Zündorfer Kinos ab und zog jeden Stein gnadenlos zu Boden. Bis 1969 betrieb die Familie Peters dort das Kino, in das die Bürger strömten, um den Geschichten von Sissi oder Dick und Doof zu folgen oder die Rätsel um den Schatz im Silbersee zu entdecken.
In den vergangenen Jahren hatte die Familie Peters die Immobilie vermietet. Hier waren ein Lebensmittelgeschäft sowie ein Getränkemarkt untergebracht. „Die Zeiten haben sich einfach geändert“, erinnert sich Günter Peters, dessen Eltern das Kino betrieben haben. „Der Fernseher hielt Einzug in die Wohnzimmer, und die Leute gingen seltener ins Kino.“
In den 1950er und 60er Jahren war das noch anders: Die Porzer Bürger hatten in insgesamt elf Kinos die Möglichkeit Western, Heimatfilme und Hitchcock-Krimis anzuschauen. Zwei davon waren das „Scala“ in der Mühlenstraße und das „Rheingold“ in der Rathausstraße. Weitere Filmhäuser gab es in Ensen, Eil, Urbach, Wahn, Wahnheide sowie Heumar und Rath. In Zündorf endet nun mit dem Abriss des ehemaligen Lichtspiel-Gebäudes die Kino-Geschichte. Familie Peters wird dort ein Mehrfamilienhaus mit acht Wohnungen bauen. „Wir schaffen etwas Neues. Das ist auch im Sinne meiner Eltern, denn ohne ihre Leistungen, ohne ihr Grundstück und das Fundament, wäre das jetzt nicht möglich“, sagt Günter Peters, der früher selbst im elterlichen Kino Filme vorgeführt hat. Er habe bewusst auf ein weiteres Ladenlokal verzichtet. Es gebe genug Leerstand. „Meine Frau hat mich auch gefragt, ob mich das nicht schmerzt, dass das Gebäude nun abgerissen wird. Ich lasse das aber nicht an mich heran, das bringt nichts.“
Zündorfer, die sich an die Zeiten des Kinos gut erinnern können, bedauern den Abbruch durchaus. „Ich habe schon daran gehangen, und es war schade, als das Kino damals geschlossen wurde“, sagt Josef Bornheim, der direkt über dem Lichtspiel-Saal gewohnt hat. „Mit dem Abriss geht eine schöne Erinnerung den Bach herunter.“ Der heute 71-Jährige kennt noch viele Geschichten, die er mit dem Kino der Familie Peters verbindet. „Ich habe ab und zu Plakate mit den aktuellen Vorführungen ausgetragen – dafür musste ich keinen Eintritt zahlen.“ 50 Pfennig sparte sich Josef Bornheim damals. Wenn jedoch ein Film gezeigt wurde, der erst für Zuschauer ab 18 Jahren freigegeben war, musste sich der Jugendliche etwas einfallen lassen. „Sobald Brigitte Bardot gezeigt wurde, war der Film ab 18 frei gegeben“, erzählt Bornheim. Der damals 15-Jährige hatte aber eine Lösung gefunden, um sich den für ihn verbotenen Film zumindest bis kurz vor Ende anzusehen: „Ich bin über die Kegelbahn heimlich hinein geschlichen. Aber ich musste zusehen, dass ich rechtzeitig wieder draußen war, sonst hätte es Ärger gegeben.“