AboAbonnieren

Bedrohte Lukaskirche in Köln-PorzIst eine Eventkirche eine gute Alternative?

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Denkmalgeschützter Jugendstilbau aus den 1920er Jahren: die Porzer Lukaskirche an der Mühlenstraße.

  1. Eventkirche? Kolumbarium? Die evangelische Gemeinde diskutiert Pläne für das Gotteshaus

Köln-Porz – Wie kann man die Lukaskirche für zukünftige Generationen von Gläubigen erhalten? Diese Frage beschäftigt die evangelische Gemeinde in Porz und die Kirchenausschüsse seit Jahren. Doch eine Antwort ist bis heute nicht gefunden, auch nicht bei der jüngsten Gemeindeversammlung im Gotteshaus an der Mühlenstraße. Das sei auch nicht das Ziel der Versammlung gewesen, sagt Henning Schützendorf, Vorsitzender des Presbyteriums, der gewählten Kirchengemeindevertretung. „Wir wollen eine Entscheidung für die kommenden 20 Jahre treffen, das braucht Zeit“, so der 65-Jährige.

Die evangelische Gemeinde in Porz hatte in den vergangenen Jahren mit einem krassen Rückgang der Gemeindemitglieder zu kämpfen. Aktuell zählt die Gemeinde 10 500 Gläubige. Ende der 1980er Jahren waren es noch rund 15 000. Hinzu kommen Kirchenaustritte, der demografische Wandel und finanzielle Probleme, die der Gemeinde zugesetzt haben. Ein Strukturwandel, bei dem Stellen gekürzt und Kirchen geschlossen werden mussten, hat das evangelische Kirchenleben verändert und auch die Lukaskirche getroffen.

So ist der aktuelle Pfarrer Rolf Theobold eigentlich für die Pauluskirche in Zündorf zuständig, gestaltet aber auch die sonntäglichen Gottesdienste in der Lukaskirche. „Allein aus den Kirchensteuermitteln können wir die Kirche nicht unterhalten“, sagt Theobold. Der Unterhalt eines großen Gotteshauses sei teuer. Zudem sei in Zukunft mit weniger Geld zu rechnen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. Rentner zahlten weniger Kirchensteuer. „Deshalb suchen wir nach Wegen, die Kirche so zu nutzen, dass sie zusätzliche Einnahmen erbringt“, sagt der Geistliche.

Zwei Szenarien werden aktuell im Presbyterium diskutiert: eine Eventkirche für Veranstaltungen verschiedener Art, von Konzerten bis Ausstellungen, und ein Kolumbarium, also eine Urnengrabstätte. „Es gibt noch keine Entscheidung, vielleicht werden auch beide Vorschläge realisiert oder ein komplett anderer“, stellt Schützendorf klar. In der Gemeinde gab es im Vorfeld Befürchtungen, die Kirche könnte geschlossen werden und in eine Grabstätte umgewandelt werden. Neben dem Kirchenraum geht es vor allem um den Gemeindesaal, der unter dem Gotteshaus liegt. So nutzt etwa die Gemeindepädagogin Carola Siman mit mehreren Jugendgruppen den rund 100 Menschen fassenden Raum. „Wir machen Filmabende, Kochveranstaltungen und Ferienfreizeiten“, so Siman, die vor allem gegen ein mögliches Kolumbarium argumentiert. „Die Kirche sollte für die Lebenden sein und nicht für die Toten“, so die Pädagogin.

Eventkirche und Kolumbarium zusammen

Dem widerspricht Pfarrer Theobold, der sich beide Varianten auch kombiniert vorstellen kann, Eventkirche und Kolumbarium: „Beerdigung und Tod gehören zum Leben dazu, es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen.“ Er bat die Gemeindemitglieder, nicht voreilig eine Möglichkeit auszuschließen. Vielleicht ließe sich beides verwirklichen, etwa in dem man das leerstehende benachbarte Gemeindehaus als Urnengrabstätte nutzt. „Wir wollen die Kirche auf jeden Fall erhalten“, so Theobold.

Für die große Lösung soll eine Art Expertenrunde mit Architekten, Landschaftsplanern und Städtebauern zusammengestellt werden, die Konzepte für das gesamte Kirchenareal mit Parkplatz und Gemeindehaus erarbeitet. Im nächsten Schritt will das Presbyterium eine Machbarkeitsstudie für beide Varianten in Auftrag geben, für eine Eventkirche und ein Kolumbarium oder eine Kombination aus beiden. In die Überlegungen soll das Gemeindehaus neben der Kirche mit einbezogen werden. Sobald die Studie fertig ist, sollen die Ergebnisse mit den Gemeindemitgliedern diskutiert werden.

Unabhängig von allen langfristigen Überlegungen soll kurzfristiger ein barrierefreier Zugang zur Kirche und zum Gemeindesaal eingerichtet werden. „Der ist aber nur in Form eines Aufzuges möglich“, erklärt Schützendorf. Dafür sei ein sechsstelliger Betrag nötig, den man erst noch beschaffen müsse. Schneller umsetzbar sind dagegen Fahrradständer vor der Kirche, die sich eine Anwesende wünscht. „Wenn Sie nichts gegen Werbung auf dem Halteständer haben, gibt es die sogar umsonst“, sagt Pfarrer Theobold.